Festivalbericht: Summer Breeze Open Air 2014

13.08.2014 - 16.08.2014 Dinkelsbühl

sb-2014-logo_facebookIn der Zeit vom 13.08. bis zum 16.08. war es endlich wieder soweit und das Summer Breeze öffnete seine Pforten. Das Festival, welches insgesamt bereits seine 17. Ausgabe erlebte, konnte im Vorjahr mit 35.000 Gästen einen neuen Besucherrekord verbuchen und mausert sich immer mehr zu einer Institution, für alle, denen zum Beispiel das Wacken Open Air zu groß geworden ist. Dieses Wachstum ist aber durchaus verdient, wenn man sich die Qualität der Bands anschaut, welche in den letzten Jahren in Dinkelsbühl aufgespielt haben.

Mittwoch, 13.08.14
Als Schmankerl für die Leute mit Drei-Tages-Tickets öffnet das Festivalgelände bereits Mittwochs seine Pforten. 2014 verzichtet man auf den New Blood Award und hat bereits am ersten Tag T-Stage und Camel Stage im Wechsel bespielt. Die Eröffnung wird traditionell von der BLASMUSIK ILLENSCHWANG übernommen.
Den richtigen Anfang machen dann die finnischen Thrash Metaller LOST SOCIETY und trotz des sehr frühen Zeitpunkts ist das Zelt der T-Stage durchaus gut gefüllt. Während des Auftritts wird auch schnell klar, warum dies der Fall ist, denn die vier Jungs zocken drauf los, als gäbe es kein Morgen mehr. Völlig zurecht feiert das Publikum diesen Auftritt und die Frage wird laut, warum ausgerechnet diese Jungspunde eröffnen mussten. Sänger Sammy scheint das alles vollkommen egal zu sein und er fegt unablässig wie ein Derwisch über die Bühne, heizt das Publikum an und macht deutlich, warum LOST SOCIETY als hervorragende Live-Combo gelten. Im Anschluss kann man sich mit den Isländern THE VINTAGE CARAVAN und ihrem Retro-Rock die Zeit vertreiben. Ein stetig grinsender Bassist und ein dauerhüpfender Gitarrist haben und machen viel Spaß.
ENFORCER sind als nächstes zu Gast auf der T-Stage und entgegen aller Befürchtungen legen die Schweden einen absolut sauberen Auftritt hin. Der Sound ist anfänglich zwar sehr durchwachsen, doch nach den ersten ein bis zwei Songs ist das Problem gelöst. Man hört endlich die Gitarren deutlicher und Sänger Olof Wikstrand kann gesanglich wirklich überzeugen. Die Schweden zelebrieren 45 Minuten lang Heavy- /Speed Metal der Güteklasse A und im Publikum ist reichlich Kopfbewegung erkennbar. Die Setlist mit einem Querschnitt durch alle Alben weiß sowieso zu begeistern.

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Auch wenn es für den Mittwoch offiziell keinen Headliner gibt, so dürfte die nächste Gruppe wohl bei vielen Gästen als einer gehandelt werden. Die BLUES PILLS betraten die T-Stage. Die Band wurde in den vergangenen Monaten mit Lob überschüttet und konnte sich auch den Titel „Album des Monats“ bei uns sichern.

Die Gruppe rund um, die tatsächlich etwas schüchtern wirkende Sängerin Elin Larsson eröffnet ihr Set mit der aktuellen Single „High Class Woman“ und zieht das Publikum sofort in seinen Bann. Die anfängliche Schüchternheit Elins weicht sehr schnell einer merklichen Freude und die Band spielt sich in einen kleinen Rausch. Der Sound der Band ist während des gesamten Auftritts richtig gut abgestimmt und so steigert sich auch die positive Laune im Publikum von Song zu Song. Während Bassist Zack fast schon stoisch und tief in die Musik eingetaucht auf der rechten Seite der Bühne verharrt, bemerkt man sehr schnell, dass die eigentliche Bewegung auf der Bühne allein von der Sängerin ausgeht. Immer wieder greift sie sich das Mikro vom Ständer und tanzt über die Bühne. Völlig unbeeindruckt und scheinbar völlig mit seiner, etwas zu groß wirkenden, Gitarre verschmolzen serviert Dorian Sorriaux exzellente Riffs und Melodien. Und auch – zum damaligen Zeitpunkt noch als Aushilfe – Drummer André Kvarnström liefert eine tolle Vorstellung ab. Die BLUES PILLS sind vermutlich das Highlight des ersten Tages.

