Band Weimar äußert sich zu Rechtsextremismus-Vorwürfen

Die Band WEIMAR, die unlängst im Zuge einer Spiegel-Reportage in Verruf geraten war, da die Bandmitglieder zum Teil eine Vergangenheit in der rechten Szene haben, hat sich in einem umfangreichen Statement auf Facebook zu den Anschuldigungen zu Wort gemeldet. Unklar bleibt allerdings, warum die Band im Vorfeld der Berichterstattung Anfragen des Spiegel unbeantwortet ließ.

Liebes Kollektiv,
zu aller erst möchten wir uns für die extremen Turbulenzen der letzten Tage entschuldigen und euch mitteilen, dass ihr die Tickets, für die nun abgesagte Tour, an den jeweiligen VVK-Stellen zurückgeben könnt. Wer uns unterstützen möchte, kann auf eine Rückgabe seiner Tickets, oder auf die VVK Gebühren verzichten. Das müsst ihr aber selbstverständlich nicht.
Unser Onlineshop, Spotify, YouTube und alle anderen Streamingdienste wurden bis auf weiteres offline genommen.
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Statement von Konstantin & Christian
Es ist richtig, dass wir eine politisch rechtsmotivierte Vergangenheit haben. Diese Vorwürfe sind korrekt. Wir möchten nicht auf die Richtigkeit einzelner Vorwürfe eingehen. Wir möchten nichts relativieren. Das würde der Sache nicht gerecht werden. Konstantin war in seiner Jugend bis Ende der 1990’er Jahre und Christian von ca. 1998 – 2008 ein Teil der rechtsextremen Szene in Thüringen. Wir beide waren in diesen Zeiträumen zwischen 13 und 23 Jahre alt.
Nicht korrekt ist, dass wir nach wie vor in der rechtsextremen Szene aktiv sind. Diesen Vorwurf weisen wir vehement zurück! Weder wir noch unser Umfeld sind in der rechten Szene aktiv!
Hierzu ein Statement von Stephan Kramer, Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz gegenüber der taz:
„Wir haben den Medienbericht zur Kenntnis genommen und werden den Sachverhalt sehr genau prüfen…“
„…wenn also Betroffene nicht mehr für uns erkennbar extremistisch in Erscheinung treten, müssen wir die Beobachtung einstellen und vorhandene Daten löschen. Daran haben wir uns aus guten Gründen zu halten, denn wir haben eben keinen Überwachungsstaat.“
Er verwies auf das „Recht des Vergessens“, wonach der Verfassungsschutz erhobene Daten nach spätestens 10 Jahren zu löschen habe, wenn keine relevanten Informationen zu Bestrebungen mehr festgestellt werden können.
Es tut uns leid, dass wir unsere Vergangenheit nicht klar gegenüber unseren Fans und Partnern kommuniziert haben. Unsere Fans und einige unserer bisherigen Wegbegleiter müssen sich aktuell schwerste Vorwürfe gefallen lassen, für die sie einfach nichts können.
Konstantin & Christian
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Statement der Band Weimar
Die Mitglieder der Band Weimar distanzieren sich ausdrücklich von Gewalt, Extremismus jedweder Form, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie und dem fatalen, sich bis heute zu wiederholen scheinenden Irrglauben der Geschichte, dass manche Menschen besser seien als andere.
Die Band Weimar vertritt die Auffassung, dass jedem Individuum eine begrenzte Lebenszeit in seinem einzigartigen Leben zur Verfügung steht. Diese Zeit sollte jedes Individuum, egal welcher Religion, Ethnie oder sexuellen Orientierung, in Frieden und nach seinen eigenen Wünschen leben und gestalten dürfen, insofern diese Gestaltungswünsche niemanden benachteiligen oder schädigen.
Zu den Vorwürfen:
Uns ist es ein Rätsel, wie die Medien uns mit dem Vorwurf, den Rechtsrock vorangebracht zu haben, konfrontieren können. Zum einen hat die Band Weimar, ihre Einstellung und Musik, rein gar nichts mit dieser Szene zutun, zum anderen, hat diese Berichterstattung seitens der Presse, wohl einen wesentlich bedeutsameren Werbeeffekt für diese Szene.
Die nicht von uns stammende, von der Presse jedoch oft zitierte Zeile „Deutschland fährt mit voller Wucht an die Wand“ ist frei erfunden. Der korrekte Wortlaut ist „wir fahren mit voller Wucht an die Wand“. Das ist zwar ein kleiner aber entscheidender Unterschied.
Dem Lied „Von Wölfen & Ratten“ verklausulierten Antisemitismus zu unterstellen ist absurd. Es wurden Textauszüge aus dem Kontext gerissen, absichtlich falsch interpretiert und anschließend ins Gegenteil verkehrt. Aus einem Lied gegen Faschismus, Antisemitismus, Gewalt und Homophobie, wird so, dank des „Spiegel“, das Gegenteil dargestellt. Wäre das Video und damit der Kontext aus dem diese Zeilen entnommen wurden noch verfügbar, könnte sich jeder selbst davon überzeugen. Das angeheftete Bild zu diesem Beitrag ist übrigens der Vorspann des offiziellen Musikvideos zu „Von Wölfen & Ratten“.
Auch Text, Textfragmente und Inhalt des Liedes „Zusammen“ stellen weder einzeln noch im Kontext einen Aufruf zur Gewalt dar. Die von der Presse zitierte Passage „wir gehen zusammen und zur Not auch über Leichen“ ist eine umgangssprachliche, allseits bekannte Floskel, die man im Kontext des Liedes auch durch „wir gehen zusammen und zur Not auch durch dick und dünn“ ersetzen könnte. Dann hätte man uns vermutlich, Stand heute, internalisierte Fettfeindlichkeit und Kritik an der Body Positivity Bewegung vorgeworfen.
Den Vorwurf, dass das Projekt Weimar gesellschaftskritisch ist, weisen wir nicht zurück! Kunst darf und muss, unserer Meinung nach, in einer demokratischen Gesellschaft kritisch sein dürfen. Wer das nicht so sieht, hat den hohen Wert einer Demokratie nicht verstanden.
Es ist in der Presse kein Wort darüber zu lesen oder zu hören, dass die Band sich seit Tag 1 ihres Bestehens für Vielfalt und Toleranz einsetzt sowie an unzähligen wohltätigen Projekten teilgenommen hat. Ebensowenig ist nirgends zu lesen, oder zu hören, dass die Band mehrere Spendenaktionen für krebskranke Kinder, körperlich benachteiligte Menschen, Kinder die Opfer von Gewalt wurden und jüngst, für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien initiiert hat. Seit dem Relaunch unseres ehemaligen Webshops, haben wir mit unserem ehemaligen Partner für jedes verkaufte Textil insgesamt 1,-€ für wohltätige Zwecke gesammelt.
Dass wir diese Auflistung hier zur Schau stellen müssen, ist für uns sehr traurig, da das Teilhabenlassen anderer am eigenen Erfolg unserer Meinung nach eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Wir tun dies auch nicht, um das in der Vergangenheit begangene Fehlverhalten von Konstantin und Christian zu relativieren, sondern um euch zu zeigen, wer wir heute sind.
Wir wissen, dass das was Konstantin und Christian vor teilweise über 20 Jahren gemacht haben keineswegs zu rechtfertigen ist. Dass sie pietätlose Kleidung getragen und sich in einer politisch extremen Szene bewegt haben, wollen wir auch nicht verharmlosen. Die Vergangenheit kann man jedoch nicht ändern. Hätten sie diese Pfade weiter beschreiten wollen, hätten sie das getan. Jedoch entschieden sich beide bereits vor vielen Jahren dagegen.
Wir sind uns bewusst, dass es für viele Menschen irrelevant ist, was die Band Weimar ab heute tut und sagt. Unseren Stempel haben wir bekommen. Für diese werden wir für immer an der Vergangenheit von Konstantin und Christian gemessen. Jedem Vers wird eine verklausulierte Boshaftigkeit unterstellt und alles was wir ab heute tun, wird in Frage gestellt werden. Das Verständnis von „Verzeihen“ ist ein individuelles Empfinden und wird von jedem anders definiert. Wir als Band vertreten die Meinung, dass es für ein harmonisches Miteinander notwendig ist, Reue zu akzeptieren und Menschen eine Chance zu ermöglichen, sich zu inkludieren.
Wir danken allen, die auf dieses Statement gewartet und die Berichterstattung über uns nicht genutzt haben, um Klicks zu generieren. Diesbezüglich haben wir in den letzten Tagen massive menschliche Enttäuschungen erlebt. Jene, die lieber mit uns, statt über uns sprechen möchten, können sich gerne unter info@weimar.band bei uns melden.
Bedanken möchten wir uns noch einmal bei all unseren Fans, Unterstützern und Freunden, die uns positive Nachrichten haben zukommen lassen. Wir danken euch aus tiefstem Herzen und können versichern, dass wir nicht die Menschen sind, die euch in der Presse dargestellt werden.
Würde die Gesellschaft, Menschen die sich ändern eine Chance geben, würden sich vielleicht auch mehr Menschen ändern.
Dieses Statement steht für sich. Um unsachliche Diskussionen zu vermeiden, haben wir die Kommentarfunktion deaktiviert.
Die Band

