Review Aborym – Shifting.Negative

Und ABORYM so: Gib uns Tiernamen! – Chamäleon!
Böse Tiernamen! – Böses, schwarzes, feuerspeiendes Chamäleon!

Treffender lassen sich die Italiener nämlich (zumindest mit Tiernamen) kaum beschreiben. 1992 gegründet, seit 1997 wirklich aktiv und seitdem circa alle drei Jahre mit einem Album vorstellig, steht der Name ABORYM mittlerweile nämlich für vieles – nur nicht für Stagnation oder Langeweile. Auf das nicht nur dem Namen nach wirklich dreckige Album „Dirty“ lassen ABORYM nun die nächste Überraschung folgen: „Shifting.Negative“. Denn wieder einmal ist alles anders.

War „Dirty“ noch von seiner extremen Rohheit, dem omnipräsenten, kalten Industrial-Touch und erbarmungslosen Black-Metal-Attacken geprägt, lässt sich „Shifting.Negative“ mit dem EBM-lastigen Einstieg von „Unpleasant“ gleich ganz anders an. Spätestens, wenn Fronter Fabban zu stampfenden Beats und verschwurbelten Synthies dann in bester New-Metal-Manier zu singen und flüstern beginnt, ist klar, dass man für ABORYM auch diesmal alles, nur nicht voreingenommen oder voll vorgefertigter Erwartungen sein darf.

Tatsächlich hat „Shifting.Negative“ auch im weiteren Verlauf mehr mit modernem Ami-Metal am Hut als mit bösen Skandinaviern: Ob nun stilistische Parallelen zu Korn („For A Better Past“), Marilyn Manson („Decadence In A Nutshell“) oder Ministry („You Can’t Handle The Trouth“) – konkrete Beispiele für New-Metal-Anleihen gibt es auf dem Album genügend. Und trotzdem bleiben sich ABORYM insgesamt irgendwie treu. Auch „Shifting.Negative“ klingt finster und avantgardistisch, wie man es so nur von Dødheimsgard kennt. Komplex und verschroben, und obwohl melodisch und eingängig, alles andere als plakativ oder gar poppig dahermusiziert.
Vielmehr gelingt es den von Fronter Fabban einmal mehr komplett neu besetzten ABORYM, unterstützt durch unzählige Gastmusiker wie Tor Helge Skei (Manes, Ambient-Electronics) oder Sin Quirin (Ministry, Gitarre) auf Album Nummer sieben scheinbar spielend, all diese Elemente zu kombinieren: Als wäre es die größte Selbstverständlichkeit, fügen sich kreischende Rock-Gitarren und schmissige Riffs ins größtenteils elektronische Klangbild und verschmelzen perfekt mit dem stets eingängigen, jedoch nie kitschigen Gesang.

Da musikalischer Wandel eine der wenigen Konstanten im Kosmos von ABORYM darstellt, sollte „Shifting.Negative“ niemanden wirklich überraschen. Und doch ist das Album eine einzige große Überraschung: Mal New Metal, mal (selten) Black Metal, oft Industrial und zwischendrin immer wieder abgefreakt progressiv-rockig, haben sich ABORYM mit diesem Werk schlicht selbst übertroffen. „Shifting.Negative“ ist und bleibt spannend – vom ersten bis zum letzten Song, vom ersten bis zum X-ten Durchlauf. Auf Belanglosigkeiten oder zumindest Durchhänger in der Spannungskurve, wie sie das etwas zu lang geratene „Dirty“ bei aller Genialität nicht zu kaschieren vermochte, wartet man hier vergeblich – und zwar 47 Minuten und zehn Sekunden lang. Was die Spielzeit angeht, ist „Shifing.Negative“ nämlich gerade einmal zwei Minuten und fünf Sekunden kürzer ist als sein Vorgänger.

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Wertung: 9 / 10

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