Konzertbericht: Vulture Industries

20.06.2020 Bergen, Vestindien (Stream-Show)

Wie zuletzt bei ihren Landsmännern von Shining fiel die Wahl von VULTURE INDUSTRIES für den Austragungsort ihres ersten Streamkonzertes ebenfalls auf einen historischen Ort. Die Avantgarde-Metaller um Sänger Bjørnar Nilsen grenzen die Historizität ihrer Wahl allerdings ausschließlich auf ihre Heimatstadt Bergen ein, denn bei dem Vestindien handelt es sich um das erste öffentliche Bordell der Hafenstadt. 

Ein abwärts zählender Countdown, hinterlegt mit dem Klang eines schlagenden Herzens, dazu altes Filmmaterial von Klassikern der Filmindustrie in schwarz-weiß und ohne Ton: VULTURE INDUSTRIES wissen mit einem verschrobenen, aber irgendwie auch zur Band passenden Intro auf sich aufmerksam zu machen.  

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vulture Industries

Nach Ablauf des Countdowns verfolgt die Kamera Frontmann Bjørnar, wie er bedächtig zu „The Dead Won’t Mind“ („The Tower“) vom zweiten Stock ins Erdgeschoss läuft – selbst für routinierte Live-Bands ist ein solcher Auftritt vor laufenden Kameras noch immer etwas außergewöhnliches. Vielleicht, weil die Rückkoppelung zum Publikum fehlt? Oder weil diese Auftritte auf Band festgehalten werden? Den rastlosen und Publikumskontakt liebenden Bjørnar macht offensichtlich ersteres zu schaffen. 

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vulture Industries

Er feixt und tobt, steppt und tanzt, aber so richtig ist ihm das nichts; in dem einen Moment geht er die Treppen hoch und inszeniert sich in einer Ecke mit einem Baustellenscheinwerfer, im nächsten Moment verlässt Bjørnar während des Songs „The Tower“ das Vestindien, läuft auf dem Fußweg umher und grüßt Bergener Passanten. 

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vulture Industries

Mit „Blood Don’t Eliogabalus“ („The Tower”) beenden VULTURE INDUSTRIES ihren knapp einstündigen Auftritt, der besonders von Bjørnars Unterhaltsamkeit lebt – so wie jeder Aufritt der Band, ob live bei einem Konzert oder nun eben auch virtuell bei einem Stream. 

Mit der immer weiterwachsenden Fülle an Konzertstreams lässt sich die anfängliche Sorge, dass verwackelte Bilder mit dumpfen Soundbrei aus dem TV flimmern werden, mit genügend Gegenbeweisen entkräften.  

Auch der Live-Stream von VULTURE INDUSTRIES ist soundtechnisch über jeden Zweifel erhaben, die Kameraarbeit simpel und dennoch abwechslungsreich. So kristallklar die Instrumente abgenommen wurden, so deutlich ist auch jede einzelne Schweißperle auf Bjørnars Stirn zu sehen – und das lässt immerhin ein wenig Konzertstimmung aufkommen. 

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