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31 Kommentare zu “Band Weimar äußert sich zu Rechtsextremismus-Vorwürfen

  1. Ich finde den Diskurs hier auf der Seite auch sehr angenehm. Die Fähigkeit dazu scheint weiten Teilen der Bevölkerung in den vergangenen Jahren verloren gegangen zu sein. Die Themen, zu denen man sich kaum noch austauschen kann, kumulieren aktuell.
    Man muss, braucht und kann gar nicht einer Meinung sein – der respektvolle Umgang miteinander und die Akzeptanz der von der eigenen Ansicht abweichenden Meinungen ist es. Gerade die unterschiedlichen Blickwinkel (Perspektiven) bringen doch unterschiedliche Aspekte in den Diskurs ein, die bei allen Beteiligten dazu führen können, dass man sich über das Gehörte (oder Gelesene) Gedanken macht und danach ggf. seine eigene Sichtweise überdenkt/korrigiert. Nur so kommt man m.E. zu den besten Lösungen für Problemstellungen. Der mediale Ausschluss von Menschen aus dem Diskurs wegen ungenehmer Ansichten finde ich unwürdig.
    Zudem würde ich mir gerade von den „Leit-„Medien und der Politik wünschen, zwischen „rechts“ und „rechtsextrem“ zu unterscheiden. Im politischen Meinungsspektrum ist „rechts“ genauso legitim wie „links“. Jeglicher Extremismus ist selbstverständlich abzulehnen.

  2. Ich lese mich gerade um die Band Weimar ein, und bin richtig erstaunt, dass es hier eine differenzierte Diskussion gibt, einfach mal schön.
    Das Statement ist gut und es wurde bereits Vieles richtig gesagt. (schon eine Weile her)
    Ich möchte nur hinzufügen, dass ich finde, dass die Band musikalisch nicht wirklich so viel zu bieten hat, dass man diese unbedingt hören muss. Es gibt soooo viele tolle Bands, ohne diesen Hintergrund, warum sollte ich denn Weimar hören? In der Rockmusik gibt es wenig, was noch nie da war, und als Hörer hat man die Wahl. Egal, wie man zu den Vorwürfen steht: Bei Unsicherheit, wen ich da unterstütze, höre ich was anderes. Tut mir ja leid, dass das nach „Wegwerfgesellschaft“ klingt, aber solange ich die Wahl habe, ist es mir wurscht, wie reumütig jemand ist.

  3. Es wurde ja schon vieles gesagt. Zum Punkt mit dem, man hätte ihnen bei rechtzeitigem Outing keine Chance gegeben: Also ersteinmal muss man natürlich damit leben, wenn man so tief im Nazimilieu werwurzelt war, dass das Folgen haben kann, da ist dann auch nicht die böse linke Presse schuld, das ist der Lauf der Dinge. Und zum anderen, wer glaubhaft aussteigt und dann über die Vergangenheit berichtet und das auch nutzt um andere zu überzeugen, dass dieser Hass kein guter Weg ist, bekommt durchaus Zuspruch und eine zweite Chance, warum denn nicht.

