Festivalbericht: Wave Gotik Treffen 2012

28.05.2012 Leipzig

Pfingsten. Herrenmode aus längst vergangenen Zeitaltern, Barock nebst Fantasie beflügelndem Fetisch, pompöse Rokokokleider zwischen Schulmädchenuniformen, Katzenöhrchen und sexy Militärstrachten. Lack und Leder trifft Samt und Seide – so könnte es auch lauten, das Motto des nunmehr 21. WAVE GOTIK TREFFENs. Wie auch die vergangenen zwei Dekaden strömten wie letztes Jahr wieder mehr als 20.000 Besucher aus aller Herren Länder – denn man ist schon längst international avanciert – nach Leipzig und tauchten die Stadt, deren Architektur für diese Veranstaltung passender nicht sein könnte, in eine atemberaubend andersartige Atmosphäre. 220 Künstler und über 50 verschiedene Veranstaltungsorte erwarteten das schwarze Völkchen, was man anhand ihrer farbenstrotzenden Gewändervielfalt eigentlich längst nicht mehr so nennen kann. Das bei moderaten 81€ für eine ganze Woche – Nutzung der Leipziger Verkehrsbetriebe inbegriffen – , Hut ab für dieses Preis-Leistungs-Verhältnis, im Zuge der immer unverschämt werdenden Ticketunkosten bei größeren Festivals aller Art kann man nur hoffen, dass das WGT auch folgende Jahre weiterhin mit gutem Beispiel voran geht. (dm)

Donnerstag, 25.05.2012

Anders als vergangenes Jahr waren am Donnerstag keine großen Konzerte angesagt sondern allerorts WGT Eröffnungsfeiern, z.B. im Beyerhaus-Keller, wo man zu EBM über Synthpop und New Wave bis Minimal hüpfte oder in der Agra ab 22Uhr die Fersen mit DJ Mark Benecke und DJ Elvis qualmen lies. Wer es lieber ruhiger mochte, der verzog sich in die Absintherie Sixtina, bei der Hofkino mit „Die Addams-Family in verrückter Tradition“ auf dem Programm stand. (dm)

Freitag, 26.05.2012

Los ging es Freitag mit einer Ausstellung im Schwarz 10. Dort präsentierte das „Schemenkabinett“ die „Boten des Todes“! Behandelt wurden dunklen Mythen aus dem Reich der Tiere, die bis heute Bestand haben. Dabei spielen oft charakteristische Tiere eine Rolle wie z.B. der Rabe oder der Totenkopfschwärmer. Anhand dieser beiden Tierarten wurden einem die erstaunlichen Zusammenhänge zwischen Biologie und Mythos nähergebracht. Ein sehr interessanter und neuer Ansatz. (ms)

Anschließend machte man sich auf zum Kohlrabizirkus, wo man das metalorientierte Publikum schon freudig auf TODTGELICHTER warten sah. Pünktlich um 17.30 Uhr erklommen die, nein, nicht mehr Fünf sondern Sechs die Bretter, denn die Jungs aus Hamburg sind ab sofort einer mehr um Bunde. Grund: (jetzt nur noch) Vokalist Nils möchte sich zukünftig nur noch auf seine Stimme konzentrieren müssen. So konnte man den neuen Mann am Tieftöner, Chris (Nimbufera), begrüßen. Getreu dem Motto „keine Grenzen, keine Kompromisse, kein Platz für Mittelmaß!“ wurde das Set von den geisterhaft geschminkten und gewohntermaßen ganz in weiß auftretenden Gestalteten straight durchgezogen, so dass man das explosive Gemisch aus Black, Death und Doom ohne größere Unterbrechungen genießen konnte. Zwar war ab und an zu erkennen, dass die Liveroutine ein wenig fehlte, doch im Großen und Ganzen ein passabler Auftritt. Fokus lag wie erwartet auf den Liedern vom (noch) aktuellen Album „Angst“, mit dem sich die Band bewusst vom verbissenen traditionellen Black Metal löst und ihren eigenen musikalischen Bastard kreiert hat, der die einen vor den Kopf stößt, die anderen hingegen hellauf begeistert. Lediglich mit „Blutstern“ machte man einen kleinen Ausflug zum „Schemen“ früherer Zeiten. Der Sound hingegen war alles andere als begeisternd, auch wenn es immerhin die erste Band im Kohlrabizirkus war, man also für Soundcheck genügend Zeit gehabt hätte. Vorteilhaft: man kannte die Songs der Kombo nach zwei jahren ohne neuen Stoff langsam und konnte so auch ohne jede Nuance rauszuhören, den Kopf im Takte wippen. Bleibt letztendlich noch zu hoffen, dass das Gespann das schon viel zu lang erwartete anstehende Album „Apnoe“ bald auf den Markt wirft. (dm)