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Setlist BLUES PILLS:
01. High Class Woman
02. Ain’t No Change
03. Astralplane
04. No Hope Left For Me
05. Dig In
06. Devil Man
07. Elements and Things (Tony Joe White cover)
08. Bliss
09. Black Smoke
10. Little Sun
11. The Time Is Now

HAMFERD lassen ihre gediegene Mischung aus IMG_6394Doom und Death Metal in Anzügen auf das Publikum nieder. Leider wenig Bewegung vor und auf der Bühne, dafür viel Intensität in nur drei Songs. Dazu gibt es den Exotenpreis des diesjährigen Jahres. Eine Band von den Färöer Inseln war zum ersten Mal zu Gast. GRAND MAGUS können dort schon mehr Schwung und natürlich auch Bekanntheit mitbringen. Unschlagbare Kraft entwickelt der Titelsong „Triumph And Steel“ des aktuellen Albums und zu Recht werden hier nach Konzertende noch längere Zeit Fangesänge vernommen. Wer Metal mit Doom-Elementen etwas abgewinnen kann wird mit EREB ALTOR verköstigt, die mit ihrem Warpaint viel gefährlicher aussahen als sie klangen.
Natürlich dürfen bei einer Nuclear Blast Labelnight auch ein paar Urgesteine nicht fehlen und deshalb durften nun UNLEASHED die T-Stage unsicher machen. Die schwedischen Veteranen in Sachen Death Metal zockten ein mehr als solides Set und ließen keine Epoche der Bandgeschichte aus. Während des gesamten Auftritts waren Anmerkungen wie „Die Motörhead des Death Metal“ zu vernehmen, was anlässlich der strikten Stiltreue der Band nicht wirklich verwundert.
Mit den Polen von DECAPITATED geht es deftig weiter auf der T-Stage und die anwesenden Besucher werden nicht enttäuscht. Die Band legt eine Show hin, als zöge ein gewaltiger Gewittersturm durch das Zelt. Dabei herrscht das Mistwetter nur draußen vor dem Zelt. Mit ihren technisch anspruchsvollen und zuweilen positiv chaotisch wirkenden Songstrukturen sind Stücke wie „Carnival Is Forever“, „404“, oder „Homo Sum“ zwar keine leichte Kost, pusten bei diesem Auftritt aber jedem ordentlich den Gehörgang frei. Das Quartett erspielt sich mit diesem Auftritt, ohne Wenn und Aber, eine noch größere Anhängerschaft.
Der Tag findet seinen Ausklang mit instrumentalem Psychedelic Rock von MY SLEEPING KARMA und Partystimmung bei TRAGEDY – ALL METAL TRIBUTE TO THE BEE GEES & BEYOND.

