Konzertbericht: The Ruins Of Beverast w/ Wayfarer

14.06.2024 München, Feierwerk (Hansa39)

Was gibt es Besseres, als an einem Freitagabend eine Show in München zu spielen? Nun, vielleicht nicht ausgerechnet am Tag des (dort ausgetragenen) EM-Eröffnungsspiels dort auftreten zu müssen. Denn wenngleich sich Black Metaller gemeinhin wenig Mainstream-affin geben, dürfte der oder die eine oder andere am Ende doch den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft dem von WAYFARER und THE RUINS OF BEVERAST vorgezogen haben. Dass sich das Hansa39 nach eher schleppendem Eintröpfeln der ersten Fans schlussendlich doch noch ansehnlich füllt, spricht sehr für das Tour-Package – das aber auch wirklich exquisit zusammengestellt ist. Wer hier heute Headliner ist, lässt sich kaum sagen: Erstgenannte haben mit ihrem neuen Album den Hypetrain erwischt, zweitere gehören als Ván-Records-Urgestein und Nagelfar-Nachfolger im deutschen Underground als absolute Legende.

WAYFARER im Juni 2024 in MünchenIm Falle von WAYFERER darf man sich den Hypetrain im Übrigen in etwa wie den Santa Fé Exress vorstellen: Von einer sehr schleppend, aber unaufhaltsam anfahrende Dampflok getrieben. Immerhin ist „American Gothic“ bereits das fünfte Album der 2011 gegründeten Band aus Denver, Colorado. Dennoch hat die Band in Europa erst eine Handvoll Konzerte gespielt – erstmalig 2019, und dann, nach pandemiebedingter Pause nochmal 2023. In Süddeutschland waren WAYFARER dabei noch nie – entsprechend vorfreudig-gespannt wirkt das Publikum, als die Amerikaner um 20:30 Uhr die Bühne betreten.

WAYFARER im Juni 2024 in MünchenSamples, Slidegitarren und ein Schellenkranz an der Hi-Hat sorgen – neben Accessoires wie Cowboystiefeln oder einem breitkrempigen Hut – für Western-Flair, wenngleich diese live nicht ganz so zum Tragen kommt wie bei den Albumversionen der Songs. Das macht aber gar nichts, denn auch ganz losgelöst vom Western-Style liefern WAYFARER eine schlichtweg mitreißende Show ab: Bei perfekt eingepegeltem Sound und atemberaubenden Licht-Nebel-Kompositionen gelingt dem Quartett eine rundum stimmige Performance: Die Ansagen sind sympathisch, die Songs packend, die Darbietung absolut souverän. Insbesondere, wenn Fronter Shane McCarthy zu klarem Gesang wechselt, sorgt das für Gänsehautatmosphäre.

THE RUINS OF BEVERAST im Juni 2024 in MünchenDass sich THE RUINS OF BEVERAST anschließend erst einmal eine Dreiviertelstunde verstreichen lassen und ihrem Auftritt ein überlanges Intro voranschicken, ist in diesem Kontext durchaus sinnvoll: Zum eben gesehenen, energiegeladenen Auftritt muss man erst einmal etwas Abstand bekommen, um sich dann auch wirklich auf den düster-dissonanten Black Metal von Alexander von Meilenwald einlassen zu können. Dass THE RUINS OF BEVERAST dann gleich mit dem sperrigen „Rain Upon The Impure“-Opener „50 Forts Along The Rhine“ loslegen, macht es nicht eben leichter, sich in die Show einzufinden – ist aber ebenfalls nur konsequent: THE RUINS OF BEVERAST sind nun mal sperrig.

THE RUINS OF BEVERAST im Juni 2024 in MünchenDas wird vom Sound nochmal unterstrichen, der zunächst merklich undifferenzierter ist als noch bei Wayfarer, sich im weiteren Verlauf der Show aber perfekt der düsteren Dringlichkeit der Songs anpasst – einzig das Keyboard des ehemaligen Dark-Fortress-Keyboarders Job Bos alias Phenex gehen im Gegrummel der Saiteninstrumente leider fast komplett unter. Trotzdem geht das Konzept der Band heute auf voll: Die Truppe wirkt als Live-Band eingespielter denn je, die Songs entfalten ebenjene pechschwarze Stimmung, die die Alben von THE RUINS OF BEVERAST ausmacht, und dass von Meilenwald uf Ansagen zwischen den Songs verzichtet, passt perfekt zur Show.

  1. 50 Forts Along The Rhine
  2. Anchoress In Furs
  3. Between Bronze Walls
  4. Polar Hiss Hysteria
  5. Malefica
  6. Mære (On A Stillbirth’s Tomb)

Mag für Fußballfans ein 5:1 gegen Schottland einem perfekten Abend auch noch so nahe kommen – wer sich als Fan düsterer Klänge heute für die Show im Feierwerk entschieden hat, hat trotzdem alles richtig gemacht. Mit einer mitreißenden Performance der hierzulande (noch) selten tourenden WAYFARER sowie THE RUINS OF BEVERAST, deren Songs die Zuhörerschaft in düsterste Tiefen zerren, bekommt man gleich zwei Highlights an einem Abend geboten – einzig, wer hier heute Headliner war, lässt sich auch im Nachhinein nicht sagen.

THE RUINS OF BEVERAST im Juni 2024 in München
THE RUINS OF BEVERAST im Juni 2024 in München

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