Konzertbericht: Year Of The Goat

18.11.2013 München, Orangehouse

assfa

Gegen Ende des Jahres ist den Fans lauter Rockmusik konzerttechnisch einiges geboten: Einen Tag zuvor haben Russian Circles in der Kranhalle großes Kino abgeliefert, am Wochenende werden unter anderem Death To All und Ghost in München zu Gast sein. Der wahre Geheimtipp spielt aber heute Abend im Orangehouse. YEAR OF THE GOAT bekamen für ihr Debüt „Angels Necropolis“ fast ausschließlich gute Kritiken und sind folgerichtig zum ersten Mal auf Europatour.

Dass heute Abend auch eine Vorband mitspielt, haben wir erst kurz nach Einlass erfahren. Das junge Duo namens PAUL & GWEN bekommt dreißig Minuten Zeit, den wenigen Besuchern die Songs ihres Demoalbums „Home“ schmackhaft zu machen. Mit trockenem Humor täuscht Sänger Matt darüber hinweg, dass eigentlich niemand den abgespeckten Garagenrock (mit leichtem AC/DC-Einschlag) der Beiden kennt, geschweige denn deswegen gekommen wäre. Dass die sympathischen Jungs aber mit viel Demut und Spaß an die Sache rangehen, dankt ihnen das Publikum mit höflichem Applaus. Schön vom Feierwerk jungen Bands die Auftrittmöglichkeit zu geben, zum Warmnicken taugt’s allemal.

Year-of-The-Goat-Angels-Necropolis-300x300Als YEAR OF THE GOAT auf die Bühne steigen, wird’s eng. Sechs groß gewachsene Schweden müssen erst einmal auf den wenigen Quadratmetern Platz finden. Die drei Gitarristen sorgen von  Anfang an für einen fetten und klaren Sound, sodass jede Feinheit der detailreichen Musik von YEAR OF THE GOAT zur Geltung kommt. Dass Thomas Sabbathi live eine genauso zarte Stimme wie auf Konserve hat, zeigt er gleich beim Opener „Angels Necropolis“. Und spätestens beim Break in der Mitte des Songs stellt sich zum ersten von unzähligen Malen am ganzen Körper Gänsehaut ein. Riffs und Melodien zum Niederknien. In Anbetracht der Reife des Debüts und der herausragenden Performance auf der ersten größeren Tour ist es kaum zu glauben, dass die Band erst knappe zwei Jahre zusammen Musik macht. YEAR OF THE GOAT spielen Okkult-Rock mit vielen Einflüssen aus den 60er und 70ern. Doch irgendwelche „0815-Retro-Band“-Aussagen werden der Band nicht im Geringsten gerecht. The Devil’s Blood haben vor einiger Zeit den Stein zwar ins Rollen gebracht, aber mit Bands wie In Solitude oder eben YEAR OF THE GOAT stehen inzwischen ganz heiße Eisen im Okkult-Rock bereit, die (in meiner Welt) jetzt schon einen höheren Stellenwert als jene Niederländer haben.
Das beweisen YEAR OF THE GOAT hier und heute auf der Bühne ebenfalls ganz deutlich. Zahlenmäßig mag es heute, montagabends, nicht viele ins Orangehouse ziehen (es waren wohl so geschätzt 40 Leute anwesend), doch diejenigen, die da sind, genießen es dafür umso mehr und feiern die Band gebührend ab. Das geht sogar so weit, dass das Publikum nach der ersten Zugabe so lange Radau macht, bis es noch eine drauf gibt. Am Ende haben YEAR OF THE GOAT das ganze Debütalbum „Angels Necropolis“ und „Of Darkness“ von der 2011er EP gespielt. Um eines der vielen Highlights besonders herauszuheben: „Thin Lines Of Broken Hopes“ endet im wütendsten Sturm und zugleich düstersten Moment des ganzen Abends. Wie die drei Gitarristen zusammen ihr Potenzial nutzen und dieses epische Finale live in Szene setzen, ist atemberaubend.

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Wer es schafft, solch sensationelle Musik auch noch live perfekt umzusetzen, spielt sich schnell in die Herzen der Fans. Vermutlich jeder Zweite hat nach dem Auftritt Geld am Merchandisestand gelassen. Dass die Band noch ausgiebig mit den Anhängern plaudert und sich herausstellt, welch symphatische Zeitgenossen die Schweden sind, passt perfekt zum Abend. Sänger Thomas verrät, dass sie sogar schon neue Songs geschrieben haben. Die Vorfreude aufs nächste Album könnte kaum größer sein.

Publiziert am von Michael

Ein Kommentar zu “Year Of The Goat

  1. Du sprichst mir hier aus der Seele: ein ebensolches Erlebnis mit „Thin Lines of Broken Hopes“ gab es in Berlin live vor einiger Zeit auch. Die – schon von vornherein gute – Atmosphäre hat sich auf einmal komplett geändert, als sei ein Funke übergesprungen, der alles entzündet hat. Einer der wenigen, wohl wirklich magisch zu nennenden Momente auf einem Konzert.

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