    So aber musste man damit rechnen, dass früher oder später die Bombe platzt, dazu dann die Geheimnistuerei mit den Masken usw. Falls die Band diesen Wandel wirklich vollzogen hat, bravo. Opferhaltung ist aber fehl am Platze, fast jeder muss irgendwann für seine Vergangenheit gerade stehen, so ist das nun mal.

  4. Hinnehmen muss man nicht, aber man sollte bedachter reagieren. Zusammensetzen, Tacheles reden und die Türen nicht komplett schließen. Das wäre mal ein vernünftiger Ansatz. Im Übrigen möchte ich dir danken, dass du hier einen Diskurs zulässt und auch sonst einen guten Umgang pflegst. Großes Lob an dieser Stelle. Das ist zu oft leider auch nicht mehr selbstverständlich, aber m.A.n. wichtig.

    1. Hi, ich muss kurz einwerfen, dass die Redax schon drauf achtet, dass hier fair und sachlich diskutiert wird und du hier von anderen nicht beleidigt wirst. Wenn ich mir die Diskussionen bei metal.de anschaue, ist es schon ein großer Unterschied.

      1. Genaiu so sehe ich das auch und meinte es durchaus positiv. Diese sachliche Diskussionsebene gibt es häufig kaum oder gar nicht mehr, aber hier wird sie immerhin gepflegt. Daumen hoch!

  5. Einfach nur schade. Wiedermal eine aufstrebende Band totgemacht…
    Das mit der Hexenjagt verbinde ich eher mit einer Textzeile von den Onkelz. Auch zu den Onkelz sehe ich hier große Parallelen. Auch die hatten ewig mit Vorurteilen und Anfeindungen zu kämpfen, und haben bis heute immernoch damit zu tun. Da können sie erzählen und beteuern was sie wollen. Bist du erst einmal in die rechte Ecke gedrängt, bleibst du da und kommst nicht mehr raus.
    Ich hatte übrigens auch schon Tickets…

    1. „In die Rechte Ecke gedränkt“ ist wohl ein Witz? Wir haben es mit (im besten Fall ehemaligen) überzeugten Neo-Nazis zu tun. Genau wie bei den Onkelz. Skepsis ist angebracht.

  6. Was mich halt jetzt wieder stört, ist dass ich die Musik nirgendwo mehr finden kann. Bei Spotify ist sie jedenfalls nicht.
    Auch wenn ich bereits eine Vermutung habe in welche Richtung es geht hätte ich gerne mal reingehört.
    Die Demons & Wizards Sachen sind ja beispielsweise auch noch online frei verfügbar.
    Ich weiß jetzt auch nicht mehr was ich davon halten soll.
    Höre ich halt weiter die anderen einschlägigen Bands aus Weimar, die sind wohl über jeden Vorwurf dergleichen erhaben :)

  7. Danke für das Follow-Up. Ich bin kein Fan der Band, habe nie einen Song gehört aber eben den Spiegel-Artikel gelesen. Nun wollte ich mal schauen ob es ein Update gibt und nur hier habe ich eins gefunden. Es ist schon lame, dass die großen Medien sich nicht um das Statement scheren.

    Auch dass ihr „kritische“ Beiträge stehen lasst und fundiert darauf eingeht, was Fans hier kommentieren ist echt stark. Chapeau, Herr Grütz!

  8. Danke Weimar,das was zählt ist das hier und jetzt! Dafür macht ihr gute Texte mit toller Musik, die Vergangenheit ist für Menschen die nicht nach vorne schauen ,danke euch und alles gute für die Zukunft, Grüße Mike

    1. ich muss mich da voll und ganz anschließen. und hinzufügen,das es ein wundervolles statement ist sowohl inhaltlich als auch textlich.
      Niemand sollte für seine Vergangenheit bestraft werden,denn wie ihr schon sagtet:“man kann die Vergangenheit nicht ändern..“. Ihr leistet großes und auch wenn die Medien davon nichts hören/sehen/wissen wollen-wir schon. Macht weiter so,ihr seid klasse so wie ihr seid,genau wie eure Musik.

