Nachdem sie mit ihrem zweiten Album “Home, Like NoPlace Is There” weltweit für Aufsehen gesorgt haben, konnten THE HOTELIER Mitte 2016 mit “Goodness” ein weiteres beeindruckendes Album vorlegen, das zeigt, dass Emo kein Schimpfwort sein muss. Auch wenn sie darauf weniger stürmisch als auf ihren früheren Alben zu Werke gehen, warten die neuen Lieder förmlich darauf, live präsentiert zu werden. Anfang Februar 2017 macht die Band aus Massachusetts im Rahmen ihrer Europatour auch halt im Münchner Backstage Club, und ist dabei, unterstützt von CRYING, erstmals als Headliner in der bayerischen Landeshauptstadt zu Gast.
Obwohl auf der Homepage des Clubs sowohl Einlass als auch Beginn für 20 Uhr angegeben waren, sind die Türen schon ab 19 Uhr geöffnet. Da wir erst um 20 Uhr eintreffen, kommen wir erst kurz nach Beginn der Show von CRYING in den Backstage Club, der zu diesem Zeitpunkt aber schon angenehm gefüllt ist. Die Band präsentiert lediglich zu dritt ihren synthielastigen, groovig-quirligen, powerpoppigen Sound, und legt den Fokus ihrer Show auf Lieder ihres aktuellen Albums „Beyond The Fleeting Gates“. Die doch sehr markanten Synthies und auch der Bass kommen dabei komplett vom Band. Technisch können CRYING mit ihren Harmonien und beeindruckenden Gitarrenriffs absolut überzeugen und auch musikalisch macht die Mischung aus 80er-Jahre-Rockgitarren mit 80er-Jahre-Synthies und einem rhythmisch packenden Schlagzeug richtig viel Spaß. Dass Sängerin Elaiza sowohl optisch als auch in ihren extrem vernuschelten Ansagen das Klischee des schüchternen Emomädchens (über-)erfüllt, passt dabei perfekt ins Bild. Leider wirkt die recht unaufgeregte Darbietung von CRYING sehr undynamisch, sodass der Funke erst kurz vor Ende des gut halbstündigen Auftritts wirklich überspringt.
Nach einer sehr kurz gehaltenen Umbaupause betreten die vier Jungs von THE HOTELIER um kurz vor 21 Uhr unspektakulär die Bühne. Sänger und Bassist Christian begrüßt die Anwesenden, und erinnert kurz daran, dass die Band bereits 2015 im Backstage gespielt hat – damals allerdings noch als erste Band auf dem Pirate-Smile-Festival vor einer fast leeren Backstage Halle. Dass der Backstage Club heute zu Konzertbeginn sehr gut gefühlt ist, zeigt, dass THE HOTELIER seitdem viele neue Fans gewinnen konnten. Der Konzerteinstieg in Form von „An Introduction To The Album“ gerät direkt zu einem emotionalen Höhepunkt, nicht zuletzt, da der Text lautstark von allen Anwesenden mitgesungen wird, was auch den gesamten Verlauf des Abends immer wieder passiert.
Die Band beschränkt sich auf einige wenige Ansagen und lässt ansonsten ihre Musik für sich sprechen. Dabei liegt der Fokus zwar auf dem neuen Album „Goodness“, doch besonders die Lieder vom zweiten Album „Home, Like NoPlace Is There“ sorgen für den lautesten Jubel. Nach einer guten Stunde kündigt Christian schließlich das letzte Lied an, nur um darauf hinzuweisen, dass die Band mit ein wenig Applaus gerne noch mehr spielt – allerdings erst, wenn sie klischeebeladen kurz von der Bühne gegangen sind. Mit „Goodness Pt. 2“ und „Your Deep Rest“ sorgen THE HOTELIER zum Abschluss schließlich noch einmal für wahre Jubelstürme und verabschieden sich nach 75 Minuten von einem glücklichen Münchner Publikum.
- An Introduction To The Album
- The Scope Of All Of This Rebuilding
- N 43° 33′ 55.676″ W 72° 45′ 11.914″
- Two Deliverances
- Settle The Scar
- Among The Wildflowers
- An Ode To The Nite Ratz Club
- Title Track
- N 42° 6′ 3.001″ W 71° 55′ 3.295″
- Soft Animal
- Sun
- You In This Light
- Dendron
- Opening Mail For My Grandmother
- Goodness Pt. 2
- Your Deep Rest
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Dass aus der Nebenhalle immer wieder Dudelsäcke und Mittelaltertöne herüberschallen und für Lacher im Publikumsorgen, kann die positive, leidenschaftliche Stimmung an diesem Donnerstagabend im Backstage Club nicht trüben: THE HOTELIER konnten einmal mehr beweisen, dass sie derzeit eine der spannendsten Bands im doch recht übersättigten Emobereich darstellen und auch live vollkommen begeistern. Auch wenn eine etwas niedrigere Halle besser zur familären Stimmung des Abends gepasst hätte, konnte die Kombination aus CRYING und THE HOTELIER doch voll überzeugen.