Donnerstag, 14.08.14
Der erste offizielle Tag wird von ABORTED und THE UNGUIDED eröffnet, bevor die Niederländer von DELAIN an der Reihe sind. Die Gruppe rund um die sympathische Sängerin Charlotte Wessels zeigt, in Abwesenheit von Bandgründer Martijn Westerholt, welcher krankheitsbedingt fehlte, eine sehr routinierte Vorstellung und spielt Stücke aus dem gesamten Repertoire der Bandgeschichte. Lediglich das neueste Werk „The Human Contradiction“ ist ein wenig bei der Setlist untergegangen. Die überaus charmant wirkende Charlotte animiert das Publikum immer wieder wirkungsvoll zum Mitmachen und man merkt sofort, dass die Gruppe sich an die großen Bühnen gewöhnt hat.
Die Augsburger HERETOIR präsentieren routiniert ihre Mischung aus Post Rock und Black Metal. Zum Song „Eclipse“ haben sie als Gastsänger Torsten (AGRYPNIE, NOCTE OBDUCTA) zum Stelldichein gebeten. So erlebt auch die T-Stage an diesem Tag eine verdiente Eröffnung.IMG_7070Kurzfristig musste man dann für die Absage von OF MICE AND MEN Ersatz finden und das Organisatorenteam ist bei HACKNEYED fündig geworden. Die fünf Jungs liefern ein ordentliches Set ab und zumindest partiell scheinen die Lokalmatadore auch Anklang zu finden. Die Mühen der Band auf der Bühne sind deutlich zu erkennen, auch wenn sich während der gesamten Show immer wieder der Fehlerteufel in das Spiel der Musiker einschleicht. Insgesamt ist es ein eher durchwachsener Auftritt, aufgrund der Kurzfristigkeit des Einspringens drückt man aber doch ein Auge zu.
Die US-amerikanischen Black-Thrasher SKELETONWITCH haben keine Überraschungen im Gepäck, dafür aber ein vollgepacktes Set, dass die Köpfe des Publikums ordentlich zum Kreisen bringt. Dagegen sind die Schweizer von ELUVEITIE schon eine feste Größe beim Summer Breeze Open Air. Neben altbekannten Hits wie „Inis Mona“ werden auch Songs des aktuellen Albums „Origins“ präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt ist eine überaus beachtliche Menge vor der Main Stage versammelt, die aus voller Kehle mitwirkt und auch einige Stage Diver bahnen sich ihren Weg über die Köpfe ebendieser.
IMG_7262Torsten (AGRYPNIE, NOCTE OBDUCTA) darf am heutigen Tag nochmal sein Können präsentieren. Er ist kurzfristig für die erkrankte Marta bei TODTGELICHTER eingesprungen. Respekt, dass sie sich unter diesen erschwerten Bedingungen dem Auftritt stellen. IMG_7382Ohne die weiblichen Gesangparts wirken einige Songs aber lückenhaft. Zu „Eos & Eis“ hat man Eklatanz (HERETOIR) auf die Bühne gebeten. Eine Hand wäscht ja bekanntlich die andere. Auf einmal wird es sehr schnell voll vor der Main Stage, denn ARCH ENEMY stehen auf dem Programm und die Spannung, wie sich Alissa White-Gluz als neue Frontfrau der Band schlägt, steigt rapide an. Bereits zu Beginn des Sets ist zu erkennen, dass die Kanadierin vollkommen vom Publikum akzeptiert wird und entsprechend einfach ist es für die ehemalige The Agonist-Frontfrau, den Fans Anweisungen zu geben, welche auch brav befolgt werden. In Sachen Qualität gibt es nichts aussetzen und so spielen sich ARCH ENEMY durch ein Set, dass man beruhigt als stark bezeichnen kann. Die Gitarren klingen gewohnt filigran, das Schlagzeug geht wie ein Schweizer Uhrwerk und gesanglich liefert Frau White-Gluz an diesem Tag eine Leistung, die den Ausstieg von Angela Gossow schnell vergessen macht. In Sachen Interaktion und Stage-Acting ist die gute Alissa ebenfalls fast wieder auf gewohntem Niveau angekommen. Songs wie „You Will Know My Name“, „As The Pages Burn“, “We Will Rise” und das mit neuer Sängerin noch besser wirkende “Nemesis” sind an diesem Abend eine wahre Freude.
IMG_7536Auch THE OCEAN haben mit Problemen zu kämpfen und kommen durch einen defekten Van erst zehn Minuten vor ihrem Auftritt am Festivalgelände an. Ohne Soundcheck liefern sie ein routiniertes Set ab, dass bis auf zwei Ausnahmen aus dem kompletten aktuellen Album „Pelagial“ besteht.
Endlich ist es soweit und DOWN betreten die Main Stage, um dem Summer Breeze einen denkwürdigen Abend zu bieten. Dabei ist es zunächst Mr. Anselmo himself, der beim Publikum durchaus für einige Lacher sorgt, denn der gute Herr scheint bereits amtlich gefeiert zu haben und bewegt sich nicht unbedingt immer sicheren Schrittes über die Bühne. Seine häufigen Ansagen und Sprüche darüber, dass er uns am liebsten sein bestes Stück in diverse Körperöffnungen rammen würde, sorgen für weitere Erheiterungen. Aber auch die Aussage, dass wir Deutschen sehr humorvoll sind, jedoch endlich aufhören sollten uns selbst in vielen Situationen zu ernst zu nehmen, findet großen Anklang. Musikalisch sind DOWN sowieso eine Macht und im Laufe der Show werden die Herren schnell immer besser. Phil Anselmo durchlebt eine Vielzahl an Emotionen und die fetten Riffwände drücken ordentlich im Gehörgang. Als beim abschließenden „Bury Me In Smoke“ dann noch die Herren Flynn und Demmel von Machine Head die Gitarren übernehmen, ist klar, dieses Konzert ist schon jetzt eines der besten des Festivals.

Setlist DOWN:
01. Eyes of the South
02. We Knew Him Well
03. Hogshead/Dogshead
04. Witchtripper
05. Lifer
06. Lysergik Funeral Procession
07. Pillars Of Eternity
08. Hail The Leaf
09. Conjure
10. Stone The Crow
11. Bury Me In Smoke

IMG_7727Mit Feuerschalen und diabolisch-roter Beleuchtung vollziehen SECRETS OF THE MOON ihren Auftritt. Die eingeschworene Fangemeinde der Black-Metal-Band feiert zahlreich einen Gig, der im sensationellen „Nyx“ seinen Gipfel erreicht.
Nun herrscht absoluter All-Star-Alarm, denn auf der T-Stage sind TWILIGHT OF THE GODS zu Gange. Die Truppe, die eigentlich als Bathory-Tribute-Band gedacht war, legt von Anfang an eine gute Performance hin und weiß die anwesenden Gäste mit atmosphärischen Songs zu begeistern. Allen voran Alan Averill, der an diesem Abend optisch als Doppelgänger für CM Punk hätte durchgehen können, zeigt, dass er für die Bühne geboren ist und seine unvergleichliche Stimme ist ein machtvolles Werkzeug, egal ob mit Primordial oder wie am heutigen Abend mit TWILIGHT OF THE GODS. Die sehr hymnenhaften Stücke, ziehen jedenfalls jeden in ihren Bann. Vermutlich wäre das Zelt noch bedeutend besser gefüllt, würden nicht zur gleichen Zeit BEHEMOTH spielen.IMG_8062
TESTAMENT dürfen im Reigen der Headliner dieses Tages nach BEHEMOTH zum Tanz rufen. Und dem Ruf der Band folgen viele musikhungrige Fans. Zur Musik der Mitbegründer des Thrash Metal muss eigentlich nur noch wenig bis gar nichts gesagt werden, da die Band schon auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken kann. Im Vergleich zum diesjährigen Rock Hard Festival zeigen sich Chuck Billy und seine Kollegen in einwandfreier Spiellaune. So kann man mit „More Than Meets The Eye“, „Native Blood“, „Over The Wall“, „Practice What You Preach“ und „Into The Pit“ alle Hits aus den diversen Schaffensphasen auf sein Gehör einhämmern lassen. Da dies ja das Festival der Gastsänger ist ließen TESTAMENT zu „Into The Pit“ Alissa White-Gluz (ARCH ENEMY, ex-THE AGONIST) auflaufen. Insgesamt liefert diese Show alles was man vol Old School Thrash Metal erwartet. Viele Soli und Gefrickel der Saitenfraktion darf da nicht fehlen. Dazu wird die Show wiederholt von massivem Pyroeinsatz begleitet. Chuck Billy nutzt die Bühne komplett aus und ist selten länger an einer Stelle zu finden. Nach neun Songs beendet man den Auftritt, doch muss sich den lauten Zugaberufen des Publikums geschlagen geben. So gibt die Band mit „D.N.R. (Do Not Resuscitate)“ und „3 Days In Darkness“ zwei weitere Stücke zum Besten. Lautstarker Applaus will nicht mehr abebben und wer im Vorfeld an der Headliner-Position dieser Band Zweifel hegte muss zugeben, dass diese Entscheidung genau richtig gewesen ist.
IMG_8232Setlist TESTAMENT:
01.Rise Up
02. The Preacher
03. More Than Meets The Eye
04. Native Blood
05. Dark Roots Of Earth
06. Into The Pit (mit Alissa White-Gluz von Arch Enemy)
07. The New Order
08. Practice What You Preach
09. Over The Wall

10. D.N.R. (Do Not Resuscitate)
11. 3 Days In Darkness

ALPHA TIGER aus Sachsen schließen an diesem Tag das Programm der Camel Stage ab und versprühen den Flair der 80er Jahre nicht nur musikalisch. Die Band ist routiniert und engagiert, aber irgendwie fehlen die Ecken und Kanten. Zum Abschluss gibt es mit „Metal Thrashing Mad“ ein Anthrax-Cover. Den Tagesabschluss bilden die Franzosen ALCEST, die Songs aus allen Schaffensphasen zum Besten geben. Es wird hier wenig geredet, sondern der Musik Platz zur Entfaltung gegeben. Diese ist natürlich gewohnt hochklassig vorgetragen und lässt keine Wünsche offen.

