Kaum ein Ort in München bringt „Sommer-Feeling“ so auf den Punkt wie das Tollwood Festival: Einen Monat lang wird in der im Olympiapark errichteten Buden- und Zeltstadt gegessen, getrunken, gebummelt und Musik genossen. Neben diversen kleinen Bühnen für weniger namhafte Acts bietet die Tollwood Musikarena ein buntes Programm mit vielen internationalen Stars – darunter auch die französische Nouvelle-Chanson-Sängerin ZAZ. Dass das Zirkuszelt bei sommerlichen Temperaturen über 30 °C kein allzu einladender Ort ist, ist dabei schnell vergessen.
Bereits mit ihrem Erscheinen sichert sich ZAZ die Sympathien des Publikums, das zuvor schon erfreulich positiv auf die erfrischend feministischen Indie-Pop-Songs über Periode und Polyamourie von Support-Act PAULA CAROLINA reagiert hatte: „Les jours heureux“ singend bahnt sich ZAZ vom hinteren Teil der Halle ihren Weg durch das Publikum zur Bühne. Dass ZAZ dort angekommen direkt ihren aktuellen Hit „Imagine“ folgen lässt, mag manchen überraschen. Zugleich aber ist es ein geschickter Zug, die Erwartungen der erst mit dem 2021er-Album „Isa“ hinzugewonnenen Fans direkt zu bedienen: So ist der Elefant aus dem Raum – und ZAZ kann die nächsten knapp zwei Stunden frei aufspielen.
Mit insgesamt zehn dargebotenen Songs steht das quasi selbstbetitelte Album von Isabelle Geffroy, wie ZAZ bürgerlich heißt, zwar auch sonst im Mittelpunkt des Sets. Gerade im Mittelteil der Show referenziert ZAZ jedoch ihre musikalische Herkuft, etwa mit „Oublie Loulou“ des armenisch-französischen Chansonnier Charles Aznavour oder „Paris Sera Toujours Paris“ des französischen Sängers Maurice Chevalier, sowie jazzig angehauchten Stücken ihrer ersten beiden Alben „Zaz“ und „Recto Verso“.
Neben ihrer live wie im Studio bezaubernden Stimme ist es aber vor allem das sympathische Auftreten von ZAZ, das das Publikum mitzureißen vermag: Die fast kindliche Freude daran, heute und hier auf dieser Bühne zu stehen, steht ZAZ wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Bei einem so strahlenden Lachen wie dem ihren macht es dann auch gar nichts, dass sie ihre Ansagen fast durchweg auf Französisch macht. Die einzige Ausnahme ist hier eine charmant auf deutsch abgelesenen Erklärung zum Konzept der „Organique Tour“, das die fünf „Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und uns“ versinnbildlicht.
So eindrucksvoll die Gesangsperformance von ZAZ auch ist, darf ihre Band nicht unerwähnt bleiben: Ob die durchwegs akkurate Begleitung der Sängerin auf Kontrabass/E-Bass, Klavier und zwei Konzertgitarren plus Schlagzeug oder die kurzen, aber virtuosen Soli, die zur Auflockerung eingestreut werden – gefühlvoller ließe sich die Musik von ZAZ und der gecoverten Künstler kaum umsetzen.
Dass ZAZ nach „Le Chant Des Grives“ als zweite Zugabe noch „La Vie En Rose“ draufsetzt und den Chanson-Klassiker von Louis Guglielmi, Marguerite Monnot und Édith Piaf aus dem Jahr 1945 mit solch nonchalanter Leichtigkeit meistert, als habe sie den Klassiker gerade erst beim Soundcheck geschrieben, bringt das Feeling des ganzen Abends auf den Punkt: Großes Können trifft hier auf große Lust – in Summe ergibt sich daraus ein Konzerterlebnis, das mitreißender kaum sein könnte.
- Les jours heureux
- Imagine
- Si jamais j’oublie
- Qué vendrá
- Ce que tu es dans ma vie
- De couleurs vives
- Avec son frère
- Et le reste
- Les passants
- Comme ci, comme ça
- Oublie Loulou (Charles-Aznavour-Cover)
- Paris sera toujours Paris (Maurice-Chevalier-Cover)
- Laissez-moi
- On s’en remet jamais
- La fée
- À perte de rue
- Tout là‐haut
- Déterre
- Serendipia
- Si je perds
- Éblouie par la nuit
- On ira
- Je veux
— - Le chant des grives
— - La vie en rose (Édith-Piaf-Cover)