      1. Aha. Und was „großes“ leisten die Herren, außer, dass sie ihren Fans, Unterstützern und Geldgebern (wohl nicht ganz ohne Hintergedanken) verschiegen haben, dass sie wohl zum Teil nicht nur Sympathisanten, sondern sehr aktive Neonazis waren? Also Statement schön und gut, aber: die Erklärung „wir waren jung“ ist bei einer Liste aus Beschuldigungen wie antisemitischen Songtexte, illegalem Waffenbesitz/-verkauf, Bildung bewaffneter Gruppen, Teil einer B&H-Supporter-Organisation und Wohlleben-Zuarbeiter schon etwas dürftig. Zumal die, witzigerweise, bei ehmaligen kriminellen Jugendlichen mit Migrationshintergrund von der breiten Öffentlichkeit nie für „gültig“ befunden wird.

  9. Was für einen Impact hätte das gehabt, wenn die werten Herren offensiv sich bereits vorher „geoutet“ und nicht mit Masken und scheinbar bewusster Verschleierung der Vergangenheit einen Majordeal erschlichen hätten. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls. Kann jeder jetzt damit umgehen, wie er will, aber in der Form haben sie sich, dem Label, den Fans und allen Aussteigern aus der rechten Szene einen Bärendienst erwiesen.

    1. Ich denke sie hätten bei einem Outen vorab nicht auch nur den Hauch einer Chance bekommen etwas aufzubauen. Das ist unsere Gesellschaft, wir wollen jedem gegenüber offen sein, aber wehe er hat sich in der Vergangenheit auf ideologischen Abwegen befunden – ein solcher Mensch wird hier gnadenlos zerlegt. Wäre dies nicht der Fall, dann gebe es eine vernünftige/ pragmatische Diskussion jetzt im Anschluss. Daran hat der Spiegel aber scheinbar keinerlei Interesse. Die haben ihren „Job“ gemacht, die Band stark in den Boden gestampft und alles andere ist nie von Interesse gewesen und das ist beschämend. Vor allem aber hat man kein Interesse Chancen zu bieten, stattdessen drücken wir Band, das Album und ihr Engagement für Krebserkrankte in die dunkelste Ecke. Was wird bewirkt? Bei Band und Fans das genaue Gegenteil von dem was eigentlich Sinn machen würde. Ich war auf den Konzerten und dort gab es KEINE Hetze oder Aufrufe irgendeiner verwerflichen Art, sondern guten Deutschrock und tolle friedliche Atmosphäre – das ist die Realität.

      1. Ich glaube nicht, dass jemand „gnadenlos zerlegt“ wird, wenn er Fehler zugibt, auch wenn diese Fehler hier schon enorm sind und als „harmlose Jugendsünden“ wohl eher nicht mehr durchgehen. Wann ist denn schon Mal gut gegangen, dass die Vergangenheit verschwiegen wurde, siehe damals Megaherz oder eben Freiwild. Ist es denn nicht eher so, dass sich letztere Band sogar das Image des Außenseiters, von allen (Medien) gehasst, durchaus schmecken lässt und damit kokettiert?
        Nein, eine Aufklärungskultur, auch was das Verlassen einer Szene (euphemistisch ausgedrückt) betrifft, sollte doch mit Offenheit vollzogen werden. Dieses „na isser wohl noch rechts“ wie bei Marduks Morgan verwässert den klaren Umgang und öffnet leider für alle möglichen extremistischen Gestalten den Raum. Problematisch sind halbherzige Statements. Wie gesagt, zugute heißen kann man Weimar, dass sie immerhin den Druck jetzt genutzt haben, um ansatzweise reinen Tisch zu machen. Die Medien als Sündenbock für die politisch motivierten Untaten/Straftaten von früher anzusehen, setzt am falschen Punkt an.

