AUTUMNAL kommen aus Spanien und spielen Doom Metal. Soviel weiß ich also, als ich mich an den aktuellen Output „Grey Universe“ mache, glücklicherweise verrät das beiliegende Infoblättchen so einiges. Zum Beispiel, dass die Band bereits seit 1998 existiert und, wie es sich wohl gehört, in ihrer neunjährigen Geschichte etliche Besetzungswechsel durchgemacht hat. Immerhin brachten sie es auch schon zu einigen Auftritten mit den britischen Superstars Anathema, was sie in internationales Blickfeld rückte. So kam es auch, dass die Band über das eher wenig bekannte Label Xtreem Music nach zwei selbstvertriebenen Demos das vorliegende Debüt-Album „Grey Universe“ herausbringen konnte.
Bei den ersten Hördurchgängen fällt erst mal auf, dass ein Vergleich mit anderen Bands zunächst mal schwierig ist. Das liegt zum großen Teil daran, dass die sechs Songs durchaus epische Länge aufweisen, worunter die Eingängigkeit und der Wiedererkennungswert oftmals leiden. So kann man dem Quintett auf jeden Fall zu Gute halten, dass man eigenständig ans Werk ran geht, auch wenn mich das Gefühl nicht loslässt, dass AUTUMNAL das Rad nicht gerade neu erfinden, eigentlich machen sie es noch nicht einmal sehr viel runder. Eventuell und auch nur, wenn man auf einen Vergleich wirklich nicht verzichten kann, ließen sich die Norweger In The Woods… heranziehen, vor allem Sänger Javier De Pablo hört sich ein bisschen wie sein norwegisches Pendant Jan Kenneth Transit an. Genug der Vorrede, gehen wir doch einfach mal in medias res.
Als Opener hat die Band „As Soon As You Die, Kill Me“ ausgewählt. Zwar kommt die Musik beinahe ebenso sperrig daher wie der Titel, gönnt man zwei oder drei Durchgänge, fallen einem die ersten Feinheiten auf. Zunächst sehr bedächtig mit für AUTUMNAL ziemlich eingängigem Gesang, geht es nach etwa drei Minuten schon recht heftig zur Sache. Möglicherweise ist in dem angesprochenen Wechsel zwischen atmosphärisch-langsamen und härteren Passagen das Konzept der Band zu erkennen, denn dies zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Die ohnehin schon vorhandene Abwechslung erhält auf diesem Wege zusätzliche Nahrung, wofür auch das Cello in der Musik sorgt. Zwar nicht permanent eingesetzt, hat es doch immer wieder Raum, um der Musik noch das gewisse Etwas zu verpassen.
„There Is Only One Season In The Sky“ beginnt sphärisch-dissonant, qualitativ kann es locker mit dem Opener mithalten, was man leider von den beiden nächsten Liedern nicht sagen kann, plätschern „It Lays Over The Leaves“ und „You Left It, But There`s No End“ doch auch nach dem zehnten Mal Hören weitgehend am Hörer vorbei. Immerhin entwickelt sich bei „It Lays Over The Leaves“ aus einem sehr bedächtigen, aus Celloklängen und beschwörendem Sprechgesang bestehenden Anfang der aggressivste Part der CD, man wartet sogar mit einer kernigen Double-Bass-Attacke auf. Insgesamt wird aber gerade bei „You Left It, But There`s No End“ allzu viel Weltschmerz präsentiert, Sänger Javier De Pablo leidet und schmachtet, wie es Peter Steele nicht besser könnte.
Ein schönes Ende hat man mit „Today, Tonight“ geschaffen, der Songs klingt nach zehn Minuten mit ruhigem Cello aus und beschließt so ein Album, in welchem man sich durchaus mal verlieren kann. Insgesamt ist es etwas schade, dass sich die Songs allesamt im (unteren) Midtempobereich befinden, die gelegentlichen Ausbrüche sind eher in der Härte denn in der Geschwindigkeit einzuordnen, ich denke, es hätte AUTUMNAL nicht schlecht zu Gesicht gestanden, wenn auch hier und da mal das Gaspedal durchgetreten worden wäre.
Abschließendes Fazit: „Grey Universe“ ist für ein Debüt-Album eine ziemlich reife Sache, dennoch würde ich eine Kaufempfehlung nur für überzeugte Doomster aussprechen, alle anderen sollten sich vorher mal die Songs auf der MySpace-Seite der Band zu Gemüte führen, da es wirklich viel Zeit und Beschäftigung braucht, bis die Facetten offensichtlich werden. Im Hinterkopf sollte man die talentierten Spanier aber allemal behalten, beim nächsten Album könnte wirklich Großes anstehen.
Wertung: 7 / 10