Freitag, 15.08.14
Der Freitag startet qualitativ hochwertig mit CRUCIFIED BARBARA, DEADLOCK (inklusive schwangerer Sängerin) oder PRIMAL FEAR. Dann darf das britische Death-Metal-Urgestein BENEDICTION seine Songs in Rund feuern, was mit enigem Applaus der Zuschauer gehuldigt wird. Auch wenn vor allem die Saitenfraktion bisweilen sehr angestrengt wirkt.
Im Anschluss ist Showtime für Tuomas Saukkonen, der schon durch  Bands wie Before The Dawn oder Black Sun Aeon bekannt ist. Zu Gunsten von WOLFHEART beendete er alle Projekte und das zahlt sich aus. Intensiv und melancholisch prasselt die Mischung aus melodischem Death Metal und Doom Metal auf das Publikum ein. Mit „Susi“ gibt es dann noch eine Premiere vom kommenden Album. Die holländische Vorzeigedame ANNEKE VAN GIERSBERGEN präsentiert einen Auftritt mit viel Sympathie und toller Atmosphäre. Bei aller Pop-Attitüde, die ihrer Musik mittlerweile innewohnt, kann sie die Zuschauer trotzdem mitreißen. Auch Klassiker aus der The-Gathering-Ära finden ihren Weg in die Setlist und formen das erste Highlight des Tages.
IMG_8597Endlich betreten GAMMA RAY die Bretter der Main Stage. Bereits der Opener „Avalon“ wurde vom ohnehin begeisterten Publikum gefeiert und somit ist klar, bei diesem Auftritt kann nichts schief gehen und deshalb macht man aus „I Want Out“ mal eben eine sehr gelungene Reggae-Nummer, die größtenteils sehr gefeiert wird und nur bei ganz wenigen Leuten so etwas wie Unbehagen auslöst. Die Band wirkt nach so vielen Jahren zwar sehr routiniert auf der Bühne, aber glücklicherweise ist ebenfalls zu merken, dass es eben nicht nur noch ein Job ist, sondern dass jeder der Musiker Spaß hat. Kai Hansen und seine Mannen dürfen gern noch sehr lange so weiter machen, denn genau diese Shows möchte man auf einem Festival sehen.
Direkt im Anschluss geht es auf der Pain Stage mit AUGUST BURNS RED weiter. Die Truppe aus Pennsylvania ist dafür bekannt, vor allem Live eine echte Macht zu sein und somit sind die Erwartungen in den Auftritt entsprechend groß. Das ertönende Techno-Intro löst erstmal mehr Furcht aus als Vorfreude aus, aber bereits das erste Stück „Internal Cannon“ nimmt diese Furcht wieder und die Band liefert einen energiegeladenen Auftritt. Die Stücke liefern allesamt ordentlich Groove für die feiernde Meute und auch für Freunde der technisch filigranen Töne ist eine Menge geboten. Jake Luhrs machte es sichtlich Spaß mit dem Mikro umher zu schleudern und immer wieder mit den Menschen vor der Bühne zu interagieren, so dass nach knapp einer Stunde ein weiterer guter Auftritt der Amis zu Ende ist.
Nun dürfen die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS dIMG_8786ie T-Stage betreten. Das Zelt ist zum Bersten gefüllt, wie es zu erwarten war. Zu bestaunen gibt es Weihnachtsdeko, künstlichen Schnee, einen rockenden Jesus, einen Engel oder einen Weihnachtsmann. Die ersten drei Songs sind vom Thema der Heiligen Nacht geprägt bevor das Set in gewohnter Manier fortgeführt wird. Sänger Him wird nach Konzertende über die feiernde Menge getragen, die kein Ende finden möchte.
Der Wechsel zwischen klassischem Metal und modernen Tönen geht munter weiter und auf der Main Stage schicken sich CARCASS an, das Summer Breeze mit chirurgischer Präzision in seine Einzelteile zu zerlegen. Die Engländer bieten während des gesamten Auftritts Material aus der gesamten Schaffenszeit an. Die erwähnte Präzision der Herren rund um das Führungsduo Steer/Walker ist mehr als beachtlich und egal ob jung oder alt, es wird ordentlich mitgesungen und neben einer Menge fliegender Haarpracht verlangte es den Briten zwischenzeitlich tatsächlich nach einer Wall Of Death. Die sympathischen Zwischenansagen und die Kritik beziehungsweise das dezente „Fuck Off!“ an den Typen, der der Band ständig sagte, wie wenig Zeit sie nur noch auf der Bühne hätten, taten ihr Übriges, um das Publikum bis zum Ende mehr als nur gut zu unterhalten.
Mit langem Meeresrauschen wird die Show von AHAB eingeleitet. Schnell ergibt sich die Zuschauermenge der hypnotischen Atmosphäre und auch die Band versinkt sichtlich in einem Rausch. Mit dem Song „Wölfe“ huldigt man den kürzlich aufgelösten Omega Massif, ehe man mit „The Hunt“ einen gebührenden Abschluss findet.
Mittlerweile ist es dunkel geworden am Himmel und deshalb passt es ganz gut, dass man nun gemeinsam mit Peter Tägtgren und HYPOCRISY ein wenig Ausschau nach UFOs halten kann. Die Eröffnung des Sets erfolgt, vor zahlreichen Gästen, durch „End Of Disclosure“ und bereits nach den ersten Sekunden schaffen die Herren auf der Bühne eine Atmosphäre, die sich perfekt diesem fast sternenlosen Himmel anpasst. Das Publikum dankt dies mit kreisenden Köpfen, viel Bewegung und immer größerer Begeisterung. HYPOCRISY wissen zudem genau, dass an einem Abend wie diesem mehr gefragt ist als einfach nur ein paar neue Songs herunterzuleiern. So servieren sie den Fans eine Mischung aus neuem und altem Liedgut und egal aus welcher Epoche der Band die Stücke stammen, sie werden begeistert aufgenommen. Absolute Klassiker wie „Fractured Millenium“, „Fire In The Sky“ sowie die obligatorischen „Roswell 47“ und „Eraser“ fehlen natürlich nicht.
Endlich kam die Band, auf die einfach jeder Anwesende gewartet hat. Bühne frei für MACHINE HEAD! Die vier Jungs aus dem sonnigen Kalifornien entern die Bühne und eröffneten ohne Umschweife. Die Bühne ist dabei ganz im Zeichen der Truppe gestaltet und neben dem riesigen Backdrop gibt es diverse Aufsteller mit Logo zu sehen und natürlich die Boxen, welche im Gesamtbild ebenfalls vom Logo verziert werden. Somit ist auch den Gästen mit extremer Schlagseite und denen die in den hintersten Reihen, aus dem kleinen Nickerchen erwachen, sofort klar, was die Stunde schlägt. In den vorderen Bereichen geht es in der Zwischenzeit natürlich bereits ordentlich ab und die Band sorgt durchgängig dafür, dass dies auch so bleibt. Das Festival-Areal ist prächtig gefüllt und der kleine Regenschauer, der während des Sets niedergeht, stört nur die Allerwenigsten Gäste. Die aushaltende Masse wird mit einer sehr fetten Show belohnt. Egal welchen Song die Truppe um Rob Flynn auch intoniert, das Publikum saugt jede Note, jeden Takt und jede Zeile auf. Ein Glanzlicht der Show ist die Gastperformance von Ignite-Sänger Zoltan Téglás, bei den beiden dargebotenen Ignite-Covern und auch die Würdigung des Zusammenhalts im Metal. Leider endet bereits nach 13 Songs ein sehr guter Auftritt MACHINE HEADs. Hier hätte man gern noch länger gefeiert.