        Und hier ist metal1.info eines der wenigen positiven Beispiele, die neutral berichten und auch die Gegenaussagen bringen, solange sie nicht geltendes Recht und Nettikette verstoßen. Danke!

        1. Was die Neutralität von Metal1 betrifft bin ich bei dir. Absolut positiv hervorzuheben. Was das Aufarbeiten betrifft gebe ich dir teilweise recht, aber gehe aus persönlicher Sicht nicht in allen Punkten mit. Jetzt sind sie demontiert und übrig bleibt aktuell keine Möglichkeit mehr die Sache anders anzugehen. Jetzt heißt es ohnehin nur noch, dass es zu spät ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, nur eine Idee, seitens Universal die CD und den Vertragabschluss nicht zu verteufeln und sofort alle Kontakte zu brechen sondern öffentlich in Diskurs mit der Band zu treten, darüber zu sprechen wie man nun damit umgehen will und mit bestem Beispiel voran zu gehen. Wie soll eine Rehabilitation aussehen wenn den Menschen niemand an die Hand nimmt unf er stattdessen seinem Schicksal überlassen wird? Die Konzerte hätte man erstmal abbrechen können, keine Frage, aber alle Bande zu brechen sehe ich persönlich als falschen Weg.

          1. Da magst du Recht haben, aber ich glaube sowas kann sich nur ein Klitschenlabel leisten. Universal hat aktuell nur wegen der Band einen herben Image-Verlust, so wie der Spiegel berichtet, scheint ja jemand zumindest annähernd Bescheid gewusst zu haben. Wenn dem so sein sollte, dann reparieren die das nicht mehr. Am Ende kommt die Band vielleicht sogar mit weniger Schaden raus als das Label. Der Verfassungsschutz sieht das ja sehr eindeutig, seit über zehn Jahren nichts mehr gewesen, also sind sie raus.

            Ich glaube aber nachwievor in meiner Naivität, dass Offenheit deutlich besser gewesen wäre. Dann eben klein anfangen und nicht gleich beim Major und langsam aufbauen. Aber gut, der Zug ist durch.

            1. Ja, der Zug ist abgefahren, das stimmt. Und eindeutig wäre der von dir genannte Weg der bessere gewesen, hier aber bleibe ich skeptisch, ob es Gehör und offene Arme gefunden hätte. Sei es drum, auch das werden wir nie erfahren.

  10. Ein gutes Statement!
    Waren wir nicht alle einmal jung und habern Dummheiten gemacht?
    Jeder hat das Recht sich zu ändern und nur weil einem eindeutig linken Medium nicht passt, dass diese Band Gesellscahftskritik intelligent und rockig rüberbringt, wird hier eine Hexenjagd veranstaltet!
    Keiner der Weimartexte ist antisemitisch oder rechtsextrem! [von der Redaktion gekürzt]

    1. Gutes Statement hin oder her, das erklärt trotzdem nicht, warum nicht auf Anfrage des Spiegel reagiert wurde, bevor die Vorwürfe veröffentlicht wurden, und erst recht nicht, warum das Label in Unwissenheit über die Vergangenheit der involvierten Musiker gelassen wurde. Distanzieren und Aufarbeiten geht anders … von „Hexenjagd“ kann indessen keine Rede sein, hier wurden Fakten recherchiert und veröffentlicht, und das von einem großen Publikumsmedium, nicht von irgendeiner politischen Postille. Und aggressives Wording spar dir bitte in künftigen Kommentaren, sonst behalten wir uns vor, diese nicht zu veröffentlichen.

