Review 36 Crazyfists – Collisions And Castaways

Fliegende Fäuste bei Roadrunner Records? Gefahr im Verzug für eines der größten Rock- und Metal-Labels überhaupt? Wie man es nimmt, denn wenn die 36 CRAZYFISTS zu einem neuen Schlag ausholen, kommt in der Regel niemand ungeschoren davon. Die eigentlich aus Alaska stammenden Jungs, die seit 1996 in ihrer Wahlheimat Portland, Oregon, leben, brachten nun mit „Collisions And Castaways“ ihre bereits sechste Scheibe auf den Markt – und erstmals seit 2004 wird dem Warten der Fans wieder über die alte Labelheimat Roadrunner Records ein Ende gesetzt.

In erster Linie bekommen die Fans altbewährte, genau so kantige wie eingängige Metalcore-Kunst serviert, die in den mittlerweile 16 Jahren Bandgeschichte noch keine allzu gravierenden Änderungen oder Stilwechsel durchlaufen musste. Das macht auch „In The Midnights“ klar, der den Startschuss in die nächsten 11 Songs und knapp 45 Minuten Spielzeit gibt. Wuchtige Growls geben sich mit typischem Klargesang die Klinke in die Hand – jederzeit unterlegt von der sehr souveränen Arbeit von Axtmeister Steve Holt. Der trägt einen nicht geringen Teil dazu bei, dass Titel a là „Trenches“ mit ihrem Hardcore-Touch nicht nur funktionieren, sondern sich perfekt in das Gesamtkonzept eingliedern können und auch punkige Attitüden („Reviver“) alles andere als deplatziert wirken.
Frontmann und Mikrofonbefeuchter Brock Lindow tut außerdem sein Übriges dazu, „Collisions And Castaways“ in ein angenehm abwechslungsreiches Gewand zu kleiden. Wer sich auf innovative Metalcore-Klänge freut, wird dennoch enttäuscht – die 36 CRAZYFISTS erfinden das Rad nämlich auch mit ihrem aktuellen Silberling nicht neu. Stattdessen gelingt es den US-Amerikanern ausgesprochen gut und mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit, eine unglaublich angespannte und aggressionsgeladene Atmosphäre zu erzeugen, die sich beim Einsatz der cleanen Vocals im Handumdrehen wieder entspannt. Dazu kommt eine angemessene Portion Harmonie ins Spiel, die stellenweise sogar dezenter Melancholie weicht. Der Verzicht auf überschwänglichen Breakdown-Einsatz kommt eindeutig dem Groove zugute, wodurch letztendlich nicht nur „Mercy And Grace“ profitiert. Die Roadrunner-Knappen heben sich dadurch auf angenehme Art und Weise von ihrer Konkurrenz ab und rechtfertigen die Tatsache, dass auch nach sechs Alben ohne großartige Änderungen noch etwas Hörenswertes fabriziert werden kann.

Die vier tapferen Fäustlinge melden sich bärenstark und in alter Frische zurück, werden ihre Fanbase mit „Collisions And Castaways“ mit Sicherheit erweitern und haben wieder einmal alles richtig gemacht – auch mit der Heimkehr zu Roadrunner Records. Im November kommt das Quartett übrigens auf ausführliche Europatournee. Hat man die Gelegenheit, sollte man sich auch unbedingt von den Live-Qualitäten der 36 CRAZYFISTS und ihrem neuen Material überzeugen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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