Setlist
Café Of Lost Dreams
Neon
Subway
Bestie
Blutstern
Allmählich

Danach ging es direkt weiter mit PROJEKT MENSCH, welche von Szenepionier Deutscher W. gegründet wurde, seines Zeichens ebenfalls verantwortlich für die Punkkapelle OHL und die Horror Punk-Band Der Fluch. Gefühlvolle Cello-Melodien gepaart mit einem Trommelgewitter, heftigen Rhythmen und harten „Riffs“ gab es im Kohlrabizirkus auf die Ohren. Man konnte fast meinen, das Böse sei an diesem Tag gefühlvoll unterwegs. (ms)

Um 22 Uhr ging es weiter mit PROJEKT PITCHFORK, einer der Speerspitzen der alternativen elektronischen Musik. Ursprünglich nur aus den Kreativköpfen Peter Spilles und Dirk Scheuber bestehend, komplettierten später Jürgen Lansen und die Live-Mitglieder Achim Färber und Carsten Klatte das Line-Up. Dabei ist die Band nicht nur bekannt für zahlreiche von Kritikern gelobten Alben, erfolgreiche Tourneen wie Festivalauftritte, sondern war auch schon Supportact für Größen wie Rammstein und Covenant. Auch wenn man nach vielen erfolgreichen Jahren mit dem 2002 erschienen „Inferno“ spürbar zurück ging und sich dieser Trend mit dem drei Jahre später veröffentlichten „Kaskade“ fortsetze, ist der Vierer nach wie vor eine Legende, was die grandiose Stimmung auf dem WGT bewies. Zwar musste die Show ohne Scheuber, der wegen Krankheit nicht auftreten konnte, und Klatte stattfinden, die Stimmung war dennoch euphorisch – ab der ersten Minute an. Unter Zurufen die Bühne erklimmend, nach jedem Track beklatscht und bejubelt. Ob Fan oder nicht, spätestens bei “Lament” konnte wohl niemand mehr die Füße stillhalten und Peter Spilles faszinierende Präsenz hielt sowieso dazu an, optische jeden in seinen Bann zu schlagen. Fazit: trotz des geänderten Line-Ups ein durchweg fantastischer Auftritt, der bewies, dass man sich auch noch nach über 20 Jahren neu erfinden kann und längst nicht zum alten Eisen gehört! (dm)

Setlist:
Intro
Continuum
Timekiller
Lament
Conjure
Run For Cover
Souls
Endless Infinity
K.N.K.A.
The Queen Of Time And Space
Souls
The Dividing Line
Beholder
Existence
Fire And Ice

Doch der Festivaltag war noch lange nicht zu Ende. Als letzter Act des Tages sollten EISBRECHER den Abend beschließen. Wenn man nun meint, Stimmung und Anzahl der Leute bei Projekt Pitchfork ließen sich nicht mehr steigern, kennt man Alexander „Alex“ (neuerdings nur noch mit einem „x“) Wesselsky und Co. nicht gut genug. Denn die wussten die perfekt aufgeheizte Stimmung perfekt zu nutzen und da man die Topkombo eh von diversen Festivals und Konzerten kennt, gab es auch nahezu niemanden, der die Texte nicht auswendig mitschreien konnte. Konnte er es bei den vereinzelt in die Setlist eingestreuten Liedern vom jüngst erschienen Album „Die Hölle muss warten“ noch nicht, lernte er es umgehend. Glücklicherweise besann man sich aber größtenteils auf ältere Stücke, was entsprechend honoriert wurde. Und abgesehen davon: es gibt einfach keine Möglichkeit, den charismatischen Fronter nicht zu mögen, denn die treibende Musik mal außen vor, kann man sich weder seiner Ausstrahlung noch dem Witz, der in Zwischenwort wie Performance liegt, entziehen. Man konstatiert: gelungener Abschluss des ersten richtigen Festivaltages! (dm)

