Konzertbericht: Unto Others w/ Blitzer

Im August 2023 mussten UNTO OTHERS ihre Festival-Shows absagen, um ihr Album fertigstellen zu können. Ein Jahr später ist das „Never, Neverland“ betitelte Werk zwar noch nicht erschienen – aber immerhin ist der Release (20. September) nah genug, dass sich eine Tour zu lohnen scheint. Um ihre Festival-Shows herum haben UNTO OTHERS darum diverse Clubshows arrangiert – eine davon im Münchner Backstage Club.

Nachdem NEKROGOBLICON ihren Auftritt kurzfristig absagen mussten, obliegt der nurmehr einzigen Vorband BLITZER, das Münchner Publikum auf UNTO OTHERS einzustimmen. Doch obschon mit Ersatzgitarrist am Start, überzeugt das bayerische Quintett nicht nur mit einer BLITZ(ER)sauberen Performance, sondern auch mit erfreulich abwechslungsreichen Kompositionen: Die gitarrenlastigen Songs reichen von klassischem Heavy Metal bis zu melodischem Rock. Dass das Ganze – insbesondere dem Gesang von Elias Witzigmann (Sweeping Death) geschuldet – mitunter an Iron Maiden denken lässt, ist sicherlich nicht das schlechteste. Und auch beim Dio-Cover „Stand Up And Shout“ machen BLITZER eine gute Figur: Diesen Klassiker feiern sogar Unto Others unübersehbar in der Tür zum Backstage-Bereich. So vergehen 30 Minuten wie im Flug – und die rund 120 Fans vor der Bühne und auf der Galerie wirken tatsächlich gut auf UNTO OTHERS eingestimmt. Mission erfolgreich!

Bereits um 21:00 Uhr sind damit die Headliner des heutigen Abends an der Reihe: Unter lautem Applaus aus dem nunmehr vor der Bühne wie auch auf der Galerie proppenvollen Club betreten UNTO OTHERS die Bühne. Dem Publikum ist es dann auch zu verdanken, dass diese Show etwas Besonderes wird. Wo sich normalerweise Bands ihr Publikum erarbeiten müssen, läuft es heute mal andersherum. Obwohl Sänger Gabriel Franco die ersten Songs gewohnt ausdruckslos herunterreißt, und auch der Sound zunächst alles andere als transparent ist, feiern die Fans UNTO OTHERS so lautstark und euphorisch ab, dass sich davon sogar Franco anstecken lässt.

So entwickelt sich durch das gegenseitige Befeuern von Fans und Band die ohne Zweifel mitreißendste der bislang vier München-Shows von UNTO OTHERS. Doch damit nicht genug: Mehrfach bedankt sich der mittlerweile außergewöhnlich redselige Franco schon während der Show glaubhaft für die beste Show der Tour – und auch auf Facebook bekräftigt er diese Einschätzung tags darauf nochmals: „Munich, you were possibly the loudest crowd we’ve ever had. A special night, we won’t forget it.“

Schon allein das macht den Konzertbesuch lohnenswert – selbst, wenn man UNTO OTHERS eben erst auf einem der Festivals gesehen hat. Doch auch die Darbietung selbst unterscheidet sich stark, ist die Setlist der Headliner-Shows im Vergleich zum Festival-Set doch um einige eigentlich unverzichtbare Hits reicher – allen voran die „Mana“-Hits „Jacky“ und „Cosmic Overdrive“, der nach rund 70 Minuten das Set abschließt. Überdenken sollten UNTO OTHERS lediglich den doppelstimmigen Gesang: Dafür ist der Gesang von Franco dann doch zu sehr (Post) Punk – und auch Bassist Brandon Hill trifft weniger Töne als der Sache dienlich wären.

Der anfängliche Hype, den die damals noch IDLE HANDS benannte Band um ihr Debüt „Mana“ erleben durfte, mag nach dem Namenswechsel, einem etwas enttäuschenden zweiten Album „Strength“ (2021) und den leider wenig überzeugenden Shows im Vorprogramm von Behemoth (2022) etwas abgeflaut sein. Trotzdem sollte man UNTO OTHERS keineswegs abschreiben: Wenn die Truppe diesen Abend in Erinnerung behält und in Zukunft öfter so abliefert wie heute, könnten die Amerikaner (doch) noch weit kommen.

Publiziert am 19. August 2024 von Moritz Grütz

Fotos von: Afra Gethöffer-Grütz