      1. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher woher du unter Garantie weißt, inwiefern die Band vor Veröffentlichung des Spiegelberichts mit der Aufdeckung konfrontiert wurde – da gibt es keine handfesten Beweise. Auffällig ist aber, dass immer schnellere Reaktionen gefordert werden. Aber kann man jemanden nicht auch Zeit geben, um sich für eine vernünftige Antwort Gedanken zu machen? Nein, heute MUSS man SOFORT reagieren. Eben weil man öffentlich sofort gnadenlos angefeindet wird hat man den Weg mit Masken und der Anonymität gewählt, ich kann das irgendwo gerade bei den Reaktionen jetzt nachvollziehen. Anhand der Art und Weise wie damit umgegangen wird, ist es Tatsache, dass man nie etwas hätte aufbauen können wenn man von Anfang an ehrlich gewesen wäre – Ehrlichkeit ist in unserer m.A.n. gar nicht gewünscht, sonst würde man einen anderen Umgang damit suchen. Die Texte waren Monate bekannt, die Masken und Künstlernamen waren seit Monaten bekannt und JETZT ist nach Bekanntgabe der Vergangenheit alles verteufelt. Das ist nicht ehrlich und leider sehr scheinheilig. Ich bin auch der Meinung, dass ich nicht in der Pflicht bin meinem zukünftigen Arbeitgeber meine komplette Vergangenheit offen zu legen wenn dies nicht gefordert ist – wieso denn? Seit sie mit der Band Weimar gestartet sind haben sie sich keinen Fehltritt erlaubt. Ich bin da nicht ganz bei dir.

          1. Okay, in Ordnung, aber es sagt mir leider nicht wieviel Zeit den Jungs wirklich gegeben wurde und ja, das kann man in Frage stellen. Ich bleibe dabei, dass der Vorgang sehr unfair ablief und abläuft. Tatsächlich waren sie offensichtlich laut Verfassungsschutz in den vergangenen 10 Jahren nicht mehr in der ehemaligen Szene aktiv. Das ist was zählt. Hätte der Spiegel von der jüngsten Vergangenheit geschrieben, dann wäre alles richtig wie es ist! Dazu stehe ich! Aber nicht wenn es um derart weit zurückliegende Fehltritte geht. Das bleibt für mich nicht nachvollziehbar.

            1. Ich finde, du HÄTTEST hier einen Punkt, wenn es darum ginge, dass die Herren halt Mitläufer bei Demos gewesen oder durch irgendwelche Bagatelldelikte auffällig geworden wären. Aber die Sachen, die Christian P. laut SPIEGEL vorzuwerfen sind, waren/sind da halt ein anderes Kaliber … seien es nun antisemitische Songtexte, illegaler Waffenbesitz/-verkauf, Bildung bewaffneter Gruppen, Teil einer B&H-Supporter-Organisation und Wohlleben-Zuarbeiter … das ist alles in allem einfach nichts, was man mal eben als „Fehltritt“ irgendwelcher „Jungs“ vom Tisch wischen kann. Und klar, Menschen können sich ändern, und jeder sollte seine zweite Chance bekommen. Aber dann sollte das halt auch „von innen heraus“ und nicht erst als durch Presseberichterstattung notwendig gewordenes Statement passieren. Ich meine, wie cool hätten Weimar dastehen können, wenn sie sich direkt als Aussteigerband gegen Nazis positioniert hätten?