Setlist
Intro
Exzess Express
Willkommen Im Nichts
Verrückt
Leider
Herz Aus Eis
Amok
Prototyp
Schwarze Witwe
Vergissmeinnicht
Heilig
This Is Deutsch (SITD Remix)
Miststück

Kinder der Nacht
Die Hölle muss warten

Samstag, 27.05.2012

Wie den Tag zuvor begann auch der Samstag mit strahlendem Sonnenschein und man kam nicht umhin, manche Besucher, die trotz der gefühlten 30°C in dicken Lagen Stoff auf den Straßen flanierten, hochachtungsvoll ob dieser Disziplin zu bewundern. Dem gleißenden Licht zu entfliehen, machte man sich zuerst zur Ausstellungsführung in der „Runden Ecke“, ehemalige Außenstelle der Bundesbeauftragten der Stasi, auf. Thema war, wie sollte es anders sein, die Aktenführung der Stasi über die „Grufti“-Subkultur. Die Ausstellung erstreckte sich über mehrere Etagen und man konnte sich u.a. Ausschnitte aus dem Film „Unsere Kinder“ von Roland Steiner zu Gemüte führen. Er war es, der zum ersten Mal aufgriff und 1986 mit den Dreharbeiten über Subkulturen in der DDR begann, die es dort eigentlich gar nicht geben durfte. (dm) (ms)
Um 17 Uhr hieß es: antreten zu GALSKAP. Geboten bekam man typischen Black Metal mit typischem Auftreten und ohne große Höhepunkte. 2003 ins Leben gerufen, veröffentlichten die Jungs bis jetzt zwei Alben, die zwar nicht verrissen, allerdings unter Kritikern auch keine besondere Aufmerksamkeit bekamen. Wer allerdings auf Eiseskälte ohne große Kompromisse steht, sollte den Auftritt von Grimmschlag und Co keinesfalls verpasst haben. Die Halle war zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht allzu voll, dennoch hatten sich unverkennbar redliche Kenner der Bremer versammelt und keiften stellenweise sogar textsicher mit oder schüttelten freudig die Mähnen. (dm)

Eine ganz andere Kerbe schlugen im Anschluss die Berliner EDEN WEINT IM GRAB ein. Letztes Jahr mit einer Lesung zu Gast, dieses Jahr mit seiner wohl bekanntesten Band. Aber egal ob Sprachakrobatik oder musikalische Klänge, wobei das eine eigentlich in das andere übergeht, egal, welches Projekt, Alexander Paul Blakes Auftritte sollte man mitgenommen haben. „Es klappert die Mühle am blutigen Bach – zur Nacht ist der Müller stets wach – er mahlt unsere Knochen zu kräftigem Brot – wir essen uns selber in bitterer Not“ – passende Einleitung durch die „Knochenmühle“ aus dem aktuellen Silberling „Geysterstunde I“, damit sich auch jeder darauf einstellen konnte, was ihn erwartete, nämlich eine 45-minütige Reise ins klangvoll dekorierte Schauerkabinett, dessen Vielfalt nichts zu wünschen übrig ließ. Geboten wurde mit „Tango Mortis“ und „Moritat des Leierkastenmanns“ nicht nur Aktuelles, mit „Blutquell“ und „Unter dem Eis“ nicht nur Lieblinge vergangener Alben, sondern mit auch Brandneues mit der Live-Premiere eines Alexander Paul Blakes-Songs „Waldkathedrale“. Abgeschlossen wurde die gelungene Mischung zum Festival passend mit Kindgott (Das-Ich-Coverversion), das Ende einer für viele viel zu kurzen Performance. (dm)

Setlist
Die Knochenmühle
Unter Dem Eis
An Die Nacht
Blutquell
Waldkathedrale (Alexander Paul Blake-Song)
Tango Mortis
Den Herbstlaubreigen Tanzt Der Tod
Friedhof Der Sterne
Moritat Des Leierkastenmanns
Kindgott (Das Ich-Coverversion)

