Konzertbericht: Swiss & Die Andern w/ 8kids

13.07.2019 Augsburg, Helmut-Haller-Platz


2019 findet das Sommer am Kiez zum vierten Mal am Augsburger Helmut-Haller-Platz statt. Die Veranstalter setzen in diesem Jahr erstmals ausschließlich auf kostenpflichtige Konzerte, was das Booking bekannterer Acts möglich macht. So haben sich an diesem Samstagabend die norddeutschen Punker SWISS & DIE ANDERN gemeinsam mit der Support-Band 8KIDS in Bayerisch-Schwaben eingefunden, um mit den Zuschauern eine wilde, von Pogo, Alkohol und linker Attitüde gespickte Party zu feiern.

Die Hessen 8KIDS eröffnen den Abend mit ihrem mitreißenden Post-Hardcore, der zu Beginn noch eine überschaubare, dafür aber lautstarke Menge vor der Bühne versammeln kann. Auf diversen Fanclub-Westen ist ersichtlich, dass das Publikum teilweise eine weitere Anreise in Kauf genommen hat. Die deutschsprachigen Songs der Darmstädter sorgen bereits für einige Bewegung, wiederholt erschallen „Alerta, Alerta, Antifascista!“-Rufe, in die Sänger Jonas Jakob zugleich einsteigt. Musikalisch brachialer als der Hauptact, dafür inhaltlich vager und mit Metaphern arbeitend können 8KIDS mit ihrem rund 30-minütigen Set das Augsburger Publikum zumindest auf eine entsprechende Betriebstemperatur für den folgenden Abend bringen. Das wird auch mit entsprechendem Applaus entlohnt.

Zu den Klängen von Limp Bizkits „Rollin'“  betreten SWISS & DIE ANDERN die Bühne. Ohne viele Umschweife legen sie mit dem Shocky-Song „Bis der Nagel den Sarg trifft“ los und haben die sehnsüchtig wartenden Zuschauer direkt in ihren Bann gezogen. Die Folge sind laute Mitsing-Chöre, die auch in den zweiten Titel „Punk zurück“ weitergetragen werden. Beeindruckend zu beobachten ist bereits jetzt die Spielfreude, mit der die Hamburger Jungs ihre Musik live präsentieren. Ein Grinsen in fast jedem Gesicht, hier und da ein Joke und das Publikum fast durchgehend eingebunden in ein Geschehen, dass seinen Höhepunkt erst noch erreichen wird.

Die Band covert den Die-Ärzte-Klassiker „Schrei nach Liebe“, SWISS witzelt Frei.Wild hätten den Song ja von ihnen geklaut. Zwei Frauen werden vor „Insel im Paradies“ auf die Bühne gebeten und man kann Zeuge eines kurzen, aber knackigen Heiratsantrages werden: „Ich liebe dich über alles. Sag ja!“ Und sie hat ja gesagt. „Der Scheiss is‘ live“ und „Hassen oder lieben“ führen dazu die Ekstase der aktiven Zuschauer ins fast Unermessliche zu steigern, was an den wilden Pogo-Bewegungen im vorderen Teil zu erkennen ist. „Zickzackkind“ war eigentlich nicht geplant, SWISS & DIE ANDERN spielen den Song für ein Mädchen, deren Mutter gestern gestorben ist und sie hatte um diesen Gefallen gebeten. Eine junge Dame klettert während des Songs auf den Bühnenaufbau und muss von der Security wieder in Sicherheit gebracht werden. „Wir gegen die“ wird mit einer beachtlichen Wall Of Death eingeleitet, den Part von Diggen (Slime), übernimmt DJ Da Wizard. „Antarktis“ und „Grosse Freiheit“ beenden den regulären Part in ruhigerer, aber nicht weniger intensiver Weise.

Voller Euphorie lassen die Zugabe-Rufe nicht lange auf sich warten, denen SWISS & DIE ANDERN gerne nachkommen. „Asche zu Staub“ und „Pogo“ locken nochmal die letzten Reserven des Publikums hervor, bevor zu den Klängen von Heidi Kabels „In Hamburg sagt man Tschüss“ die abschließenden Klänge des Konzerts verhallen. SWISS lädt nochmal alle ein zum Jahresabschluss-Konzert am 7. Dezember in seiner Heimatstadt zu kommen, ehe die Anwesenden zu Village Peoples „YMCA“ die Party zu einem Ende führen. Das bewegt sogar Teile der Band nochmal auf die Bühne, um in den Chor einzustimmen.


SWISS & DIE ANDERN liefern das Paradebeispiel eines von linken Gedankenguts durchzogenen Konzerts ab, welches die Zuschauer dankbar aufnehmen. Sie beweisen aber auch, dass sich Deutschrap und Punk Rock zu einer stimmigen, mitreißenden Mischung vereinen können. Musikalisch präsentiert sich die Band durch ihre Spielfreude, die lässige Art und ihrer Publikumsnähe deutlich stärker als bei den Studioaufnahmen. Als Support-Act sind 8KIDS ebenfalls eine gute Wahl gewesen, deren Leistung im Schatten der Hauptband zwar etwas verblasst, aber die Stimmung ordentlich anheizen kann. Nach rund drei Stunden Programm sieht man glückliche, verschwitzte und ebenso ausgepowerte Konzertzuschauer Richtung Heimat ziehen. Diese gelungenen Konzerte sind auch dank dieses kleinen, aber feinen und mit viel Liebe zur Musik versehenen Festivals Sommer am Kiez möglich, welches mit seiner angenehmen Atmosphäre der Stadt Augsburg hoffentlich noch einige Jahre erhalten bleibt.

Publiziert am von Christian Denner

Fotos von: Christian Denner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert