Review 1349 – Hellfire

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

Nachdem das aufstrebende Prügelkommando 1349 erst 2004 „Beyond The Apocalypse“ veröffentlicht hat, steht ein gutes Jahr später bereits die nächste pechschwarze Attacke ins Haus. Lange gefackelt wird dabei allenfalls auf dem Cover: Ravn schreit einmal bitterböse „Hellfire“, und ehe man sich’s versieht, befindet man sich inmitten eines infernalischen Gewitters namens „I Am Abomination“.

Doch „Hellfire“ ist alles andere als bloß mehr vom Gleichen. Zwar überzeugen die Songs immer noch durch unbändige Energie und wilde Gitarrenläufe – aber nun auch durch bislang nicht gekannte Struktur. Was zuvor oft unbändig chaotisch klang, kanalisieren 1349 durch deutlich stringenteres Songwriting nun in präzise gesetzten Attacken. Ravn geht hörbar facetternreicher mit seiner Stimme um – und auch der messerscharfe, aber erstmalig auch definierte Sound trägt seinen Teil dazu bei, dass 1349 auf einmal in einer ganz anderen Liga spielen.

All diese Komponenten verleihen „Hellfire“eine ganz andere Schlagkraft als seinen Vorgängern: Das Album klingt auf seine Art aggressiver, roher und brachialer als alles, was 1349 bislang herausgebracht haben – zugleich haben 1349 dieses Mal ein paar echte Hits am Start. Neben dem Opener ist hier definitiv „Sculptor Of Flesh“ zu nennen: Ein rockiges Riff, eine griffige Bridge, inbrünstig vorgetragene Vocals – der Song hat alles, was ein Black-Metal-Kracher braucht.

Dass von „Hellfire“ deutlich mehr hängen bleibt als von seinen Vorgängern, liegt aber auch daran, dass 1349 ihren bislang nur zu erahnenden denn zu hörenden Sinn für Melodien stärker ausleben: Das Resultat sind Stücke wie „Nathicana“, das in mehrerlei Hinsicht an Satyricon erinnert: Anfangs scheint etwas „Rebel Extravaganza“ durch, im weiteren Verlauf versucht sich der Song als moderne Reminiszenz an „Mother North“. Auch „Celestial Deconstruction“ geht zunächst in eine ähnliche Richtung. Dessen Stärke liegt aber vor allem in der gelungenen Integration mehrerer langsamerer Parts in den typischen 1349-Kontext. Nach dem eher durchschnittlichen „To Rottendom“ gelingt dieses 1349 Kunststück mit  „From The Deeps“ erneut: Während der Einstieg noch stark an Slayer in der „Seasons In The Abyss“-Phase erinnert, macht das Stück mit gelungenem Wechselspiel zwischen fiesem Gedresche und fast schon doomigen Momenten einiges her. Einzig die Tatsache, dass Frost auch in diesen Passagen die Füße nicht stillhalten kann und die Atmosphäre dieser Passagen mit nervösen Zwischenschlägen torpediert, ist ein wenig. Mit dem finalen Titeltrack versuchen sich 1349 zu guter Letzt noch in der Kategorie „Getragener Black-Metal-Epos“. Die Spielzeit des Stückes von 13:49 Minuten lässt allerdings nur so lange schmunzeln, bis man konsterniert festellen muss, dass 3:49 zwar weniger witzig, musikalisch gesehen aber völlig ausreichend gewesen wären.

Nichtsdestoweniger liefern 1349 mit ihrem dritten Album ein Album mit Klassiker-Potenzial ab. Den mit „Liberation“ und „Beyond The Apocalypse“ eingeschlagenen Weg verfolgen die Norweger zwar konsequent weiter, wagen aber auch bereichernde Blicke in andere Richtungen. Ein paar ruhigere Einschübe sowie das eine oder andere Black-’n‘-Roll-Riff sorgen dafür, dass die ansonsten wieder konsequent vorgetragene Raserei deutlich besser zur Geltung kommt: Gerade durch diese Tempodrosslungen wirkt „Hellfire“ am Ende eben doch aggressiver als alles, was man von 1349 bislang zu hören bekommen hat.

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Wertung: 9 / 10

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