Folgend: NACHTBLUT. Im Juni 2007 erstes Album in Eigenproduktion, 2009 mit „Antik“ der zweite Longplayer, überall bedacht mit hervorragender Kritik, Anfang 2011 Vertrag bei dem österreichischen Top-Label Napalm Records und mit ihrem pünktlich zum WGT heraus gebrachten Album „Dogma“, was umgehend auf Platz 28 der offiziellen deutschen Metal-Rock-Charts einstieg, in der Szene eingeschlagen wie eine Bombe. So war es kein Wunder, dass die Halle zum Beginn um 19:10 Uhr gut voll war und die Osnabrücker die Zuschauer ab dem ersten Hit „Ketzer“ feierfreudig und textsicher auf ihrer Seite hatten, was sich bei einem der „Antik“-Lieblinge „Blutgräfin“ keinesfalls änderte, im Gegenteil. Unter lautem Applaus wurde zum brandneuen „Ich Trinke Blut“ übergeleitet, welches sogleich mit seinem prägnanten Refrain in jedermanns Ohr ging und nicht nur durch die Reihen hinweg sehr guten Anklang fand sondern auch schnell dutzende, den Refrain unterstützende Kehlen fand. Selbstredend hatte man auch dem im Vorab veröffentlichten und im Publikum schon gut bekannten Track „Eiskönigin“ im Gepäck, anschließend abgelöst vom sonstigen Zugabecoversong dder Prinzen „Alles nur geklaut“, der allerdings auch in der Mitte des Set brillierte. Im Allgemeinen, trotz Release von „Dogma“ eine durch und durch bunte Setlist, die hervorragend alle alten plus markanten neuen Lieder zu einer schlagkräftigen Show vereinte, die mit umwerfender Resonanz belohnt wurde. (dm)

Setlist:
Ketzer
Die Blutgräfin
Ich trinke Blut
Antik
Eiskönigin
Alles nur geklaut
Mein Gebieter
Kreuzigung
Macht
Der Weg ist das Ziel
Kreuzritter

Mit DARK FORTRESS schwenkte man von Dark Metal wieder in rauere (melodische) Black Metal Gefilde, was auch einen regen Publikumswechsel zur Folge hatte. Die bayrischen Avantgarde-Schwarzheimer sind eben nicht jedermanns Sache – zumindest nicht auf dem WGT. Versammelte Freunde härterer Gefilde freuten sich hingegen sichtlich und ließen unermüdlich ihre Matten zu den ausgefeilten Kompositionen kreisen. Dennoch kann man nicht leugnen, dass die Formation keine leichte Kost bietet, dafür eine für jeden beeindruckende umso stärkere Ausstrahlung, die allein auch mehrere Musikskeptiker fesselte. Unbestritten schafften es Sänger Morean, der den ursprünglichen Sänger Azathoth 2007 ablöste und seitdem auf den neueren Alben „Eidolon“ und „Ylem“ zu hören ist, und Co., dem Publikum deutlich einzuheizen. Zudem konnte man ihnen die Spielfreude und gleichzeitig Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Musik zelebrierten, deutlich ansehen, das alles in Symbiose ohne einen Moment lächerlich zu wirken. Etwas, was man in diesem Genre auch nicht alle Tage zu Gesicht bekommt, schon gar nicht, wenn eine Band seit fast zwei Dekaden existiert. Setlistentechnisch spielte man sich durch die gesamte Banddiskografie, wobei das Hauptaugenmerk auf der aktuellen Scheibe lag und man mit „Ride of the Phoenix“ als Sahnehäubchen noch einen neuen, bisher unveröffentlichter Song vorgestellt bekam. Auch wenn der Sound alles andere als perfekt war, sah man summa summarum einen durchaus gelungenen Auftritt, der von der Menge entsprechend jubelnd wie klatschend honoriert wurde. (dm)

Schon wieder Osnabrück? Was ist denn da los im Black Metal Bereich?
Diesmal handelte es sich aber um niemand Geringeres als SECRETS OF THE MOON! Nach eigener Aussage lieferten die Jungs mit ihrem aktuellen Album „Seven Bells“ ihr Meisterstück ab. Überhaupt geht es seit der Gründung im Jahre 1995 nur Bergauf mit der Band. Dementsprechend lieferten die Musiker auch eine geile Show für alle Metalheads ab und es gab feinsten Black Metal mit langsamen Doom Metal-Passagen, größtenteils vom neuesten Album. (ms)

