Konzertbericht: Subway To Sally w/ MajorVoice

05.04.2019 München, Backstage

Mit „Hey!“ vereinen SUBWAY TO SALLY viele Facetten ihres Klangkosmos der letzten Jahre. Elektronisches der „NEON“-Phase schmiegt sich nun an härtere Riffs aus „Engelskrieger“-Tagen, verfeinert wird dies durch Geigenmelodien, Drehleier und ab und an auch noch eine Sackpfeife. Texthematisch widmen sich die Potsdamer damals wie heute Biblischem und Zeitgenössischem. Live erfüllt der bunte Mix die Erwartungen an die letzte Studioproduktion, wenngleich der neue Kurs nicht ohne gewisse Kompromisse auskommt und auch vor den Klassikern musikalisch keinen Halt macht.

Auf ihrer aktuellen Tour werden Subway to Sally von MAJORVOICE unterstützt, der unter anderem bereits mit Mono Inc. unterwegs gewesen ist. Auf den ersten Blick eine eigenwillige Wahl, doch der Major überzeugt besonders durch seine Stimme, die live besser zur Geltung kommt als im Studio. Im Gesamtpaket erinnert die eher ruhige Kombination aus markanter Männerstimme, Gitarre, Keyboard und Cello an Die Kammer. Abseits der Musik überzeugt der Hamburger durch seine charmanten Ansagen, in denen er sich selbst nicht zu ernst nimmt. „Als Kind bin ich mal in den Kessel gefallt“, haut er in Anspielung auf sein Outfit und seine Körperfülle raus. In den rund 40 Minuten Spielzeit gibt MAJORVOICE neben „Potter’s Field“ als ersten Meilenstein auch sein Cover von „Eisblumen“ zum Besten, das durchaus gut aufgenommen wird. Allgemein wirkt die Mehrheit der Besucher auf Dauer überzeugt von der Darbietung, die bei einem Blick auf seine Diskografie allerdings noch ein wenig mehr hergegeben hätte als zum Teil etwas arg viele schmalzige Pop-Nummern.

Kurz vor 21.00 Uhr wird es vor der Bühne noch etwas enger und SUBWAY TO SALLY beginnen ihre rund zweistündige Show mit der Vorabauskopplung „Messias“ inklusive der bereits aus dem Video bekannten Kostüme. Die Zäune und Tonnen der „Mitgift“-Zeit sind einigen LED-Bildschirmen gewichen, die besonders bei „Imperator Rex Graecorum“ ihre Daseinsberechtigung haben. Wie schon auf „Hey!“ arbeiten die Veteranen auch live mit einigen Crossfades, so dass „Königin der Käfer“ fließend in das lateinische Lied mit Gary-Glitter-Beat mündet. Den Sprechgesang übernimmt dabei Gitarrist Simon, der als Duettpartner von Eric Fish agiert. Zu „Island“ verzichten SUBWAY auf Experimente, so dass Eric nur Teile der ursprünglich von Chris Harms gesungenen Passagen zweckmäßig selbst vertont. Das Duett heben sich die Musiker vermutlich für die Festival-Saison auf, gleiches gilt für die anderen Kooperationen „Selbstbetrug“ und „Am tiefen See“, die kein Teil der aktuellen Setliste sind.

Das erste Drittel des Konzerts steht dennoch ganz im Zeichen des neuen Albums, wobei STS neben einigen obligatorischen Klassikern wie „Kleid aus Rosen“ zwischendurch auch ältere Perlen wie „Tag der Rache“ oder „Unsterblich“ geschickt einflechten. Im Mittelteil bilden wiederum „Eisblumen“, „Die Engel steigen auf“, „Minne“ und ein beeindruckendes Geigensolo einen musikalisch starken Block aus Alt und Neu, im Rahmen dessen besonders Neu-Geigerin Ally wieder einmal beweist, wie gut sie SUBWAY TO SALLY durch ihr Spiel und ihre Präsenz tut. Völlig zurecht überreicht Eric ihr eine Rose als symbolische Geste dafür, dass Ally – wie der Vokalist selbst sagt – nun „in der Mitte der Band“ angekommen ist. Speziell mit „Die Engel steigen auf“ haben Eric, Bodenski und Co. dazu einen ihrer vielleicht stärksten Songs der letzten Jahre im Repertoire, bei dem lediglich der ausgeprägte „Ohohohoh“-Mitsingteil stört und vielleicht ein Meisterwerk verhindert.

Zum (vorübergehenden) Ende ihres Auftritts greifen SUBWAY TO SALLY erneut auf die Songzusammenstellung von „Hey!“ zurück und spielen die Trilogie bestehend aus „Alles was der Herz will“, „Aufgewacht“ und „Ausgeträumt“. Am sehr gefällig-seichten Auftakt dieser Dreierkombi werden sich die (Fan-)Geister scheiden, in Einheit bilden die drei Kompositionen einen gelungenen Abschluss des regulären Sets. Ehe es weitergeht, folgen erst die unvermeidlichen „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“-Gesänge des Publikums. Doch bevor das Gastspiel in München mit „Julia und die Räuber“ sein Ende findet, haben die Folk-Metaller mit leicht modifizierten Versionen von „Sieben“ und „Veitstanz“ sowie dem Evergreen „Tanz auf dem Vulkan“ und dem bestens angenommenen „Grausame Schwester“ noch einige weitere Songs dabei. Die hörbar angepassten Klassiker beweisen, dass SUBWAY TO SALLY voll hinter ihrem Kurs stehen und auch vor mutigen Schritten nicht zurückschrecken.

Die Shows als Gesamtes dringt ungemein wuchtig über die Lautsprecher, so dass speziell die akustischen Instrumente ab und an ein wenig leiden und einige der früheren Merkmale der Band nicht mehr so klar hervortreten. Es wirkt zudem so, als ob die aktuelle Tour noch ein paar weitere Shows benötigt, um die letzten Prozentpunkte aus der aktuellen Liederzusammenstellung herauszuholen und die Abläufe vollständig zu harmonisieren. So greift Eric anfangs für nur wenige Töne zu seiner Sackpfeife, nur um diese direkt abzulegen und erst gegen Ende wieder für einen längeren Block hervorzuholen. Wer aber mit der härteren und experimentelleren Gangart von SUBWAY TO SALLY zurechtkommt, der erhält mit „Subway to Salhey“ live eine angenehm folkmetallische Alternative zu poppig weichgespülten oder auf Deutschrock getrimmten Genre-Alternativen.

 

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