1349 - The Wolf And The King

Review 1349 – The Wolf And The King

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Was auch immer Kjetil “Frost“ Haralstad an diesem Morgen in seine Frühstücksflocken gekippt hat, er sollte damit keine Landesgrenze überqueren. Die von Singapur zum Beispiel. Was der Ausnahme- und Kultdrummer auf dem neuen Album von 1349 leistet, ist gewohnt außergewöhnlich. Frost spielt nicht einfach Drums, er bezwingt das Instrument mit purer Willenskraft und kaum bremsbaren Fanatismus. Dass er dabei auch noch technisch auf seinem eigenen Stern spielt, macht den Norweger auch im Extremmetal des Jahres 2024 noch immer zu einer Ausnahmeerscheinung. Behemoths Inferno drückte es in einem Interview einmal passend aus: „This ist not just drumming. This is fucking war, man!“ Allein schon wegen Frosts Performance lohnt sich auch „The Wolf and the King“. Aber ist das Album mehr als ein Showcase eines einzigartigen Musikers?

Album Nummer acht der Band, die jeder in seiner Landessprache anders aussprechen darf und soll, startet dabei noch relativ gemäßigt mit dem groovigen „The God Devourer“. Die Riffs erinnern dabei etwas an Frosts Haupt-Brötchengeber Satyricon, Wahnsinn und Geschwindigkeit müssen erstmal zurückstehen. Eine ungewöhnliche Wahl und nicht unbedingt repräsentativ. Was aber hier schon deutlich wird, ist die Komposition der Songs auf einen kurzen, zentralen Refrain hin. Das ist im Black Metal keine Selbstverständlichkeit – ebenso wie die flinken Gitarrrensoli – gibt den Songs aber Struktur. Und die ist auch nötig, denn 1349-typisch reihen sich eine ganze Anzahl an Riffs ohne immer erkennbare Dramaturgie aneinander und stellen den Hörer damit erstmal vor direkte Herausforderungen.

Die folgenden „Ash of Ages“ und „Shadow Point“ zeihen die Geschwindigkeitskurve dann deutlich an, bleiben aber weiterhin im Bereich des geistig verarbeitbar rationalen. Das ist schade, denn gerade die wahnsinnige Raserei ist es ja, die 1349 vor allem in ihren Anfangstagen so ausgezeichnet hat. Erst das überraschend melodisch riffende „Inferior Pathways“ vereint alles, für was 1349 stehen: Wieselflinke Gitarren, sich in die Raserei steigerndes Songwriting, spannende Dramaturgie.

Leider bleibt es bei diesem Highlight. Die Melodien kehren nicht wieder, das Songwriting wird fahriger. Dass Songs wie der rhythmisch spannende Rausschmeißer „Fatalis“ oder das knurztrockene und thrashige „Obscura“ technisch auf hohem Niveau sind und alles andere als schlechte Songs, braucht nicht betont zu werden. Doch der direkte Vergleich mit alten Heldentaten wie „Nathicana“ (auf Hellfire) offenbaren doch die weiten Abstände, die im Bereich des Songwritings zwischen diesen Alben liegen: War damals in der Raserei Methode, Verschnaufpausen, die nur neuen Wahnsinn vorbereiteten und einfach eine interessante Reise durch die Kompositionen an der Tagesordnung, so lassen die Songs heute diese wirbelsturmartige Spannung vermissen. Da kann sich Frost noch so die Seele aus Leib trommeln, das Interesse bleibt irgendwo auf halber Strecke zurück. Die technischen Fähigkeiten der Band stehen damit im starken Kontrast zu kompositorischen Defiziten, die seit nunmehr vielen Jahren nicht eingeholt werden konnten. Da hilft auch kein Drumfill.

Dabei hat „The Wolf And The King” immer wieder seine Momente. Das lyrische Konzept um Alchemie und vereiste Sterne lässt sogar die Lektüre der Texte zu einem Vergnügen werden und bietet mehr als die üblichen Satansanrufungen. Die ungeliebten „Tunnel“-Zwischenstücke, in denen die Band ihre experimentelle Neigung ausleben wollte, bleiben diesmal außen vor.

„Wir wollen jedes Mal das bestmögliche Black Metal Album veröffentlichen“, gibt Sänger Ravn im Promomaterial an. Das ist 1349 mit „The Wolf And The King“ nicht gelungen. Unterm Strich bleibt ein gutes 1349-Album mit vielen guten Ideen, die sich nicht immer zu überzeugenden Songs zusammenfügen wollen. Und mit einer hörenswerten Performance eines der faszinierendsten Metal-Musikers aller Zeiten.

 

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Wertung: 6 / 10

Redaktion Metal1.info

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