Seit einigen Jahren wird das Tuska Open Air Festival nun bereits in Suvilahti zelebriert. Die Location findet sich im Herzen Helsinkis nah an U-Bahn und Tram Station, auch Clubs und Supermärkte sind nicht fern – ein Festival mitten in der Stadt. Das 19. Tuska hält einige Neuerungen für seine Gäste bereit: Dieses Jahr wird nun endlich auch am Freitag und Samstag bis Mitternacht gerockt, den toleranten Anwohnern sei Dank. Doch nicht nur mit dem verlängertem Programm warten die Veranstalter dieses Jahr auf. Auch am Bühnen-Look wurde gefeilt. Die „Helsiniki Stage“, ihres Zeichens die kleinere der beiden Hauptbühnen, wurde in eine Zeltbühne umgewandelt, während die „Radio Rock Main Stage“ ihren alt bewährten Look behält. Den Veranstaltern wird dies mit insgesamt rund 28.000 Besuchern in 3 Tagen und einem ausverkauftem Samstag gedankt!
Freitag, 01.07.16
Am Freitag öffnet das Tuska Festival pünktlich um 13 Uhr seine Pforten bei feinstem sonnigem Festival-Wetter. Während sich rasch die ersten Besucher an den diversen Ständen verteilen, bertreten CATTLE DECAPITATION um die Hauptbühne und eröffnen vor einer für diese Zeit bereits beachtlichen Menge das Programm. Die Zeltbühne wird von DELAIN eingeweiht. Hiernach kann sich der geneigte Festivalbesucher dann munter zwischen den beiden Bühnen hin und her begeben, da das Programm von Anfang an mit einem Kracher nach dem anderen aufwartet. So folgen auf der Radio Rock Main Stage die Lokalmatadore von SWALLOW THE SUN, die anlässlich und passend zu ihrer neuesten Veröffentlichung an allen drei Tagen spielen dürfen und für jeden Tag ein komplett anderes Set und Show bereit halten. Auch heiß erwartet wird von vielen die The Apokalypse 2006 Redux Show von LORDI. Im Anschluss fegen die Herren von TESTAMENT über die Bühne, bevor der erste Festivaltag dann mit einer zweistündigen Show von AVANTASIA beendet wird. Diese wartet zwar mit unzähligen Gastmusikern wie Micheal Kiske und Eric Martin auf – wirklich gebraucht hätte es das jedoch nicht.
Auf der Zeltbühne bieten derweil die Jungs von KVELETAK eine energetische Performance – die beste Band des Tages ist jedoch eine andere: Mit ihrer „The Satanist“-Show inklusive beeindruckender Licht- und Pyrotechnik sind es, mit kleinem Abstrichen im Sound, zum Abschluss BEHEMOTH, die sich diese Auszeichnung verdienen.
Ebenfalls erwähnt werden muss die Inferno Stage, die kleinste der Bühnen in einer Halle: Hier beherrscht der Underground das Tuska. Zwar müssen die kleineren Bands dort Überschneidungen mit den Main Acts in Kauf nehmen, dennoch zeichnen sich Bands wie die japanischen MAN WITH A MISSION und WHORION, das Nebenprojekt des aktuellen Finntroll-Schlagzeugers, aus.
Wer nach diesem ersten Tag noch nicht genug hat, der kann bei einer der berüchtigten After-Show-Parties, die es jedes Jahr in allen beteiligten Clubs in der Gegend gibt, weiterfeiern.
Nachdem am Freitag insgesamt 9.000 Besucher auf dem Tuska Gelände feierten, werden die Bemühungen der Veranstalter dann am Samstag mit einem ausverkauftem Gelände – in anderen Worten mit 11.000 Gästen – honoriert. Erneut gutes Wetter und vielleicht auch die Headliner-Show von GHOST locken die Feierwütigen auf das Areal „Suvilahti“. Vom Musikalischen abgesehen, bieten die dort zu findenden Stände neben typischem Merchandise und Verpflegung auch Spezielles, so zum Beispiel auch das vielleicht in der Metal-Festival-Welt einmalige Saunazelt, welches trotz sommerlicher Temperaturen tatsächlich rege genutz wird.
Samstag, 02.07.16
Musikalisch geht es, ähnlich wie am Freitag, direkt wieder in die Vollen: Die Hauptbühne wird von BRYMIR eröffnet, die sicherlich den Meisten noch unbekannt sein dürften, sich auf der großen Bühne aber wie alte Hasen bewegen. Bombastischer Sound und treibende Riffs sorgen für die ersten Moshpits – eine Entdeckung und musikalisches Highlight gleich zu Beginn, so kann es weiter gehen. Das nehmen sich die Iren von PRIMORDIAL zu Herzen und legen eine mitreißende Show hin, wenn sich auch gegen Ende ein paar Längen ins Set geschlichen haben.
Richtig Partylaune verbreiten dann die ewigen Festival-Lieblinge von TURMION KÄTILÖT: Mit fettem Sound und bekannter Klamauck-Attetüde werden Bälle, Feuer und alles was sich sonst noch findet, ins Publikum geworfen, das die Band dafür phrenetisch feiert. Dahinter verblasst die solide Show der detuschen Tech-Deather OBSCURA ein wenig. Erst bei ANTHRAX legt das Publikum noch mal eine Schippe drauf.
Auf der Zeltbühne beginnt das Programm eher verhalten: Die Black Metaller TSJUDER legen eine gute Performance ab, die eisigen Klänge wollen in der strahlenden Nachmittagssonne trotz Abschirmung im Zelt jedoch nicht so richtig begeistern. OMNIUM GATHERUM und THUNDERSTONE scheinen dem Publikum da eher zu gefallen. Abreißstimmung herrscht dann aber letzlich bei STAM1NA, die das überquellende Zelt dann komplett beherrschen.
Großes Highlight, nicht nur des Tages, sondern des gesamten Festivals, sind dann GHOST. In ihrem typischen, beschwörenden Stil füllen die Grammy-Gewinner angeführt von Papa Emerius III den kompletten Platz vor der Bühne und nehmen die Besucher mit auf eine musikalische Reise. Während der Show zaubern die Nameless Ghouls und ihr toter Pabst ein Gewitter vom Himmer und lassen, nachdem sich der Sturm verzogen hat, satanische Dollarnoten von der Bühne regnen.
Bei soviel Trubel um den unbestrittenen König des Festivals soll aber auch der Solmusali nicht unerwähnt bleiben. In diesem kleinem Saal finden nur knapp 100 Gäste Platz. Vor ausgewähltem Publikum spielen hier SWALLOW THE SUN ein Akustikset, manchen Zuschauer gar zu Tränen rührt.
Sonntag, 03.07.16
Der Sonntag, an dem immer nur bis 22 Uhr gespielt werden kann, beginnt im Gegensatz zu den beiden vorher gegangenen Tagen mit viel Regen, so dass es beim Opener BLOCK BUSTER noch sehr trist vor der Bühne aussieht. Nur ein harter Kern der Fans feiert im Nass bereits munter mit – Mini-Moshpit inklusive. Dafür erfreuen sich die Mannen von MYRKUR auf der Zeltbühne um so mehr über die vielen Leute im Zelt, auch wenn diese größtenteils nur Zuflucht vor dem Regen suchen.
HATEBREED locken ihre Fans dann jedoch wieder raus: Der Regen scheint vergessen. Endlich warm getanzt, zieht es dann viele zu DIABOLO, deren schlichtes Riffing und stampfende Beats erstaunlich großen Anklang findet. Es folgt ein Highlight: GOJIRA betreten die Bühne und spielen ein Set, welches sich gewaschen hat. So viel Energie vertreibt dann auch den letzen Regen – die Massen toben. Fast Zeitgleich bietet SWALLOW THE SUN die letzte ihrer insgesamt drei Shows auf dem Tuska auf der Inferno Stage in der kleinen Halle dar. Noch ein wenig ruhiger, aber umso epischer und musikalisch ähnlich filigran wird es bei KATATONIA, die als Headliner die Zeltbühne schließen.
Großer Headliner auf der Hauptbühne und letzter Act des diesjährigen Festivals überhaupt sind schließlich CHILDREN OF BODOM. Die Lokalmatadore zelebrieren ein großes Fest inklusive aller Smash-Hits und warten – wie schon Avantasia – mit jeder Menge Gastmusikern (z.B. Netta Skog) auf. Dass die Jungs im Grunde nur noch im großen Stile rocken können, ist klar – ähnlich wie bei AVANTASIA gewinnt die Show jedoch durch das ganze Ansagen sämtlicher Gastmusiker nicht unbedingt. Eine „gewöhnliche“ COB-Show hätte für den gewöhnlichen Fan auch vollkommen ausgereicht. Für eingefleischte COB-Jünger ist die Show so allerdings sicherlich ein besonderes Erlebnis.
Das Tuska Festival ist ein besonderes Festival und erfreut sich durch seine günstige Lage und buntem Line-up immer wieder großen Zulauf, auch aus dem Ausland. Mit Recht, wie sich auch 2016 wieder zeigt: Dank rundum gelungener Organisation (die Spielpläne werden im Großen und Ganzen eingehalten) und freundlichem Auftreten der gesamten Crew steht dem entspannten Festival-Feeling nichts im Wege.
Durch kleine Änderungen wie längere Spielzeiten und der neuen Zeltbühne optimieren die Veranstalter das Event auch in diesem Jahr: Gerade die neue Zeltbühne ist ein klarer Gewinn, bietet sie doch nicht nur Schutz vor Regen, sondern – anders als die finnische Nacht im Sommer – auch die für eine gute Lichtshow nötige Dunkelheit. Nicht ganz optimal hingegen ist in diesem Jahr der Sound: Selbst bombastische Bands wie BEHEMOTH wirken in diesem Jahr mitunter etwas dünn.
Auf auswärtige Besucher immer etwas befremdlich wirken die Alkohol-Trink-Areale, auf die der Konsum des – ausschließlich dort zu kaufenden – Alkohols beschränkt ist. Von den für Skandinavien typischen Preisen für Alkohol ganz abgesehen. Wer jedoch erst einmal hier war und sein Herz an den Charme des Tuska Festivals verloren hat, kommt dennoch immer und immer wieder. Das Tuska Open Air 2017 findet vom 30.06.-02.07.2017 statt.
den witz mit den mannen von myrkur versteh ich nicht … waren nur die „angeheuerten Idioten“ am start und amalie war nicht da ?