Review Aborted – The Archaic Abattoir

Zugegeben, nach dem ersten Anhören von „The Archaic Abattoir“, dem vierten Album der belgischen Brutal Death Metaller ABORTED, war ich verwundert und gleichzeitig enttäuscht. Die brutalen Elemente machen den melodischen und hardcoreangelehnten immer mehr Platz. An sich ist das ja nicht unbedingt schlecht, aber nach dem genialen „Goremageddon: The Saw And The Carnage Done“ kannte und schätzte ich ABORTED eher für ihren brutalen, kompromisslosen Death Metal mit Grindcoreeinlagen. So war es für mich zunächst schwierig, an diesem Album wirklich Gefallen zu finden, denn der Umstieg von brutal zu melodisch und groovig geschah binnen 2 Jahren doch recht rasch, was mich irgendwie stutzen ließ. Irgendwann aber bemerkte auch ich, dass man dieses Album nicht als melodischen Schrott abtun darf, denn die harmonien sind so gut wie immer perfekt durchdacht und brechen frech Klischees, die in dieser Musikrichtung vielleicht sogar heute noch extrem stark präsent sind. Wie auch immer, äußerlich belässt man natürlich alles beim Alten, die Songtitel sind wunderbar humorvoll übertrieben und kitschig und auch die optische Gestaltung spricht für sich.

„Dead Wreckoning“ war der Song, der mich Anfangs durch den seltsamen, hardcoreartigen Gesang und das ebenfalls hardcoreartige Riffing eher negativ überraschte. Auch nach mehrmaligem Anhören konnte ich dem Song nicht allzu viel abgewinnen. Doch irgendwie fand ich immer mehr gefallen an diesem Groove, dem man sich kaum entziehen kann, lediglich die Vocals konnten bei mir keine Begeisterungssprünge auslösen. So kam auch nach einigen, und ich meine wirklich einigen Hördurchgängen Sympathie für das gesamte Konzept auf. „Blood Fixing The Bled“ schlägt schon wieder in eine ganz andere Kerbe und zeigt bluesartige Melodien auf, die ABORTED ein ganz neues Gesicht verpassen, welches ihnen ungemein steht. Für einen Musiker ist diese ungewöhnliche Mixtur wahrscheinlich nochmal ein ganzes Stück interessanter als für einen, sagen wir mal vorsichtig ‚Laien‘. Klar wird schnell, dass man hierzu wunderbar die Mähne schütteln kann. Achja, die Produktion unterscheidet sich vom Vorgänger dahingehen, dass die sehr hohen Frequenzen nicht mehr derartig in den Vordergrund gedrängt wurden. Das hat zwar zur Folge, dass die Gitarren nicht mehr wörtlich wie auf „Goremageddon“ wie eine Kettensäge klingen, die technischen Finessen aber viel stärker zum Ausdruck kommen. Ein wahrlich großartiger Song folgt gleich wieder darauf, „Blood Fixing The Bled“ tötet, zerstückelt und tütet alles fachgerecht ein, was nicht bei drei auf dem Baum ist und das Solo sollte den letzten von ABORTEDs songschreiberischen Fähigkeiten überzeugen. Ich will jetzt gar nicht so genau auf jeden einzelnen Song eingehen, überall groovt und knallt es, wie es sich gehört, allerdings anders als gewohnt. „The Inertia“ wirkt zu Beginn fast sarkastisch, bleibt durch seine Eingängigkeit auch schnell im Ohr hängen. Und auch die anderen Songs stehen dem in nichts nach, der Rausschmeißer „Descent To Extirpation“ beispielsweise schließt das Album auf eleganteste Weise ab und beweist ein letztes Mal, welche Fertigkeiten die Gruppe an den Tag legt.

Insgesamt ist „The Archaic Abattoir“ also ein definitiv hörenswertes Album, wenn man sich nicht von der Flut an neuen Elementen abschrecken lässt. Denn diese passen eigentlich super ins Gesamtbild, wenn auch stellenweise etwas dick aufgetragen. Der Gesang ist mir persönlich nämlich ein wenig zu untypisch ausgefallen und auch hier und da lassen sich noch diverse Schwächen ausmachen. Trotzdem aber haben ABORTED hiermit eine Langrille höchster Güteklasse geschaffen, die keinem offenherzigen Metalhead entgehen sollte, auch die Gastauftritte von Bo Summer von Illdisposed, Michael Bogballe von Mnemic und Jacob Bredahl machen das Ganze zu einer lohnenswerten Angelegenheit. Ungewöhnlich viele Hördurchgänge braucht sie dann aber schon, wer mal über den Punkt der Engstirnigkeit raus ist, der wird seine helle Freude haben!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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