Konzertbericht: Woven Hand w/ Torgeir Waldemar

14.09.2014 München, Ampere

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16 Horsepower sind tot, lange lebe WOVEN HAND! So heißt es nun schon seit 2001, als die Band zunächst als Nebenprojekt gegründet wurde, dann aber rasch an die Stelle des Trios trat. Musikalisch führte David Eugene Edwards das Erbe der legendären 16 90er-Band fort, entwickelte den Mix aus Alternative Country, Post Rock und Americana aber auch weiter. Zuletzt, mit „Refractory Obdurate“, ging es dabei auch in metallischere Gefilde. Immer im Zentrum steht der charimsatische Frontman, dessen christliche Überzeugung stets Hauptinhalt seiner Texte ist. Am 14. September fanden sich WOVEN HAND zum Auftakt ihrer Europatour im Münchner Ampere ein, das trotz stolzer Ticketpreise (27€ Abendkasse) von Anfang an gut gefüllt ist. Den Anheizer gibt TORGEIR WALDEMAR.

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Dieser startet um 20:30. In klassischer Singer-Songwriter-Manier setzt der Norweger allein auf seine eigenen Fähigkeiten und gibt den Alleinunterhalter. Mit Erfolg: Obwohl, oder vielleicht auch gerade weil es sich um seinen ersten Auftritt außerhalb seines Heimatlandes handelt, sammelt TORGEIR mit seinen schüchternen, etwas unbeholfenen Ansagen Sympathiepunkte und hat das Publikum so von der ersten Minute an auf seiner Seite. Dass das im Live-Business mindestens die halbe Miete ist, beweist die folgende halbe Stunde. Zwar kann TORGEIR WALDEMAR mit seiner tonsicheren, kräftigen Stimme überzeugen, musikalisch geht das dargebotene Material jedoch objektiv betrachtet kaum über das hinaus, was man sich unter melancholischer Lagerfeuermusik eben so vorstellt. Dennoch wird er vom Publikum mit reichlich Applaus belohnt – und das nicht zu unrecht, denn für Stimmung sorgt TORGEIR WALDEMAR allemal. [MG]

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WOVEN HAND spielen direkt im Anschluss ein Intro ein, das sich immerhin über knapp 20 Minuten zieht. Es bleibt also genug Zeit, sich mit den Psalmen, die David Eugene Edwards in den letzten Tagen auf Facebook veröffentlichte, noch einmal spirituell auf die kommenden 90 Minuten einzustimmen. Diese werden, wie zu erwarten, vom Material des neuen Albums „Refractory Obdurate“ dominiert und hinterlassen einen erstaunlich schwermetallischen Eindruck für eine Band, die einst als Alternative Country bezeichnet wurde: Wo WOVEN HAND im Studio bei allen Ecken und Kanten doch immer eine melodiöse Marschrichtung beibehalten, wird live auf akustische Begleitung und Percussion weitgehend verzichtet; stattdessen wird jeder Riff, den die Songs zu bieten haben, mit voller Wucht durchgespielt. Das sorgt für eine Menge Groove-Potenzial, haben die Amerikaner doch einen sehr amtlichen Sound mitgebracht, der Abwechslung ist es jedoch nur begrenzt zuträglich.
Woven HandWo man es den Songs angesichts ihrer Qualität jedoch gerne verzeiht, dass ihre Variablität insgesamt begrenzt ist, fällt dies bei den Vocals deutlich schwerer: Mag das Effekt-Mikrofon, das Edwards wie einen Prediger klingen lässt, für einzelne Einlagen durchaus ein stimmungsförderndes Gimmick sein, nach spätestens einer Stunde sorgt es für gähnende Monotonie in gesanglichen Gefilden. Wenn zumindest ähnliche Songs auf immer gleiche Effekthascherei treffen, hilft auch das wilde Gestikulieren, mit dem Edwards seine Performance stets begleitet, nicht mehr dabei, in die Welt WOVEN HANDs einzutauchen.

Trotzdem fährt die Band reichlich Applaus ein und als Edwards das Konzert schließlich mit einer Solodarbietung beendet, hat er das Publikum zu recht auf seiner Seite. Man fragt sich nur, ob man mit etwas dynamischerem Konzertaufbau nicht noch deutlich mehr von der Faszination, die WOVEN HAND auf Album ausmacht, hätte transportieren können. [MM]

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Publiziert am von Marius Mutz und

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