Konzertbericht: Ska-P w/ TrasHtuCada

05.07.2010 München, Gehrlicher Musik-Arena (Tollwood)

Wo SKA-P auftauchen, ist Party garantiert – dementsprechend verwundert war ich, als ich feststellte, dass es für das Konzert der Spanier in der Gehrlicher Musik-Arena auf dem Müncher Sommer-Tollwood sogar noch Abendkassentickets gab.
Sonderlich viele können das aber nicht gewesen sein, schließlich ist die Halle, als ich zu den letzten Takten der eröffnenden Landsmänner und -Frauen von TRASHTUCADA das bereits zu diesem Zeitpunkt mollig warme Zelt betrete. Nachdem das Septett dem Publikum aber offensichtlich mit seinem der Musik von SKA-P nicht ganz unähnlichen Sound bereits kräftig eingeheizt hat, ist es aufgrund der strengen Auflagen, die den Konzertbetrieb auf die Zeit bis 22:00 limitieren, bereits um 20:00 Zeit für den Headliner.

Und was soll man sagen? Nachdem ich SKA-P auf ihrer Reunions-Tour verpasst hatte, ist es nun doch eine ganze Weile her, dass ich die Jungs das letzte Mal gesehen hatte – all zu viel hat sich seit dem aber (zum Glück) nicht geändert: So merkt man Pulpul, Pipi und Co. die verstrichenen Jahre in keiner Weise an – und auch sonst ist alles „wie immer“:
Die Band gibt sich, wie man es kennt, so spielfreudig wie sozialkritisch, so dass der Zuschauer einen sehr abwechslungsreichen Auftritt, der zum einen von der enormen Bühnenpräsenz der Musiker, zum anderen von der gewohnt ausgearbeiteten Bühnenshow von SKA-P lebt, geboten bekommt: Egal, ob es ein Gorilla in Polizei-Uniform inclusive Schlagstock und Plexiglasschild oder Pipi im Kostüm eines katholischen Priesters beziehungsweise später als Sensenmann mit Gasmaske auf Stelzen („Planeta Escoria“) ist, der die Bühne unsicher macht – SKA-P machen optisch immernoch einiges her.
Selbiges kann man von den Leuchtdioden-Backdrops nicht unbedingt sagen: Zwar werden über diese diverse weltverbesserische Thesen und Statements auf das Publikum losgelassen (eine auf deutsch verlesene Anklage gegen den Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche ebenso wie die ewige Forderung nach der Legalsation von Canabis), jedoch sind die darüber abgespielten Videosequenzen ungefähr genauso schlecht erkennbar, wie Pulpuls durchgängig auf Spanisch gemachten Ansagen für den durchschnittlichen Konzertbesucher verständlich.
Der Stimmung tut das dennoch keinen Abbruch, und so jagen die acht Mann engagiert durch ihr Set, das von neuen Hits wie dem Opener des aktuellen Albums, „Ni Fu Ni Fa“, genauso lebt wie von den alten Klassikern a la „Planeta Escoria“, „Cannabis“ oder dem (nicht ganz unumstrittenen) „Intifada“. Mit „Wild Spain“ hat es sogar ein verhältnismäßig ruhiger Track in das Set geschafft – sehr zum Wohle des Publikums, das sich im Laufe des Konzertes im Moshpit gänzlich aufarbeitet: Circlepits, ein ständiges Geschiebe, Gedränge und diverse Crowdsurfer und Stagediver machen es dem Zuschauer nicht immer einfach, sich auf das Bühnengeschehen zu konzentrieren – aber so muss das ja auch sein. In Folge dessen sind auch die Temperaturen im Konzertzelt mittlerweile vollkommen unerträglich und sämtliche T-Shirts waschmaschinennass.
Bei all dem bereitet es jedoch am meisten Freude, zu sehen, wie viel Spass es der wiedervereinten Kombo macht, auf der Bühne zu stehen: So viel Elan, Motivation und Energie habe ich lange nicht in einer Band gebundelt erlebt…. wen wundert es da noch, dass auch mal der Bühnenventilator zum Objekt Pipi’s symbolischer Karnickeleien herhalten muss oder Txikitin, der „dicke Trompeter“, wie er in Fachkreisen liebevoll genannt wird, im Schottenrock (traditionell getragen) Purzelbäume schlägt. Und so wundert auch nur den SKA-P-Neuling, wie der Abend nach einer beachtlichen Spielzeit von runden zwei Stunden endet: Txikitin wird von der Band mehrfach dazu genötigt, sein Hinterteil in Richtung Publikum zu entblößen, Pulpul zieht bis auf die Unterhose blank und der Rest der Band macht den Rosinenbomber und versorgt das Publikum mit Wasserflaschen in rauhen Mengen, was der Band definitiv den Preis „Fürsorglichste Band 2010“ einbringt (zumal von der Band selbst bereits während des Konzertes regelmäßig für die Flüssigkeits-Versorgung der ersten Reihen gesorgt wurde).

Nach zwei Stunden Ska, Spass und Emotionen verabschieden sich SKA-P überschwänglich und selbst von dem Verlauf des Abends euphorisiert von einem Publikum, das wohl noch nach zehn weiteren Zugaben nicht genug gehabt hätte. Ein mehr als gelungener Auftritt, der nach einer Wiederholung schreit. Nur das nächstes Mal vielleicht wieder einen Tick lauter…

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