Abbath - Dread Reaver

Review Abbath – Dread Reaver

Olve Eikemo alias Abbath ist der Gene Simmons des Black Metal. Zumindest, was die Größe seiner Zunge angeht und die Rolle, die seine Gesichtsbemalung für sein Image spielt. Und so ziert sein unverkennbar geschminktes Gesicht natürlich auch „Dread Reaver“, das nunmehr dritte Album seiner Band ABBATH – allerdings in wenig überzeugender Art und Weise: Waren die weißen und schwarzen Dreiecke in das Artwork von „Outstrider“ (2019) noch einigermaßen gelungen integriert, ist der Merge aus billiger Teufelsmaske und befremdlichem Denkerposen-Porträt einer jener „Layout-Unfälle“, von denen man beim besten Willen den Blick kaum lösen kann (… warum ist eine Hand schwarz-weiß?). Immerhin: Das Cover ist das einzige, was an „Dread Reaver“ komplett misslungen ist.

Positiv überrascht etwa der Sound: Nach dem eher rockig produzierten Debüt „Abbath“ (2016) hatte „Outstrider“ mit einem merklich bissigeren, aber auch sehr unausgewogenen Sound zu kämpfen. Hier klingt „Dread Reaver“ insgesamt viel stimmiger: Zwar überraschen der etwas verwaschene Sound der Rhythmusgitarren und der vergleichsweise weit in den Hintergrund gemischte Gesang zunächst, im Gesamtmix klingt beides aber stimmig. Dass das Schlagzeug wieder deutlich organischer tönt, sich die Gitarrensoli genau richtig von der Riffbasis absetzen und alle Instrumente im Mix insgesamt wieder besser zusammenwirken, gibt „Dread Reaver“ genau den Mix aus Schub und Rotzigkeit, den eine rockige Black-Metal-Band wie ABBATH benötigt.

Musikalisch hat sich unterdessen nicht allzu viel getan. Ruft man sich ins Gedächtnis, dass Eikemo seine Band Ende 2019 volltrunken fast ruiniert hätte und anschließend eine Entziehungskur ankündigte, um wieder Herr seiner Sinne zu werden, ist das durchweg positiv zu sehen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass ein Musiker nach einem Entzug mit der eigenen Kreativität zu kämpfen gehabt hätte. Im konkreten Fall dürfte der Schritt die Band gerettet haben: Immerhin konnten Season Of Mist bereits im Januar 2021 ein neues Album ankündigen, das dann in nur gut einem Jahr fertig wurde. Und sogar Bassistin Mia Wallace (Nervosa) ist wieder zurück in der Band.

Immer wieder durch fingerfertige Soli von Lead-Gitarrist Ole André Farstad abgelöst, knödelt sich Abbath auf „Dread Reaver“ also durch knapp 40 Minuten Songmaterial – ein mitten in der Tracklist „verstecktes“ Cover von Metallicas „Trapped Under Ice“ inklusive. Dass dieser Thrash-Hit in der ABBATH-Version weder positiv noch negativ heraussticht, ist bezeichnend: Zum einen ist es ABBATH nämlich gelungen, das Stück im eigenen Stil zu interpretieren, ohne es zu ruinieren – zum anderen fällt das bandeigene Material gegen das Werk der Riff-Meister aus Los Angeles nicht merklich ab.

Einmal mehr überzeugen ABBATH auf „Dread Reaver“ mit griffigen Riffs, die durchweg gut ins Ohr gehen – und diesmal auch wieder mit gutem Sound. Damit klingen ABBATH auch 2022 noch unverkennbar nach ABBATH – aber zugleich in sich stimmiger als noch 2019. Ob man dieses etwas rohere Album dem rockigeren Debüt vorzieht, ist dann nur noch eine Geschmacksfrage. Die eigentliche Erkenntnis aus „Dread Reaver“ aber ist: Rampensau Abbath scheint zurück in der Spur – die nächste Tour kann kommen!

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Wertung: 8 / 10

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5 Kommentare zu “Abbath – Dread Reaver

  1. Auf Studiokopfhörern beinahe unhörbar. Eine undifferenzierte und amateurhafte Klangmatsche. Unterwegs im Auto vielleicht akzeptabel, aber das war wirklich ein Griff ins Klo. Abbath hat die Scheibe selber gemischt. Vielleicht sollte er den Job das nächstes Mal wieder Profis überlassen. Den Einsatz von Wallace hätte er sich auch sparen können, da man vom Bass eh so gut wie nix hört.

    1. Naja, er steht mit als Produzent dabei, aber ebenso sind hier Endre Kirkesola (Engineering, Mixing, Producer) und Maor Appelbaum (Mastering) involviert, und die beiden wissen ja nun doch, was sie tun. Insofern kann ich deine Kritik nicht nur in der Sache nicht verstehen, sondern muss die Herleitung leider auch relativieren ;)

      1. Mastering != Mixing. Wenn der Mix beschissen ist, hilft kein Mastering. Zu Kirkesola: Wir können darüber spekulieren, wer hier das letzte Wort hatte. Ich nehme mal, der Band-Chef. Im Endeffekt aber auch egal, ändert ja nichts am Ergebnis. Und zu „wissen, was sie tun“: Das wussten die Produzenten von Death Magnetic auch. Das Album sollte ganz gewiss genauso klingen, ist aber dennoch unhörbar.

        Aber gut, dir gefällt´s, mir nicht. Wir werden es überleben :)

  2. Ich weiß nicht so recht, Du hebst den Sound positiv hervor, ich find den tatsächlich fast nicht hörbar. Mir fehlt da auch die typische Kälte die den Sound von Immortal und dementsprechend Abbath bisher ausgemacht haben. Mag an meinem Gehör liegen aber ich höre außer Wummern nicht viel… Schade, zündet auch nach dem 10 hören nicht bei mir.

    1. Die Kälte von Immortal erwarte ich bei Abbath ehrlich gesagt nicht – oder sollte man wohl auch nicht erwarten, immerhin haben Abbath von Anfang an auch noch einen rockigeren Einschlag als Immortal je hatten, das denke ich darf man auch auf den Sound bezogen nicht vergessen. Das Wummern wundert mich, auf meinen Studioboxen klingt es tatsächlich wie oben beschrieben … habe das Album aber tatsächlich nicht auf einer „herkömmlichen“ Stereoanlage gegengehört, da ich grundsätzlich über Monitorboxen (Yamaha HS7) höre, um einen neutralen Klang zu gewährleisten.

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