Konzertbericht: Threshold w/ Maxxwell, The Silent Wedding

16.10.2018 Jena, F-Haus

Mit „Legends Of The Shires“ hat das britische Prog-Quintett THRESHOLD im vergangenen Jahr das erfolgreichste Album ihrer bisherigen Karriere unter die Leute gebracht. Nicht nur kommerziell hoch im Kurs, sondern ebenso geeignet für die große Bühne, halten THRESHOLD im thüringischen Jena, um „Legends Of The Shires“ in voller Länge zu spielen.

MAXXWELL eröffnen den Abend nicht nur pünktlich, sondern auch mit mächtig viel Druck. Mit ihrem kernigen wie melodischen Hard Rock begeistern die Schweizer durch die Bank weg so gut, dass ihnen viel Applaus mit Ausklang des letzten Songs zuteil wird. Ein gutes Tempo und einige schwitzende Köpfe: Vereinzelte Rufe nach Zugabe sind durchaus berechtigt – und nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit für den Opening Act. Besonders Frontmann Gilberto animiert das Publikum gekonnt. Das Strahlen des Sängers lockert die Atmosphäre gut auf und vereinfacht es dem Zuhörer enorm, sich auf MAXXWELL einzulassen. Ein guter Einstieg in den Abend, selbst für verkopfte Progger.THE SILENT WEDDING drehen nach einer kurzen Umbauphase die Lautstärkeregler wieder hoch. Mit ihrem melodischen Power Prog stellen die Griechen einen guten Anheizer für THRESHOLD dar. Gefällige Melodien treffen auf Bang your Head -Momente, das Keyboard dominiert ohne zu aufdringlich zu sein und Gitarrist Jim holt soviel aus seinen Saiten heraus, dass man ihm ein Handtuch zuwerfen möchte. Sänger Marios brilliert bei den hohen Passagen, ohne als Maria Carey-Wannabe zu enden. Das Publikum erweist sich wie bei MAXWELL auch hier als äußerst dankbar, die Songs werden mit viel Applaus honoriert. Kein Wunder, schließlich ist die Studentenstadt Jena eher ein Wallfahrtsort für Stoner Rock aus allen Herren Ländern. Dass die Stadt heute Abend zur Abwechslung mal Prog Metal anbietet, wird glücklichweise von den an die 100 Zuhörer honoriert.

Dass dieser Prog Metal von einer britischen Institution dieses Genres, THRESHOLD, angeführt wird, ist noch nicht einmal das Sahnehäubchen, denn die fünf Briten spielen heute Abend ihr aktuelles Album „Legends Of The Shires“ in kompletter Länge. Der Einstieg in ihr Set könnte nicht gelungener sein, wenn ein Song wie „Small Dark Lines“ den Opener darstellt. Kaum sind die ersten Noten gespielt, haben sich alle Anwesenden dicht vor der Bühne versammelt – ein verheißungsvoller Start. Dass der Sound dabei so bombig klingt, ist wohl auch dem engagierten Toningenieur zu verdanken, der sich während der Songs durch die Menge drängt, um den Sound aus allen Ecken des Konzertsaals überprüfen zu können.

Glynn Morgans Aufforderung zu klatschen, bedarf es keiner zwei Takte und die Arme sind oben. Auch wenn bis auf einen überragenden Drummer Johanne James und dem charismatischen Sänger der Rest von THRESHOLD eher hoch konzentriert bis steif agiert, ist es Blickfang namens Morgan, der die Menge für THRESHOLD gewinnt. Eigentlich immer im Hintergrund und eher weniger beachtet sind die Drummer, aber Johanne liefert eine gnadenlos abgefahrene Drum-Show ab, die mit viel Entertainment  gespickt ist. Seine Spielfreude ist unübersehbar, weswegen er ständig die Blicke auf sich zieht: Grimassen, herumfliegende Sticks und trotzdem ein fehlerfreies Spiel, das ist wirklich sehen- und hörenswert. Ebenso der immer sympathisch lächelnde Basser Steve Anderson. Perfekt an seinem Instrument sorgt er für die tiefen Frequenzen, die so schön im Bauch kribbeln.

Gitarrist Karl Groom begeistert mit seinen Gitarrenparts, die so klar aus den Boxen dröhnen wie sie auf der Platte klingen. So soll es sein! Untermalt werden die Songs von Mastermind Richard West an den Keyboards. Gewohnt lässig steht er am Rand der Bühne und unterstützt zusätzlich zu seiner Tastenarbeit mit Backgroundgesang. Je länger THRESHOLD spielen, umso mehr begeistern sie das Publikum. Die ersten Reihen vor der Bühne danken THRESHOLD für jeden Song von „Legends Of The Shires“. Dass die Zugaberufe am Ende von „Swallowed“ kommen, ist nicht überraschend. Auch nicht, dass sich THRESHOLD zu zwei weiteren Songs hinreißen lassen. Insgesamt eine schnörkellose Performance mit sehr guten Musikern, die ihr Genre perfekt beherrschen. An diesem Abend hat die Band mit Sicherheit auch in Jena neue Fans gewonnen. Passend zur Tour präsentieren sie übrigens ein eigens produziertes Livealbum der Tour, welches ausschließlich vor Ort zu erwerben ist – eine schöne Erinnerung!

Die Livedarbietung eines Konzeptalbums in voller Länge, welches Prog-Herz schlägt da nicht schneller? Eine Setlist, deren Inhalt das aktuelle, hervorragende Album ist, bei welchem Fan führt das nicht zu Jubelstürmen? THRESHOLD haben genau diese Fans heute vor sich und bieten ihnen in knapp 80 Minuten die 14 Songs, die „Legends Of The Shires“ volle Punktzahl bei den Kritikern bescherte. Genau so lässt sich auch der Auftritt der Briten heute Abend beschreiben, den MAXWELL sowie THE SILENT WEDDING gut eröffnet haben.

 

Die Fotos zu diesem Bericht stammen vom Auftritt in Hamburg am 14.10.18.

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Fotos von: Rainer Hentschke

Ein Kommentar zu “Threshold w/ Maxxwell, The Silent Wedding

  1. Danke für den Bericht. Ich war auch im F-Haus und kann die Einschätzung nur bestätigen. Super Performance, sehr guter Sound.
    Leider waren nicht allzu viel Besucher da. Schade für die Bands.
    Allerdings muss du Superwoman-Augen gehabt haben. Die Drums waren fast die ganze Zeit im dunkeln, von Johanne war fast nichts zusehen, zumal mit dunklem T-Shirt. Es hatte schon etwas magisches bis gespentisches Drums zu hören, die keiner zu bedienen scheint.

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