Review 1349 – The Infernal Pathway

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Black Metal

„Liberation“, „Beyond The Apocalypse“, „Hellfire“: Alles lief perfekt bei 1349, damals, Anfang der 2000er-Jahre. Mit nur drei Alben und in kaum zu unterbietenden drei Jahren optimierten die Norweger ihren Stil  – die Musik gewordene Raserei – bis zur Perfektion. Vielleicht ist es die Ironie des Schicksals, dass die Band seitdem ihrer damaligen Form hinterher läuft. Mit „The Infernal Pathway“ im nun vierten Anlauf.

Typisches Black-Metal-Cover, typischer Black-Metal-Titel, typischer Black-Metal-Sound: Nicht nur optisch gehen 1349 auf ihrem siebten Album wieder deutlich traditioneller zu Werke als auf dem gewollt innovativen „Demonoir“ mit seinem expressionistischen Artwork oder dem direkten Vorgänger, „Massive Cauldron Of Chaos“, das in etwa so steril klang wie sein weißes Artwork wirkte. So klingt „The Infernal Pathway“ zunächst – gerade im Vergleich zum Vorgänger – ziemlich dumpf. Ein erster Eindruck, der sich mit mehrmaligem Hören jedoch in ein erfreulich dichtes und zugleich überraschend vielschichtiges Hörvergnügen wandelt: Gerade das organische Schlagzeug (diesmal mit Becken!) weiß soundtechnisch zu gefallen.

Was Schlagzeug-Koryphäe Frost drauf hat, bedarf eigentlich keiner gesonderten Erwähnung. Dass er das diesmal aber auch wieder zeigt, schon: War sein Schlagzeugspiel auf „Massive Cauldron Of Chaos“ vornehmlich recht geradlinige Standard-Kost, gibt es diesmal neben absoluter Präzisionsarbeit auf Hochgeschwindigkeit mit unzähligen wilden Fills auch endlich wieder eine eindrückliche Demonstration seiner Fertigkeiten zu bewundern, die bei Satyricon ja auch schon lange nicht mehr so richtig gefordert sind.

Auch sonst wirken 1349 2019 wieder deutlich aufgeweckter – und angefressener: Startet „Absyssos Antithesis“ noch recht rockig und gipfelt in einem wilden Solo in bester Kerry-King-Manier (wie man sie auf dem Album einige findet), fühlt man sich immer an den rabiaten Black Metal erinnert, mit dem und für den die Norweger einst berühmt wurden. Gerade in der Albummitte schwingen sich 1349 in nicht mehr für möglich gehaltene Höhen auf: „Deeper Still“ etwa oder „Striding The Chasm“ klingen verdammt fies. Nicht zuletzt, weil sogar Fronter Ravn – gesanglich zuletzt eher unauffällig – diesmal eine absolut gelungen bösartige Performance abliefert.

Dass 1349 mit „Tunnel Of Set VIII“ bis „X“ in stringenter Fortführung des „Demonoir“-Konzeptes erneut drei völlig überflüssige, pseudo-atmosphärische Ambient-Interludes eingestreut haben, stört da nicht nennenswert: Zu schnell werden diese kurzen Tracks durch die jeweils folgenden Nummern wieder aus dem Gehörgang geblasen. Als gelungenes Experiment hingegen lässt sich der fast durchweg geschwindigkeitsreduzierte letzte Song, „Stand Tall In Fire“, betrachten: Hier gelingt es 1349 erstmalig seit langem, mit einem untypischen Stück Musik wirklich zu punkten – und das über acht Minuten!

Machen wir uns nichts vor: „The Infernal Pathway“ ist kein neues „Hellfire“. Aber ohne Frage das seitdem beste 1349-Album. Nicht nur in einem speziellen Aspekt, sondern rundherum: Vom Cover über den Sound, von den individuellen Beiträgen der Musiker bis zum Songwriting. Die Überraschung ist geglückt – denn mal ehrlich: Damit war nach den auf CD gepressten Belanglosigkeiten der letzten Jahre wirklich nicht mehr zu rechnen.

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Wertung: 8 / 10

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