Konzertbericht: Wage War w/ Ded & Thornhill

26.01.2020 München, Technikum


Im August des letzten Jahres haben die amerikanischen Metalcoreler WAGE WAR ihr drittes Album veröffentlicht. Obwohl das auf den Titel „Pressure“ getaufte Werk, um es vorsichtig auszudrücken, Geschmackssache ist, konnte die Band aufgrund des größer werdenden Erfolgs ihre erste ausgedehnte Headliner-Tour durch Europa bestätigen. Mit im Gepäck haben sie dabei die Nu-Metal-Kombo DED sowie die australischen Progressive-Newcomer von THORNHILL.


Den Start sollte dabei auch die junge Kombo aus Down Under machen. Mit ihrem erst im Oktober veröffentlichten Debütalbum „The Dark Pool“ im Gepäck sind sie also die weite Reise angetreten – um an diesem Sonntagabend im Technikum vor einer beachtlichen Menge aufzutreten. Dabei kommt ihr teils sehr atmosphärischer, teils druckvoller Progressive Metal gut an. So treffen mit „Lily & The Moon“, einem ruhigen, auf Melodie bedachten Stück und dem knackigen „Reptile“ die zwei Welten THORNHILLs aufeinander. Ist der Sound anfangs noch durchwachsen und von Sänger Jacob Charlton nur wenig zu hören, wird zum Glück noch rechtzeitig an den richtigen Knöpfen gedreht, dass nach den ersten Songs ein klarer Sound durch die Boxen schallt. Zwischen filigranen Riffs und knallenden Breaks dürfte sowohl für Freunde der härteren Gangart, als auch für Fans ruhigerer Klänge in der Setlist von THORNHILL etwas zu finden sein. Das abschließende „Where We Go When We Die“ ist zuletzt nicht nur eine tolle Hymne, um einen spannenden Auftritt abzuschließen, sondern darüber hinaus auch das musikalisch wohl beste Stück des gesamten Abends.

  1. Views From The Sun
  2. Nurture
  3. The Haze
  4. Reptile
  5. Lily & The Moon
  6. Coven
  7. Where We Go When We Die


Im Anschluss dürfen die Nu-Metaller von DED die Menge einheizen. Die Atmosphäre Thornhills weicht dabei aufkommender Partystimmung. Musikalisch könnte man die Amerikaner als härtere Linkin Park bezeichnen, ähneln die Stücke teilweise doch sehr Tracks wie „Don’t Stay“ oder „Given Up“ der Nu-Metal-Legenden. Insgesamt ist das alles weder besser noch schlechter als andere aktuelle Nu-Metal-Bands, macht live aber überraschenderweise ziemlich viel Spaß. Denn die vier Mannen wissen, wie man eine Live-Show hinlegt: Mit viel Bewegung auf der Bühne, geübtem Posieren und äußerst fettem Sound ziehen sie die Menge in ihren Bann. Dass der Funke auf einen Großteil der Anwesenden überspringt, beweist auch der immer größer werdende Moshpit. Letztendlich lässt die Energie des Auftritts über die wenig eigenständige Musik hinwegsehen – und das genügt doch, um während der acht Songs eine gute Zeit zu haben.

  1. FMFY
  2. Hate Me
  3. Disassociate
  4. Eyes Sewn Shut
  5. Dead To Me
  6. Architect
  7. Sex Sells
  8. Anti-Everything


Der Headliner des Abends heißt allerdings WAGE WAR – was auch eindeutig am immer größer werdenden Gedränge und dem aufkommenden Jubel, als das Licht ausgeht, zu erkennen ist. Musikalisch haben sich die fünf Amis mit ihrem aktuellen Album „Pressure“ weg von ihrem Djent-lastigen Sound und hin zu massenkompatiblem Metalcore bewegt. Glücklicherweise bieten sie in ihrer Setlist eine ausgewogene Mischung aus beiden Schaffensphasen, bei der beide Lager auf ihre Kosten kommen. Wie bei Ded ist auch der Sound bei WAGE WAR wieder äußerst druckvoll und sauber, was der Stimmung vor der Bühne nur noch mehr zu Gute kommt. Tracks wie „Don’t Let Me Fade Away“, „The River“ oder „Low“ überzeugen mit ihrer tollen Mischung aus Härte und eingängigen Singalongs, während mit „Gravity“ und „Johnny Cash“ das Tempo zwar herausgenommen, die Songs allerdings nicht weniger energisch präsentiert werden. Der rein subjektive Knackpunkt des Abends ist leider dennoch ein großer Teil der neuen Songs. Während die erwähnten ruhigeren Tracks mit viel Herz präsentiert werden, fehlt bei neuen Titeln wie „Hurt“ oder „Me Against Myself“ eben jenes. Zu poliert und kalkuliert wirken diese, woran auch das Live-Setting und die gute Stimmung im Publikum leider nicht viel ändern kann. Dennoch liefern WAGE WAR mit insgesamt 16 Tracks verteilt auf 75 Minuten und viel Spielfreude einen tollen Auftritt ab, der eines Headliners definitiv würdig ist.

  1. Who I Am
  2. Prison
  3. Don’t Let Me Fade Away
  4. Hollow
  5. Twenty One
  6. Alive
  7. Witness
  8. Grave
  9. The River
  10. Gravity
  11. Ghost
  12. Me Against Myself
  13. Johnny Cash
  14. Low
  15. Hurt
  16. Stitch

Auch wenn aus rein musikalischer Sicht am heutigen Abend keine Grenzen gesprengt werden, dürfen sich die Gäste über einen gelungenen Abend freuen. Vom tollen Opener THORNHILL über die simpleren, aber gute Laune verbreitenden DED bis zum überzeugenden Headliner WAGE WAR gelingt es jeder Band, das Publikum für sich zu gewinnen. Ob der von WAGE WAR eingeschlagene Weg einem persönlich nun gefällt oder nicht, bei solch stimmungsvollen Auftritten muss man der Band zumindest den nötigen Respekt zollen und ihnen zu ihrem größer werdenden Erfolg gratulieren.

Publiziert am von Silas Dietrich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert