Konzertbericht: The Exploited w/ Topnovil, Code Red

01.08.2016 München, Backstage (Werk)
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Unter den Münchner Musik-Events ist das „Free & Easy“ im Backstage längst schon eine feste Instanz: Zwei Wochen lang spielen lokale, nationale und internationale Acts auf allen drei Bühnen des Areals – bei freiem Eintritt. Wie schon im vergangenen Jahr, gibt sich auch 2016 die Punk-Legende THE EXPLOITED die Ehre, dem Backstage Werk kräftig einzuheizen.

CodeRed-01CODE RED, die den Abend mit leichter Verspätung eröffnen, haben mit Punk jedoch zunächst reichlich wenig am Hut: Vor gut 150 Leuten liefern die Franken stattdessen eine waschechte Metal-Show. So sympathisch sich Fronter Markus Giestl dabei auch gibt – richtig warm wird zumindest der Punk-affine Großteil des Publikums mit dem gebotenen Thrash Metal nicht. So verwundert es wenig, dass während der doch immerhin 40 Minuten Spielzeit vorallem die Zahl der bunten Haarschöpfe im Publikum rapide abnimmt. Verdient haben CODE RED das jedoch nicht unbedingt. Fazit: Zur falschen Zeit am falschen Ort.

Topnovil-01Gegenteiliges ist anschließend bei TOPNOVIL der Fall: Die Australier aus der Stadt mit dem sympathischen Namen Wollongong sorgen direkt für Pogo-Stimmung im Backstage Werk – kein Wunder, passt der Sound der bunten Truppe doch auch perfekt zu The Exploited. Das sympathische Auftreten der Punker um Front-Irokese Dee Dee sowie ein überaus gelungenes Rose-Tattoo-Cover tun ihr Übriges, um das mittlerweile zahlenmäßig stark angewachsene Publikum zu begeistern. Nach ebenfalls 40 Minuten Spielzeit ist auch hier Schluss. Der Eindruck, den die Punks beim Münchner Publikum hinterlassen haben, könnte gemessen an den Reaktionen jedoch kaum besser sein.

TheExploited-02Warum die Leute heute aber eigentlich ins Backstage gekommen sind, ist im mittlerweile mehr als gut gefüllten Werk trotzdem klar: THE EXPLOITED sind einfach eine Instanz in Sachen Punk. So ist die Strahlkraft der Schotten scheinbar ungebrochen – obwohl das letzte Album der 1979 gegründeten Formation um Szene-Urgestein Wattie Buchan, „Fuck The System“, nunmehr bereits 13 Jahre auf dem Buckel hat und sich außer einer Vertragsunterzeichnung bei Nuclear Blast Records 2014 nichts getan zu haben scheint: Als THE EXPLOITED mit „Let’s Start A War (Said Maggie One Day)“ in ihr Set starten, dauert es nur Sekunden, bis der Moshpit losbricht. Dass THE EXPLOITED kein neues Material zu bieten haben, lässt im Set neben Material von „Beat The Bastards“ und „Fuck The System“ viel Raum für an Oldschool-Material: Als Songs wie „I Hate Cop Cars“, „Army Life“, „I Believe In Anarchy“, „Dogs Of War“, „The Massacre“, „UK ’82“ oder „I Believe In Anarchy“ geschrieben wurden, dürfte ein großteil der Anwesenden kaum aus dem Windelalter heraus gewesen sein.

TheExploited-01Dass Wattie selbst mittlerweile stolze 59 Lenze zählt und zuletzt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, nachdem er bereits 2014 während einer Show einen Herzinfarkt erlitten hatte, merkt man dem Fronter heute nicht wirklich an. Zwar ist er in Sachen Performance etwas ruhiger geworden, ansonsten jedoch ist er ganz der alte: In bester Proll-Manier spuckt er herum, reckt den Mittelfinger, greift sich an den Sack und klopft sich das Mikro an den beängstigend hohl klingenden Schädel. Die Kommunikation mit dem Publikum wie auch mit einzelnen Fans, die Songwünsche hereinrufen, scheitert nicht zuletzt an Watties schlichtweg unverständlichem Schottisch. Vielleicht ist das aber auch besser so, für sonderlich intelligente Aussagen ist der Charakterkopf schließlich nicht bekannt. Doch zumindest eines ist unübersehbar: Wattie hat Spaß bei dem, was er da tut. Für seine (deutlich jüngeren) Mitmusiker gilt das sowieso: Bassist Irish Rob grinst in einer Tour, während sich Robbie Steedo Davidson sogar für ein Gitarrensolo ins Publikum begibt.

TheExploited-03Die Stimmung dort ist sowieso bereits am Kochen: Spätestens, als zum Abschluss der Show der vom Publikum schon die ganze Zeit lautstark eingeforderte Klassiker „Fuck The USA“, gefolgt von den Band-Hits „Sex & Violence“ (inklusive der obligatorischen Bühnen-„Eroberung“ durch das Publikum) und „Punks Not Dead“ durch das Backstage krachen, ist bleibt kein Wunsch mehr offen.

  1. Let’s Start a War (Said Maggie One Day)
  2. Fightback
  3. Dogs Of War
  4. The Massacre
  5. UK ’82
  6. Chaos Is My Life
  7. Dead Cities
  8. Alternative
  9. Noize Annoys
  10. Never Sell Out
  11. Riv All Leaders
  12. Troops of Tomorrow (The-Vibrators-Cover)
  13. I Believe In Anarchy
  14. Holiday In The Sun
  15. Cop Cars
  16. Beat The Bastards
  17. Fuck The System
  18. Porno Slut
  19. Army Life
  20. Fuck The USA
  21. Sex & Violence
  22. Punks Not Dead
  23. Was It Me
THE EXPLOITED sind nicht totzukriegen: Wenn von der Band auch seit nunmehr 13 Jahren keine neue Musik mehr zu hören war, wissen sie zumindest live noch immer vollends zu überzeugen: Stolze 90 Minuten beglückt das Quartett seine Fans mit Klassikern und den Hits der letzten Alben – da bleibt kein Hemd trocken. Gerade die Form, in der sich EXPLOITED dabei präsentieren, macht dann aber doch Lust auf Neues. Man darf gespannt sein, ob dieser Wunsch eines Tages in Erfüllung geht.

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