Setlist MACHINE HEAD:
01. Imperium
02. Beautiful Mourning
03. Locust
04. The Blood, The Sweat, The Tears
05. Ten Ton Hammer
06. Darkness Within
07. Bulldozer
08. Killers & Kings
09. Davidian
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10. Aesthetics Of Hate
11. Old
12. Our Darkest Days / Bleeding (Ignite cover) mit Zoltan Téglás
13. Halo

Gleichzeitig mit MACHINE HEAD einen Auftritt zu bestreiten IMG_8991erscheint erst mal als schwieriges Unterfangen. doch DIE KASSIERER sind ja etwas ganz anderes und haben auch schon eine lange Bandgeschichte hinter sich. Das Publikum will Wölfi unbedingt entblößt sehen und diesen Gefallen erfüllt er schon zum dritten Song. „Ihr dürft euch auch alle ausziehen. Das Zelt ist beheizt!“, ruft er in die Menge. Über die Qualität kann man mitunter streiten, aber Spaß haben Zuschauer und Band gleichermaßen.
Wie lässt man den Abend nach solchen Shows am besten ausklingen? Na klar, bei INSOMNIUM. Die Finnen gehören seit Jahren zu den größten Konstanten in Sachen atmosphärischem Melodic Death Metal, zumindest was die Performance auf CD angeht. In Sachen Live-Auftritt, gab es leider den einen oder anderen Gig, der nicht so gelungen war. Die Vorfreude und die Angst vor einem totalen Reinfall halten sich die Waage, als die Band endlich auf die T-Stage kommt, jedoch fällt die Anspannung stetig ab, da eindeutig zu merken ist, dass dieser Auftritt gelingen wird. Dabei klingen INSOMNIUM überraschend hart und nicht ganz so melancholisch wie auf CD, sodass die Stimmung im Publikum schnell angeheizt wird und eine große Dynamik entsteht. Die Interaktionen zwischen Band und Publikum funktionieren hervorragend und die technischen Probleme der Gitarristen inmitten des Sets sind zwar nervig, jedoch können sie einen starken Gesamteindruck nicht schmälern.

