Gerade einmal ein Jahr benötigten die erst 2015 gegründeten ÅND, um ihr Debüt-Album fertigzustellen. Von einem Schnellschuss der Berliner kann bei dem „Aeternus“ betitelten Werk dennoch nicht die Rede sein: Hinter dem vielleicht etwas klischeebeladenen, ästhetisch jedoch grandiosen Artwork verbirgt sich eine erfreulich kurzweilige Reise durch die Welt des deutschen (Post-)Black-Metal.
Dass ÅND aus Deutschland stammen, hört man den Berlinern nicht nur der durchweg auf Deutsch verfassten Texte wegen an. Auch musikalisch klingen ÅND unverkennbar „deutsch“: Vertrackt, bisweilen vielleicht einen Tick zu verkopft, stets jedoch erkennbar durchdacht und liebevoll arrangiert, reihen sich ÅND irgendwo zwischen den Doomern Valborg und Post-Black-Metallern wie Der Weg einer Freiheit ein.
Das breite Spektrum, das zwischen diesen Bands liegt, füllen ÅND mit beeindruckender musikalischer Vielfalt: Von melodiös und gefühlvoll bis zu roh und aggressiv ist in der gebotenen halben Stunde nahezu jede Stimmung repräsentiert. Der für Black Metal oft verhältnismäßig gutturale Gesang rundet das Gesamtbild stimmig ab – schon allein deshalb, weil durch diesen Gesangsstil die Texte (zumindest für geübte Ohren) vergleichsweise verständlich bleiben. Einen Knacks bekommt die ansonsten makellose Atmosphäre lediglich beim etwas zu gewollt „atmosphärischen“ Vier-Minuten-Ambient-Instrumental „Dämmerung“. Schon mit dem darauffolgenden „Schatten“ gelingt es ÅND jedoch spielend, den Hörer wieder in ihren Bann zu ziehen.
In knapp 30 Minuten gelingt es ÅND, einen guten Abriss dessen zu präsentieren, was unter modernem deutschen Black Metal verstanden werden kann: Nicht zuletzt des beeindruckend differenzierten und zugleich kraftvollen Sounds wegen vermag „Aethernus“ den Hörer vom ersten Song an mitzureißen. Dass das Album vergleichsweise kurz ausfällt und mit „Dämmerung“ zumindest einen Schwachpunkt hat, ändert nichts am Gesamturteil: ÅND bieten vielleicht nichts gänzlich Neues, setzen aber die typischen Post-Black-Metal Elemente in ihrer Musik so gelungen zusammen, dass das Resultat trotzdem vergleichsweise individuell klingt. Nichts für Black-Metal-Puristen oder Extravaganz-Fanatiker – ansonsten aber für jeden Fan düsterer Klänge empfehlenswert.
Wertung: 7.5 / 10