3 INCHES OF BLOOD ist eine Band, die mich mit ihrem neuen Album auf dem ganz falschen Fuß erwischten. Denn bei den Jungs aus Vancouver habe ich lange Zeit in einer riesigen Wanne aus Vorurteilen gebadet. Soll heißen: Ich ging, nicht zuletzt angesichts des Bandnamens, bis zu diesem Moment davon aus, dass hier einfach kompromissloser Death Metal voll auf die zwölf geboten würde. Aber Fehlanzeige.
Denn falscher könnte man natürlich nicht liegen, was man auch merkt, sobald die ersten Töne des Openers erklingen: Schon das Intro-Riff von „Battles and Brotherhood“ macht klar, hier gibt’s zwar auch auf die zwölf, allerdings eher in Form von klassischem, straightem Heavy Metal mit Thrash-Einschlag. Was die Gitarren angeht erinnert die Band gerne an Majesty oder in den fixeren Parts an Iced Earth, ansonsten mag mir gar kein so echter Vergleich einfallen, nicht, weil 3 INCHES OF BLOOD so einzigartig wären, sondern weil es wenige Bands gibt, die diesen Stil so unverblümt und reduziert darbieten. Das ist zwar an sich auch ganz nett und extrem kultig; in diesem Sektor aber noch ein Riff zu schreiben, das nicht schon seit zehn Jahren ausgelutscht und totgehört ist, erweist sich als extrem schwierig, bisweilen zu schwierig für 3 INCHES OF BLOOD. Ernüchterung, was die echten Hingucker auf der instrumentalen Seite angeht: Alles gut eingespielt und grundsolide, darüber hinaus passiert aber wenig. Was das Ansehen, das sich 3 INCHES OF BLOOD im Laufe der Zeit erarbeiten konnten, dann doch noch irgendwo rechtfertigt, ist die Röhre von Fronter Cam Pipes. Diese klingt wie eine perverse Kreuzung aus Chris Boltendahl und einem beliebigen, technisch fähigen Power Metal-Sänger. Ein stimmbandzerfetzendes Gekreische also, das sich trotzdem noch mit Fug und Recht Gesang nennen darf. DAS ist auf jeden Fall mal old school wie noch mal was.
Und dennoch schafft man es auch als (Ex-)Heavy/Power Metal-Hörer nie, sich richtig mitreißen zu lassen, da gibt es einfach viel zu viele Bands, die diese Mucke nicht weniger auf klassisch getrimmt und dennoch viel kreativer und packender darbieten, gerade eben was die in diesem Genre doch essenziellen Riffs und mit Abstrichen auch die Mitgröhl-Refrains angeht.
Gut produziert, gut eingespielt, aber nicht überzeugend komponiert ist „Here Waits Thy Doom“ also, für Fans, die die Vergangenheit der Band kennen, mag sich das anders darstellen, aber wer sie vorher noch nicht kannte, braucht mit „Here Waits Thy Doom“ auch definitiv nicht versuchen, sie kennenzulernen. „Battles and Brotherhood“ und „Rock In Hell“ können noch einigermaßen Laune machen und „Execution Tank“ versucht wenigstens zwischendurch mal eine etwas abweichende Stimmung aufzubauen, das reicht aber nicht, um das Album kaufenswert zu machen.
Wertung: 4 / 10