Konzertbericht: Swans w/ Anna von Hauswolff

11.11.2016 München, Hansa 39

SWANS live sind ein Erlebnis – wenn man die Band um Mastermind Michael Gira schon einmal erleben konnte, kann hier nur Zustimmung erfolgen. So ist es keine Seltenheit, dass die Band die Temperatur im Konzertsaal nach oben reguliert, um gepaart mit der teilweise ohrenbetäubenden Lautstärke ihrer Songs und den repetitiven Strukturen ihrer Songs die psychische Anstrengung einer SWANS-Show auch körperlich spürbar zu machen. Da ihr neues Album „The Glowing Man“ das vermutlich letzte Album in dieser Besetzungskonstellation sein wird, ist daher der Besuch des Konzerts im Münchner Hansa 39 (erneut) Pflicht.

Wie die zu den letzten beiden Auftritten seit dem Comeback der Band ist das Konzert auch dieses Mal weit im Vorfeld ausverkauft. Dass das Mischpult neben der Bühne aufgebaut wurde, war dabei leider nicht die beste Entscheidung, da so dank des gegenüberliegenden Merchstands ein Nadelöhr entsteht, durch das sich die Besucher drängen müssen.

(c) Anders Nydam
(c) Anders Nydam

Und Drängen ist hier wörtlich gemeint: Als um 20:30 ANNA VON HAUSWOLFF gemeinsam mit zwei Mitmusikern die Bühne betritt, ist das Hansa 39 nahezu bis zum Platzen gefüllt. Musikalisch passt die sympathische Musikerin perfekt zum heutigen Headliner: Die Mischung aus Drone und Doom, gepaart mit Klaviertönen und elektronischen Elementen ist bereits instrumental betrachtet eindrucksvoll, gewinnt durch die Stimme und Präsenz von ANNA VON HAUSWOLFF allerdings noch an Qualität. Dabei unterscheidet sich der Klang deutlich von den Studioaufnahmen, spielt ANNA VON HAUSWOLFF auf diesen doch Orgel – dafür ist die Musikerin mit ganzem Körpereinsatz dabei, zappelt, schreit, singt, haucht und schlägt das Publikum für knapp 45 Minuten lang in seinen Bann. Lauter Jubel ist die logische Folge dieses starken Auftritts.

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Nach einem von der Band selbst durchgeführten Soundcheck, der von Country und elektronischer Musik unterlegt ist, betreten SWANS um 21:50 ohne großes Tamtam die Bühne. Ebenso schnörkellos beginnen die Bandmitglieder damit, ihren Instrumenten ein flächiges Dröhnen zu entlocken, zu dem Mastermind Michael Gira – der wie immer seinen Notenständer mit Texten vor sich aufgebaut hat – noch schnell den Lichtmann dirigiert. Nach seinem O.K. bleibt die Lichteinstellung das gesamte Konzert über gleich, auch auf Kinkerlitzchen wie Nebel wird verzichtet – es geht wirklich nur um die Musik.

swans-002Über lautes Dröhnen, rhythmische Spielereien und sich ständig wiederholenden, nahezu bis zum Wahnsinn wiederholten Strukturen arbeiten sich die Musik durch einen 55-minütigen Opener, dem Michael Giras beschwörender Gesang einen zusätzlich verstärkenden tranceartigen Charakter verleiht. Während hier noch alles recht gemächlich zugeht, überraschen SWANS bereits mit der zweiten Nummer, die deutlich stärker im Uptempo angesiedelt ist. Dies gilt auch für die übrigen Nummern, die zwischen Drone-Passagen und drängendem Groove, zwischen Verstörung, Besinnung und Aggressivität wechseln. Durch den Einsatz eines Klaviers – das den heute abwesenden Thor Harris ersetzt – halten sogar regelrechte Rock’n’Roll-Momente Einzug in die Show.

Insgesamt präsentieren SWANS heute sechs Liveversionen ihrer Lieder, wobei zwei Mal zwei Songs zusammengelegt werden. Dass hier nur Anleihen an die Studioversionen erklingen und ansonsten eigentlich eigenständige Lieder gespielt werden, gehört zum Konzept der Band. Nach 2,5 Stunden Musik, die absolut begeistern, ist es schließlich still. Michael Gira lässt alle Lichter anschalten, stellt seine Band noch einmal vor und verkündet – auch das gute Tradition – später noch selbst zum Merchstand zu kommen, um mit den Fans seiner Band zu reden.

  1. The Knot
  2. Screen Shot
  3. Cloud Of Forgetting
  4. Cloud Of Unknowing
  5. The Man Who Refused To Be Unhappy
  6. The Glowing Man

swans-003FAZIT: Das erst kurz vor Schluss die ersten Weedwolken durch das Hansa 39 ziehen, ist verwunderlich, ist die Stimmung durch den gesamten Auftritt über schwül, verstrahlt und bedrückend. Mit dem vermutlich letzten Konzert in München der SWANS in der aktuellen Konstellation (was das genau heißt, ist derzeit noch ein Geheimnis von Michael Gira) beweist die Band, dass sie derzeit auf dem Höhepunkt ihres Schaffens ist. In Kombination mit der großartigen Anna von Hauswolff ist dieser Abend definitiv ein Highlight des Konzertjahres.

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