Konzertbericht: Touché Amoré w/ Trauma Ray, Smile

07.02.2025 Berlin, Columbia Theater

Touché Amoré EU/UK 2025

TOUCHÉ AMORÉ sind in Deutschland gerne gesehen, erst recht, wenn sie ein neues Album („Spiral In A Straight Line“) und talentierte Vorbands im Gepäck haben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die meisten der deutschen Shows beinahe oder komplett ausverkauft sind. So auch in Berlin, im Columbia Theater. Mit dabei sind TRAUMA RAY und SMILE.

Wenn man das Columbia Theater an diesem Abend das erste Mal betritt, erscheint alles recht übersichtlich. Der Raum ist leicht abgestuft und noch tummeln sich eher wenige Leute vor der Bühne. SMILE fangen überpünktlich fünf Minuten früher als geplant an. Die Musik erklingt zunächst atmosphärisch von der Bühne, bis die Band plötzlich in ihren verzerrten und dissonanten Sound eintaucht. Die Frontfrau Rubee True Fegan singt nicht, sondern spricht und schreit ihre poetischen Lyrics mal sanft, mal wütend und verzweifelt, aber immer pointiert in das Mikrofon und erinnert dabei immer wieder an Bikini-Kill-Sängerin Kathleen Hannah. Begleitet wird sie von ihren Mitmusikern mit intensivem, dröhnendem und fetzigem Post-Punk. Nach circa einer halben Stunde Punkpoesie ist schon Schluss und die Band räumt die Bühne.

Nach einer kurzen Umbaupause, in der das Theater sich komplett füllt, betreten TRAUMA RAY aus Texas die Bühne. Dort angekommen bittet Sänger Uriel Avila erstmal darum, dass die sowieso schon abgedunkelten Scheinwerfer noch ein wenig dunkler gemacht werden. Passend zum Ambiente legen die Texaner direkt mit ihrer basslastigen und düsteren Musik los. Ganz wie es das Genre Shoegaze verlangt, legen TRAUMA RAY nur selten einen Zahn zu. Avilas Gesang ist im Kontrast zur Musik sanft und leise. Dafür sind die restlichen Instrumente umso besser zu hören. TRAUMA RAY bieten eine Mischung aus Grunge, Stoner und Shoegaze. Gegen Ende des Sets, nachdem die Gruppe den melancholischen und eher langsamen Song „Spectre“ gespielt hat, scheint es Avila zu missfallen, dass im Publikum niemand so recht headbangt und er befielt nicht ganz freundlich „Wake the fuck up!“ Dem Befehl nachzukommen ist bei den letzten beiden Liedern einfacher, da diese etwas mehr Tempo beweisen. Obwohl die Band auf einem persönlichen Level vielleicht nicht gerade Sympathiepunkte gesammelt hat, überzeugt wenigstens die Musik.

  1. Liftoff
  2. Ember
  3. Torn
  4. Bishop
  5. Bardo
  6. Chameleon
  7. Breath
  8. Spectre
  9. Halley
  10. Relay

TOUCHÉ AMORÉ werden daraufhin umso freudiger empfangen. Da Schlagzeuger Elliot Babin aus familiären Gründen nicht mit auf Tour konnte, sitzt Sam Bosson an den Drums. Die Band fackelt nicht lange und innerhalb von Sekunden eskaliert das Columbia Theater zu den Klängen von „Nobody’s“ völlig. Beinahe der gesamte Front-of-Stage-Bereich wird zum Moshpit und diejenigen, die sich trauen von der Bühne zu springen, werden von der Menge mehr geschmissen als getragen. Das Publikum ist bei den meisten Liedern absolut textsicher, sodass Sänger Jeremy Bolm nur das Mikrofon in die ersten Reihen halten muss und die Fans einfach übernehmen. Beeindruckend ist, dass trotz aller Eskalation auch die feinen und melodischeren Momente in Liedern wie beispielsweise „Praise/Love“ oder „Harbor“ nicht übergangen werden. Gegen Ende des Sets spielen TOUCHÉ AMORÉ noch „Limelight“ als Zugabe, und Bolm zeigt sich sichtlich überwältigt vom Enthusiasmus des Publikums. Wenn die verschwitzen, aber grinsenden Gesichter in der Menge ein Indikator sind, geht es den Fans ähnlich.

  1. Nobody’s
  2. Art Official
  3. Nine
  4. Praise/Love
  5. Reminders
  6. And Now It’s Happening in Mine
  7. Uppers/Downers
  8. Come Heroine
  9. Honest Sleep
  10. Hal Ashby
  11. Face Ghost
  12. New Halloween
  13. Disasters
  14. Harbor
  15. Palm Dreams
  16. Savoring
  17. ~
  18. Pathfinder
  19. Rapture
  20. Force of Habit
  21. Flowers and You
  22. Limelight

Laut Jeremy Bolm lieben TOUCHÉ AMORÉ Berlin und Berlin liebt TOUCHÉ AMORÉ. Das wurde an diesem Freitagabend dank der offensichtlichen Freude aller Beteiligten mehr als deutlich aufs Neue bestätigt. 

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