Konzertbericht: Ulver

11.02.2014 München, Backstage Halle

Nach drei Jahren kehren ULVER in die Räumlichkeiten des Münchner Backstage zurück. War es 2011 das Album „Wars Of The Roses“, das vorgestellt und in seiner Gänze dargeboten wurde, sollte es diesmal eine „Career Spanning Liveshow“ werden, erweitert durch „Special Guests“. Angesichts der langen, musikalisch wechselvollen Karriere der Norweger sicherlich ein Anlass, besonders gespannt auf den 11. Februar 2014 zu sein.

ulver

Einlass 19.00 Uhr, Beginn 20.00 Uhr, so steht es auf den Tickets. Aus nicht näher bekannten Gründen beginnt die Show trotzdem erst um 20.45 Uhr, dafür ist diese Dreiviertelstunde auch die einzige Folter, auf die die in moderater Zahl erschienen Fans gespannt werden: ULVER haben keine Vorband dabei, sondern legen sofort selbst los. Vor der gewohnten Videoleinwand geht es durch ein ca. 90minütiges Set, das zwischen ausgedehnten Improvisationen in der Tat so etwas wie einen Querschnitt durch die Diskographie bietet – nur die Black-Metal-Tage werden standhaft ignoriert (was der Ankündigung zwar nicht gerecht wird, aber, Hand aufs Herz, trotzdem zu erwarten war).
Ansonsten stellen Songs wie „Nowhere/Catastrophe“ („Perdition City“), „Dressed in Black“ („Blood Inside“), „England“ („Wars Of The Roses“) oder „Shri Schneider“ („Messe I.X-VI-X“) den Werdegang der Band aber durchaus adäquat dar. Alle diese Songs funktionieren an diesem Abend mal besser und mal schlechter, Trickster G. scheint stimmlich aber nicht ganz so fit zu sein wie beim letzten Gastspiel in München, weshalb es gut ist, dass der Fokus der Show trotz der zahlreichen Einzelsongs klar auf den Improvisationen liegt. Diese erreichen ebenfalls immer durchschnittliche Songlänge und werden zumeist vom Schlagzeug-Percussion-Duo dominiert, das in den anderthalb Stunden, die das Konzert dauert, die größten Lorbeeren erntet: Ob der Percussionist nun einer der Special Guests ist oder nicht, ist angesichts des allgemein stark fluktuierenden ULVER-Line-Ups nicht zweifelsfrei festzustellen – er agiert jedenfalls, als wolle er der Band klanglich noch ein gewisses Extra an Inspiration verpassen.
So sind es gerade die rhythmischen Spielereien, die sich zu den straighten Schlagzeug-Grooves gesellen, die die Jams in manchen Passagen regelrecht hypnotisch wirken lassen. Fast schon schade ist es angesichts der regen Aktivität der Rhythmus-Fraktion, dass von der Elektronik, mit der sich die Stammbesetzung ULVERs ja schwerpunktmäßig beschäftigt, nur selten viel zu hören ist – hier beschränkt man sich zumeist darauf, einen möglichst dichten, aber entsprechend auch wenig dynamischen Klangteppich zu weben. Akzente, aber auch nur Akzente, werden hier am ehesten noch an Bass und Gitarre gesetzt.
Bewerten möchte man all das eigentlich nicht. Die Album-Nummern, die gespielt werden, sind musikalisch faszinierend, wie sie eben sind: Abgesehen von der nicht ganz sauberen Gesangsperformance gibt es hier eigentlich nur Positives zu vermelden, zumal alle Songs durch die Möglichkeiten des erweiterten Line-Ups hier und da noch aufgehübscht werden. Im Hinblick auf die Improvisationen kommt es dagegen sehr auf die Erwartungshaltung an, ob man diese nun als gelungen oder vielleicht doch eher uninspiriert beschreiben mag. Denn die avantgardistischen Hoffnungen, die man sich aufgrund des aktuellen Albums gemacht haben mag, werden nicht erfüllt: Diese Trip-Hop-/Psychedelic-Jams findet man wohl am ehesten noch auf „Wars Of The Roses“ wieder, ein Album, das für sich genommen nicht haarsträubend innovativ oder experimentell war, das sich aber häufig eine äußerst konsistente, packende Atmosphäre erarbeitete. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Was man aus der Ausrichtung der Jams vielleicht doch ableiten kann ist, wo ULVER musikalisch aktuell stehen. Und das ist eben gar nicht so weit weg vom letzten regulären Album.

Ganz abgesehen von solchen Überlegungen reagiert das Publikum außerordentlich positiv auf alles, was ULVER an diesem Abend kredenzen. Obwohl sich die Geister nach dem Konzert daran scheidene, welche Elemente nun als mehr oder weniger gelungen zu bezeichnen sind, werden die Norweger zwischen den Songs doch regelrecht abgefeiert. Ob man den Erwartungen, die eine „Career Spanning Live Show“ oder „Special Guests“ auch hinsichtlich der Inszenierung wecken mögen, gerecht wird, ist zwar fraglich, betrachtet man das Ganze aber als reguläres ULVER-Konzert, dann muss man doch festhalten, dass an diesem Abend definitiv für jeden etwas dabei war. Und nebenbei gabs ja vielleicht auch schon einige Songideen von einem kommenden Album zu hören. Nicht so spektakulär, wie erhofft, aber auf seine Weise doch ziemlich gut.

Publiziert am von Marius Mutz

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