Wer pünktlich zu FUNKER VOGT sein wollte, musste den Secrets of the Moon-Gig vor dem eigentlichen Ende verlassen. Und war selbst dann noch in Eile. So wurde aus einem entspannten Standortwechsel ein einziges Gehetze. Trotzdem waren wir gerade noch rechtzeitig zum Beginn in der AGRA.
FUNKER VOGT gehört innerhalb des Elektro-Genres zu den wichtigsten Vertretern seiner Zunft. Der Name ist auf einen Freund der Gründungsmitglieder zurückzuführen, der Funker bei der Bundeswehr war und mit Nachnamen Vogt hieß.
Was man sich als Nicht-Elektrohörer unter FUNKER VOGT vorstellen kann? Man bekommt Elektro ausgestattet mit hämmernden Beats und markanten Synthieklängen. Auch an diesem Abend überzeugte die Band und brauchte die randvolle AGRA-Halle zum Beben. Groß vorstellen mussten sich die Musiker auf dem WGT erwartungsgemäß nicht mehr. So beschränkten sie sich größtenteils auf ihre Songs und das gut eine Stunde lange Konzert bot alles, was das Elektroherz begehrt. (ms)

Setlist (in Auszügen):
Fire and Forget
Hard Way
White Trash
Fallen Hero
Child Soldier
Arising Hero
The State Within
City of Darkness
Genozid
Fabrik
Date of Expiration
Maschine Zeit
Gunman
Tragic Hero

Sonntag, 28.05.2012

Statt Musik stand zu Beginn des Festivalsonntags erst einmal audiovisuelle Unterhaltung auf dem Programm. In den Passage-Kinos wurde ab 11.30 Uhr „Juan of the Dead“ gezeigt, ein Film aus Kuba. Zwar kein innovativer „Zombiefilm“, aber durchaus unterhaltsam.

Danach folge die inzwischen sehr bekannte Lesung von Dr. Mark Benecke im Centraltheater.Der auch als Dr. Made bekannte Kriminalbiologe fesselte das Publikum mit allerlei Interessamten rund um seine Bücher, seinen Beruf und den tausend anderen Beschäftigungen, denen er noch nachgeht. Die Zeit, die man beim Anstehen vertrödelt, lohnt sich. Zwar ist Benecke kein geborener Präsentator, kann aber inhaltlich überzeugen. (ms)
Der wunderschöne Südfriedhof bot sich für eine kurze Entspannungspause an, bis das Programm mit DIE KAMMER im Völkerschlachtdenkmal weiterging.Das Völkerschlachtdenkmal ist wohl eine der schönsten Locations beim WGT. Dort luden um 19.30 Uhr Matthias Ambré und Marcus Testory zu einem wunderbaren Konzert ein. Ambré (Mitgründer, Produzent und Ex-Gitarrist der Gothrock-Formation ASP) und Testory (verantwortlich für das schwarze Kammerorchester Chamber) hatten bei ihrer Livepremiere auf der Bühne Unterstützung von drei Streicherinnen, einem Tubisten und einem Perkussionisten. So gab es wunderschöne, feinfühlige und auf das Wesentliche bezogene „Kammermusik“. Einziger Nachteil an der Location: Wer zu spät kam, den bestraft die Kammer. Wenn die Ruhmeshalle voll war und man nur noch „oben“ reingelassen wurde, sahen nur diejenigen etwas, die ganz vorne standen und auf die Bühne herabschauen konnten. Alle anderen konnten eben nur der Musik, dem Wesentlichen, lauschen.(ms)
Nicht ganz pünktlich aber ein Stück von NACHTMAHR konnten wir noch mitnehmen. Das Werk 2 Halle A war schon gut voll, als wir es dann auch endlich geschafft hatten. Das Bindeglied zwischen provokantem Industrial und der ungezügelten Kraft des Technos, so könnte man NACHTMAHR beschreiben. Das Projekt des österreichischen Musikers Thomas Rainer lebt frei nach der Devise: alles oder nichts!
Das gab es an diesem Abend auch in Form von wuchtigem und aggressivem Aggrotech zu hören. Die Meute war begeistert und die Halle bebte. (ms)