Samstag, 16.08.2014
IMG_9078KAMPFAR bestreiten als dritte Band die zwei Hauptbühnen und legen ihre eigene nordische Definition von Black Metal vor, mit der sie schon seit Mitte der Neunziger unterwegs sind. Rot ist, neben einem charismatischen Frontmann, das prägende Element auf der Bühne. Hier kommt auch endlich mal wieder die Sonne raus, wenn auch von einigen Regenschauern unterbrochen.
Mit Ketten, Leder und Kunstblut betreten THRYFING die Bühne und donnern ihre Schlachtenlieder in die Menge. Irgendwie lässt einen aber der Glaube nicht los, dass alles auf einer kleinen Bühne viel besser funktionieren könnte.
Als nächstes an der Reihe sind BRAINSTORM. Die schwäbischen Power Metaller geben von Beginn an richtig Gas und ziehen das anwesende Publikum schnell auf ihre Seite. Allem voran ist dies natürlich Andy B. Franck geschuldet, der an diesem Tag scheinbar pro Kilometer bezahlt wird. Er nutzt den Platz auf der Bühne gekonnt aus, sodass der Rest der Band sich auf die Musik konzentrieren kann und immer wieder geht Herr Franck auch direkt auf das Publikum zu, indem er sich die Zeit vor der Bühne vertreibt. Der Sound ist ausgesprochen gut und dies ist an diesem Wochenende absolut nicht selbstverständlich. Die buntgemischte Setlist enthällt überraschend wenig Stücke vom aktuellen Silberling „Firesoul“ und dies ist bei Festivalauftritten scheinbar immer gern gesehen, da sich altbekannte Stücke eben doch einfacher mitsingen lassen. Am Ende ihrer Show hat die Band jedenfalls einige neue Anhänger dazu gewonnen.
OBITUARY dürfen als nächste Truppe auf die Main Stage und der durchaus ansprechend gefüllte Bereich vor der Bühne zeigt bereits, welchen Stellenwert diese Mannen noch heute in der Welt des Death Metal haben. Ohne großes Zaudern legt das Florida-Death-Metal-Urgestein los und reißt ein gut gespicktes Set ab. Schnörkel, lange Pausen und den Schongang sucht man vergebens. Das einzige Manko ist der etwas übersteuert wirkende Sound und man muss gestehen, Lautstärke ist nicht immer alles. Keine Frage, dieser Abriss ist Old School ohne Ende, aber durch den Sound wirkt das Ganze doch recht anstrengend. Dem Großteil des Publikums ist dies egal und man feiert einfach Klassiker für Klassiker genauso wie die zwei neuen Stücke, welche auf dem kommenden Album vertreten sein werden.
Leidenschaftlichen Black Metal bieten IMPERIUM DEKADENZ an, die sich genau vor zehn Jahren beim SUMMER BREEZE dazu entschlossen selbst Musik zu machen, wie Frontmann Horaz ankündigt. Der Sound ist grandios abgemischt, die Lichtshow gigantisch und so wird dieser Auftritt zu einem wahren Highlight schwarzmetallischer Kunst. IMG_9395CRIPPER mit „Elchkuh“ Britta könnten nachmittags eine beachtliche Menge versammeln, die dem Publikumstrom zur Main Stage fast kein Durchkommen mehr lässt. Die pfeilschnell abgelieferten Riffs bringen die Menge schnell in Bewegung. Britta Görtz begibt sich in Bauchlage zum Crowdsurfen, bevor man mit „FAQU“ ein überzeugendes Thrash-Metal-Set abschließt.
Die Griechen ROTTING CHRIST haben fast den kompletten Gig mit Soundproblemen zu kämpfen, ziehen ihren Auftritt aber konsequent und professionell durch. Die langjährige Erfahrung merkt man auch musikalisch und das Zelt ist ziemlich gut befüllt. Dazu gibt es am heutigen Tage wieder mehr „aktuelle“ Songs zu hören, nachdem man zuletzt ja gern mal mit Old-School-Sets unterwegs war und das sich hieran die Geister scheiden, ist im Zelt gar nicht zu merken. Die Griechen zeigen tatsächlich durchweg eine geschlossene und von Spielfreude zeugende Performance, bei welcher jedes Stück mitgesungen und mit geballten Fäusten quittiert wird. Mit „Societas Satanas“ covert man die Landsmänner von Thou Art Lord und nach Ende des Konzerts lässt man sich gebührend feiern. Dazu holt man die Freunde von SEPTICFLESH auf die Bühne, die als nächstes die T-Stage bespielen werden.
