Konzertbericht: Van Canto /w Winterstorm, Hyrax

09.02.2014 Backstage, München

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Frei übersetzt die Geburtsstunde der Mutigen – „Dawn Of The Brave“ – feiern VAN CANTO auf ihrer aktuellen Tour zum gleichnamigen Album. Über fünf Alben hat sich der A-Capella-Metal nicht nur gehalten, sondern wurde von den sechs Musikern szeneweit etabliert und immer weiter verfeinert. Für alle Nichtwissenden: Gitarren, Bass und Keyboard werden bei Van Canto durch die Stimmen der Sänger imitiert, die diese Form des stimmlichen Ausdrucks selbst als Rakkatakka-Gesang bezeichnen. Im Vorprogramm holten sich die fünf Männer und eine Frau allerdings gleich zwei Mal echte Instrumente aus Franken mit an Bord.

SONY DSCFür den Start in den Abend sorgen HYRAX mit ihrem Erstlingswerk „Over The Edge“. Von der Liveumsetzung der Stücke und den vier Jungs ist zunächst aber wenig zu hören und noch viel weniger zu sehen. Besonders schade, da so der stärkste Song des Quartetts in Form von der Videosingle „Desire“ als Opener quasi als Perle vor die Licht- und Tonsäue geschmissen wird. Trotz durchgängig englischer Texte wird schnell deutlich, warum HYRAX bereits mit J.B.O. live zu sehen waren. So lassen sich die vier rockigen Franken nicht durch die widrigen Umstände irritieren, sondern kämpfen fröhlich dagegen an und stellen dem bösen Metal-Image eine humorvolle Seite gegenüber. So erzählt Sänger Felix vom „anstrengenden“ Touralltag eines Sängers, der um 10 Uhr morgens mit dem ersten Bier beginnt und nachts stets in der horizontalen Zweisamkeit endet. Als sich Licht und Ton über den Auftritt konstant bessern, stimmt das Publikum schließlich lautstark beim von der Band geforderten Sprechchor „We say HY…you say RAX“ ein. Ambitioniert, couragiert und mit dem nötigen Humor spielt sie selbst ernannte „Groovepeitsche“ einen bemerkenswerten Supportgig mit ihrem „Pop für Nicht-Schwangere“.

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Anschließend läuten die Power-Metaler WINTERSTORM das “Metalavial” ein und präsentieren in Auszügen ihre dritte Studioproduktion „Cathyron“, welche im Frühjahr 2014 erschienen ist. Passend dazu trägt Sänger Alex nun eine Art Rüstung auf dem Oberkörper. Musikalisch leiten krachende Riffs, treibende Drums und eine Vielzahl an Synthesizern die Menge stilistisch in eine andere Richtung als zuvor, doch qualitativ schließen WINTERSTORM unter dem Strich da an, wo Hyrax aufgehört haben. Die Texte bewegen sich auch auf der aktuellen Langrille vom Mittelalter über Fantasy bis hin zu True-Metal-Liedern. Wer mit der gesamten Discografie der Bayreuther vertraut ist, dürfte an diesem Abend den einen oder anderen Live-Kracher wie „Stormsons“ im Set vermisst haben, doch für das durchschnittliche Van Canto-Publikum zeigen Alex und Co. unter anderem mit „Kings Will Fall“ eine starke Show, die Lust auf mehr macht – obwohl Sound und Licht immer noch nur unteren Ansprüchen genügen.

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VAN CANTOs „Dawn Of The Brave“ beginnt mit Ausnahme des später gespielten „To The Mountains“ wie die dazugehörige Studioproduktion. Das gut gefüllte Münchner Backstage erreicht früh Betriebstemperatur, was allerdings auch den beiden Supports geschuldet ist, die dem Hauptact den Weg geebnet haben. In „Badaboom“ ist es besonders der klassische A-Capella-Gesang, der für besondere Akzente sorgt. Kein Wunder also, dass mit eben jenem Song in einem Promovideo das neue Album beworben wurde. Die Coverversion von Nightwishs „Wishmaster“ bedient dann eben jenes Klientel, welches Van Canto auch oder gerade wegen ihrer Coversongs verehrt. Hierbei ist speziell die Leistung der weiblichen Lead-Sängerin Inga erwähnenswert. Dabei sind die Stimmartisten, besonders auf ihrer neuesten Veröffentlichung, keinesfalls mehr auf die Abwandlungen bekannter Hits angewiesen: Straighte Power-Metal-Nummern wie „Fight For Your Life“ mischen sich live wie auf CD mit stampfenden Ohrwürmern wie „Unholy“ und einem angenehmen Groove in „Steelbreaker“. Unterbrochen wird dieses abwechslungsreiche Schauspiel unter anderem von einem Schlagzeugsolo und „The Other Ones“, einer beachtlichen Ballade. Die altbekannten Adaptionen von Sabatons „Primo Victoria“ und Iron Maidens „Fear Of The Dark“ dürfen im weiteren Verlauf nicht fehlen, um den Abend abzurunden.

SONY DSCSetliste Van Canto:
Dawn Of The Brave
Fight For Your Life
Badaboom
Wishmaster
Steelbreaker
Rebellion
To Sing A Metal Song
The Other Ones
Drum Solo
To The Mountains
Unholy
Primo Victoria
The Mission / Master Of Puppets

If I Die In Battle
Fear Of The Dark

Besonders auf ihrer aktuellen Veröffentlichung und der dazugehörigen Tour beweisen VAN CANTO, dass ihr an sich limitiertes Konzept inzwischen auf eigenen Beinen steht. Dazu haben die Musiker für ihre Live-Shows die repräsentativsten Stücke von „Dawn Of The Brave“ mit Altbewährtem zu einem runden Gesamtkonstrukt vermengt. Dass vom neuesten Album mit „Final Countdown“ und „Holding Out For A Hero“ ausgerechnet die beiden Coverversionen in der Setliste fehlen, die bei der Studiovorlage ebenfalls kein zentrales Element (mehr) darstellen, lässt hoffen, dass Van Canto ihren eingeschlagenen Weg weiterverfolgen werden.

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