Konzertbericht: Ski-King

12.03.2015 München, Backstage

Kleine Club-Konzerte sind oftmals gleichzeitig die authentischsten und sympathischsten. Wieder einmal bewiesen hat dies Andrew James Witzke, besser bekannt als SKI-KING, der mit seiner unverwechselbaren Stimme und viel rohem Charme das Münchener Backstage für sich begeisterte – fernab der großen Medien, denen er vergangenes Jahr einen einmaligen Besuch abstattete.

Boppin B by Peter-Seidel-Metalspotter-52Der gebürtige US-Amerikaner und stolze Wahl-Franke hat sich auch ohne RTL und Co. längst eine äußerst treue Fanbase erarbeitet. Flächendeckende Tattoos, schwarzer Hut, langer Ziegenbart: Optisch macht der kantige Hüne einiges her. Mit seiner tiefen Stimme und vielen interessanten Arrangements kann SKI-KING nicht nur Country- und Rockabilly-Songs singen wie einst Johnny Cash oder Elvis Presley, sondern auch Rock- und Pop-Klassikern einen eigenen Stempel aufdrücken. Kein Wunder also, dass Witzke sich auf sein Gesamtpaket verlässt und neben seinem für das Playback zuständigen Laptop nur eine Jack-Daniels-Flasche sowie eine dazu passende, um sein Pult geschlungene Fahne die karge schwarze Bühne ziert. Den Alleinunterhalter spielt er dabei nahezu perfekt: Mit sehr rohem Witz und Charme und seinem immer noch deutlich hörbaren amerikanischen Akzent führt er durch seinen Auftritt. Andauernde Technikprobleme löst er mit einem schlichten „Dann mach die Sch**** einfach lauter, das passt schon“ – jedoch nicht ohne den verzweifelten Techniker mit staubtrockenem Humor zu fragen, ob er denn nicht besser seinen Tontechniker anrufen sollte.
Musikalisch zeigt SKI-KING sein gesamtes Repertoire. Ohne Scheu vor Stilbruch mixt er den „Ring of Fire“ und die „Ghostriders in the Sky“ mit AC/DCs „Highway to Hell“ oder Manowars „Warriors Of The World“. Aus Songs wie „Little Girl“ von den H-Blockx oder „Gotta Go“ von Agnostic Front kreiert er seine ganz eigenen Versionen, die er allesamt auf drei Sketchbooks zusammengefasst hat. So nennt er passenderweise seine Alben, die er als Solokünstler produziert. Nummer Drei ist gerade frisch erschienen.
Mit „Auf großer Fahrt“ schleicht sich sogar ein deutsches Stück in die improvisierte Setlist. Dass er mehr und mehr Spaß an seinem Konzert und der ausgelassenen Publikumsstimmung findet, beweist er schließlich nach über einer Stunde Spielzeit, als er nicht nur den wunderbaren Song „Halleluja“ aus der Feder von Leonard Cohen ankündigt, sondern auch statt aufzuhören nur eine kurze Pause einlegt. So dauert der Auftritt am Ende weit länger als die üblichen eineinhalb Stunden, genauer gesagt bis kurz nach Mitternacht – und kaum einer aus dem Publikum geht nach diesen rund vier Stunden vorzeitig nach Hause.

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SKI-KING hat mit seiner One-Man-Show alles richtig gemacht. Man sieht ihm deutlich an, wie sehr er solche Auftritte im kleinen Kreis genießt, und gleichzeitig spricht er offen darüber, wie erleichtert er darüber gewesen ist, bei der RTL-Show „Rising Star“ nicht weitergekommen zu sein. Dieser Mann lässt sich nicht verbiegen. So singt er lieber „Creep“ und ext mit Fans und Freunden ein Weißbier, anstatt von Leuten, die er eh nicht ernst nehmen kann, in die glitzernde Pop-Welt gestoßen zu werden. Ein Statement für Individualität. Und so bleibt SKI-KING ein Künstler für all diejenigen, die Echtes zu schätzen wissen.

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von:
Peter Seidel / http://www.metalspotter.de

 

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