SEPTICFLSEH führen den hellenischen Siegeszug, im wahrsten Sinne des Wortes, fort. Das Publikum ist aufgewärmt und bereits zahlreich vorhanden und die düstere Atmosphäre ist auch noch lange nicht verflogen. Das martialische Auftreten von Sänger Spiros Antoniou findet entsprechend guten Nährboden und im Handumdrehen ist das Publikum gefangen in dieser finsteren Sinfonie. Immer wieder feuert die Band das Publikum an, wobei Spiros Antoniou seinen Bass auch als Waffe zu nutzen weiß und diesen immer wieder in die Höhe reißt. Umgekehrt ist es genauso. Das Publikum liefert Energie für die Band und wirft immer wieder die Fäuste und Hörner in Richtung der T-Stage. Das die Setlist nur zwei Songs vom grandiosen Titan enthällt, überrascht zwar ein wenig, aber ist definitiv zu verschmerzen. Jegliches Songmaterial aus den Jahren vor 2008 wurde auch konsequent vernachlässigt. In dem Moment, in dem die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht, ist der Auftritt auch leider schon vorbei. Am Ende steht jedoch eines der Highlights des Festivals und man darf gespannt sein, wo der Weg noch hinführt und vor allem, wann es SEPTICFLESH mit echtem Orchester auf der Bühne geben wird.
FJOERGYN bieten als Zwischenstopp ihre „Misanthropie in E-Moll“ an. Trotz Tageslicht können die Jenaer ihre Philosophie gut rüberbringen und püntklich zu „Katharsis“ ziehen dicke schwarze Wolken auf. Der abwechlsrungsreiche Gesang erbringt sein Übriges für einen rundum gelungenen Auftritt. Gewohnt sperrig verabschiedet sich die Band um Ivo R. und Stephan L., werden aber zu Recht gefeiert. Zu später Stunde liefert die Death-Metal-Legende Paul Speckmann mit MASTER ein routiniertes Old-School-Set ab. Ein kurzes „Hallo“, kein Intro und los geht die Lektion in Sachen „Pure Fucking Speck Metal“. ZATOKREV sprangen kurzerhand für die aufgelösten Omega Massif ein und die Schweizer präsentieren drei Songs in 30 Minuten, die eine brachiale Inbrunst zu bieten haben, dass einem das Herz aufgeht. Dreifacher Gesang, irrsinniges Gitarrenspiel und stampfende Drums verwirren und faszinieren zugleich. Irgendwann liegen die Gitarristen am Boden und spielen weiter. Das ist ein Einsatz, mit dem sich die Band für mehr empfohlen hat.
IMG_7352IN EXTREMO wissen seit Jahren zu begeistern und haben auch im Jahr 2014, trotz einiger Schelte für ihre letzten beiden Alben, die Spielzeit zur Prime Time zugewiesen bekommen. Somit versammelt sich eine entsprechend massive Menge um den mittelalterlichen Rockklängen zu lauschen. Man beginnt mit „Mein Rasend Herz“, hat einige Pyro, Funkenregen und Knalleffekte zu bieten. Jedoch will dieser Funke zu Beginn auf das Publikum nicht wirklich überspringen, denn es ist reichlich wenig Bewegung zu beobachten. Erst mit dem Klassiker „Vollmond“ löst sich diese Zurückhaltung langsam auf und schlussendlich gibt es bei „Herr Mannelig“ kein Halten mehr. Das Lied „Gaukler“ widmen IN EXTREMO dem verstorbenen Summer-Breeze-Mitbegründer Michael „T“ Trengert. Micha Rhein zeigt sich stimmlich in bester Manier und mit viel Sehnsucht, kann aber auch das Publikum mit humorvollen Ansagen unterhalten. Die Dudelsackspieler posieren gekonnt und lassen den Showfaktor rund um ihren Frontmann nochmal erheblich ansteigen. Zu „Viva La Vida“ kommen alle Crowdsurfer voll auf ihre Kosten. Als das Konzert mit dem Doppel aus „Spielmannsfluch“ und „Ai Vis Lo Lop“ ausklingt, lassen sie ein restlos begeistertes Publikum zurück. Hier und da können auch weiter Gesänge des „Spielmannsfluch“ vernommen werden. Bei aller Schelte für die Annäherung an Deutschrock mit Mittelalter-Elementen kann keine deutsche Band diesem Showpotential aktuell das Wasser reichen. Und dies wird hier abermals unter Beweis gestellt.
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Setlist IN EXTREMO:
01. Mein Rasend Herz
02. Horizont
03. Zigeunerskat
04. Vollmond
05. Feuertaufe
06. Herr Mannelig
07. Viva La Vida
08. Unsichtbar
09. Gaukler
10. Liam
11. Himmel und Hölle
12. Sängerkrieg
13. Frei zu sein
14. Belladonna
15. Spielmannsfluch

16. Ai Vis Lo Lop

Abschließend muss festgehalten werden, dass das Summer Breeze 2014 mit einem extrem hochwertigen sowie mit sehr ausgeglichenem Line Up überzeugen kann und trotz der leider verpassten Shows von WINTERSUN und HEAVEN SHALL BURN gibt es genügend Auftritte zum Schwärmen. Sieht man von dem sehr nasskalten Wetter einmal ab und auch über die nicht ganz optimale Vorbereitung auf diese Verhältnisse, bleibt ein positiver Gesamteindruck. Ein letzter Dank geht zudem an die Damen und Herren in den Sanitäts-Zelten, die stets hilfsbereit waren.

Publiziert am von Christian Denner und Christoph Ilius

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