              1. Ich gebe dir in dieser Hinsicht gerne recht, da es sich tatsächlich nicht um Bagatelle Delikte zu handeln scheint, da bin ich bei dir und ich möchte auch nichts verniedlichen. Aber mal ehrlich, ich glaube nicht im Ansatz daran, dass man den Mitgliedern bei einer vorherigen Positionierung eine Chance gegeben hätte. Ich sehe das anhand vieler Kommentare, die sich jetzt „einmischen“, jedoch nie etwas mit der Band und den Texten zu tun hatten. Die Meinungshaltung ist in großen Teilen ungerechtfertigt rigoros. Aber gehen wir doch einmal anders an die Sache ran. Die Tatsachen vor über 10 Jahren bestehen, okay! Man behandelt aber aktuell das jüngste Schaffen der Band vollkommen falsch. Ja, man hat die Vergangenheit aufgedeckt und nun heißt es sich als Band in der Öffentlichkeit entsprechend zu zeigen und zu beweisen, dass man sich geändert hat. Allerdings wird ihnen Stand jetzt jede Möglichkeit dafür genommen. Offensichtlich kann man ihnen momentan nicht unterstellen oder nachweisen, dass sie sich in den letzten Jahren/ Monaten Fehltritte geleistet haben. Es wurde nicht gehetzt, sie waren mit ihren Masken neutral unterwegs und sie haben soziales Engagement gezeigt, welches man doch unbedingt auch sehen sollte. Sind das nicht erste gute Wege? Wer genau sagt denn, dass sie sich nicht zukünftig ihrer Vergangenheit gestellt hätten? Vielleicht nicht, vielleicht aber doch? Jetzt aber wurden sie demontiert, Texte wurden aus dem Kontext gerissen, Videos gelöscht, auf denen man erkennt, dass man Menschen aller Art einbezogen hat und es wurde Unmut geschürt. Wäre es also folglich nicht eher richtig gewesen sie mit der Aufdeckung zu konfrontieren und auch im Anschluss jetzt die Sache aufzuarbeiten, aber sie dennoch nicht überall auszuschließen? Was geblieben ist, ist nun folgendes.. niemand gibt ihnen eine Bühne, alle Auftritte sind abgesagt und „niemand“ will/ darf etwas mit ihnen zu tun haben, weil er sofort in die gleiche Schublade gesteckt wird. Ist das jetzt richtig? Ist das jetzt der Weisheit letzter Schluss oder wäre ein anderer Weg nicht besser gewesen? Ich hoffe mich halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben. Weißt du, ich höre querbeet Musik. Ich höre gern Deutschrock, darunter die Ärzte, die Hosen, Frei.Wild, Broilers, Onkelz und soviele Bands aus aller Welt. Ich war persönlich bei den Konzerten von Weimar und ich versichere dir, dass im Publikum unter anderem sehr viele linksorientiere Fans waren. Der Auftritt war absolut neutral ohne jede Art der Anfeindung oder Hetze. Sollte man das nicht erstmal als gegeben sehen und sich jetzt an die Aufarbeitung machen? Es sind alles nur meine ganz persönlichen Gedankengänge! Warum nehme ich mir die Zeit für meine Argumentation? Ich kenne die Band nicht persönlich, aber es ist für mich ein emotionales Thema. Die Musik hat mir und meinem Arbeitskollegen viel der Zeit von Corona und Co gegeben… Meine damals 5 jährige kleine Tochter hat „Als gäb’s kein Morgen mehr“ vor sich her gesungen, weil es ein ganz toller Text ist. Die Songs sind gut und nicht das was ihnen im Zuge der Aufdeckung im Nachgang jetzt nachgesagt wird. Und noch eine Anekdote zum Schluss. Wir hatten vor 15 Jahren einen Lehrling in der Firma, der als Hooligan in falschen Kreisen unterwegs war schwere Körperverletzung geleistet hat. Dafür stand er vor Gericht neben einigen anderen. Aufgrund seines damaligen Alters wurde er mit Sozialstunden und Geldstrafe zur Rechenschaft gezogen. Hätte er damals seinem zukünftigen Arbeitgeber davon erzählt, dann bin ich mir nicht sicher, ob er eine Chance erhalten hätte. Jedenfalls ist er heute Familienvater von 3 Kindern und immer wenn ich ihn sehe, staune und freue ich mich, wie gut er sich in der richtigen Gesellschaft und durch seine jetzige Frau entwickelt hat. Im Leben kommt es oft anders als man denkt und das sollte man stets bedenken.

        1. Ich finde da hast du einen Punkt. Ich würde dem Label. War es Universal? Ich würde denen auch nicht meine gesamte Vergangenheit offen legen.

          1. Nein, natürlich muss man nicht jedem seine Vergangenheit auftischen … aber den Arbeitgeber will ich mal sehen, der das einfach hinnimmt, wenn er aus anderer Quelle dann erfährt, dass ein Arbeitnehmer strafrechtlich relevant staatsfeindlich agiert hat … insofern, so glaubwürdig dieses Statement auch ist, kann niemand erwarten, dass die Sache damit „vom Tisch ist“.

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