Später am Abend folgte ein absolutes Highlight. Die 1989 gegründete Band DIARY OF DREAMS rund um Sänger Adrian Hates. Für die Fotografen war der erste Song/Intro noch tabu – Pyrotechnik! Danach war aber auch für mich der Weg frei. Die natürlich vollgefüllte AGRA-Halle kochte und es herrschte eine intensive Atmosphäre. Man wurde entführt auf eine Reise durch die spannenden Geschichten der Abgründe und Tiefen der menschlichen Seele. Eben ganz so, wie man es von Diary of Dreams erwartet. Das Quintett waren ein perfekter Abschluss des Tages. (ms)

Montag, 29.05.2012

Montag war einer der ruhigeren Tage. Langsam wurde einem bewusst, dass eins der interessantesten und speziellsten Festivals in Deutschland zu Ende geht. Nichtsdestotrotz wurden die letzten Fotos gemacht, Kontakte geknüpft und zuguterletzt natürlich Bands angeschaut.
Dafür ging es heute in den Felsenkeller. Dort ging es um 17.30 los mit CORONATUS aus Stuttgart. Die Gothic Metal Band mit der ungewöhnlichen Konstellation von zwei Sängerinnen mit sehr unterschiedlichen Stimmen ist gleichzeitig das Markenzeichen der Band. Ihre Lieder gerieten noch immer teils symphonisch, episch und gefühlvoll, aber auch kantig und hart. Mit deutschen, englischen und auch lateinischen Texten war weiterhin immer für Abwechslung gesorgt.
Gegen 18.40 Uhr folgten dann DARKESTRAH mit ihrem selbstbetitelten „Epic Shamanic Metal“!Viele traditionelle Instrumente ihrer kirgisischen Heimat sowie sehr traditionell geprägte Texte machten den Auftritt zu einem einmaligen Erlebnis. (ms)

Als würdigen Abschluss des WGT: ARKONA. Die absolute Koryphäe des russischen (Folk) Metal überhaupt. Wie immer konnte man sich einfach nicht entscheiden, ob man euphorisch den Kopfe kreisen lassen oder Wirbelwind Masha permanent anstarren sollte. Diese Frau muss man einfach live erlebt haben. Tanzend, rennend, dabei ab und an Trommel schlagend, wechselt sie spielend zwischen tiefen Growls, die viele männliche Sänger vor Neid erblassen lassen und klarem Gesang, der nicht weniger beeindruckend ist. Die Zuschauer waren selbstredend durch die Reihen hinweg begeistert und auch wenn sich das Mitsingen aufgrund der in Heimatsprache der Band abgefassten Texte etwas schwierig gestaltete, ließen sich viele nicht von abhalten, die Melodie lauthals mitzuträllern. Nach Herzenslust wurde nicht nur auf der Bühne herumgehopst, so dass man zeitweise das Gefühl hatte, einem Erdbeben zum Opfer gefallen zu sein. Zum Ende hin ohrenbetäubender Applaus. Mehr als verdient. ARKONA ist eben eine der wenigen Bands, die man sich immer wieder anschauen kann, ohne dass dabei jemals Langeweile aufkommt. (dm)

Wie auch letztes Jahr war das 21. WAVE GOTIK TREFFEN wieder ein voller Erfolg, bei dem für jeden etwas dabei war. Ob schwermetallische Kost, harte Elektrobeats, sanfte Cellostreicheleien, schrille Operngesänge oder einfach abdancen bis der Arzt kommt. Dazu wie immer eine riesige Halle voller Merchandisestände bei der Agra, in dem jedes Herz finden musste, was es begehrt. Dazu darf man das heidnische Dorf nicht vergessen, welches rund um die Uhr Mittelalter, Met und Minnesang bot. Das Wetter spielte dazu die ganze Zeit über mit, so dass man sich eigentlich nur in Gedanken an nächstes Jahr in Vorfreude wälzen kann. (dm)

Weitere Fotos vom Wave Gotik Treffen 2012 findet ihr hier

 

Fotos: Matthias Müller, Diana Muschiol, Sigi Maier

Unter Mitarbeit von Monica Schmid (Gastredakteurin)

Hinweis: Bei den in diesem Bericht verwendeten Bildern handelt es sich teilweise um Archivmaterial von anderen Veranstaltungen. Vielen Dank für euer Verständnis.

Publiziert am von Diana Muschiol

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