Konzertbericht: Six Feet Under w/ Dew-Scented, Deadborn

13.08.2012 München, Backstage Halle


Es gibt definitiv günstigere Monate, auf Tour zu gehen, als die festivalreichen Sommermonate – überlegen sich die Leute hier doch dreimal, ob sie für die Einzelshow einer Band Geld ausgeben, welche sie genauso gut auf einem Festival „mitnehmen“ können. Doch besser einige kleine Shows gespielt, als in der Zeit zwischen den Festivals nur Spesen zu haben, dürfte die Kalkulation sein, der unter anderen SIX FEET UNDER dieser Tage folgen – und so um ihre Auftritte auf dem Brutal Assault und dem Summer Breeze Open Air eine kleine Europa-Tour gebucht haben.

Als Support fungieren die Baden-Württemberger DEADBORN, welche mit „Mayham Maniac Machine“ unlängst ein neues Album veröffentlicht haben. Wie man es an einem Montag in München nicht anders erwartet hätte, hält sich der Besucherandrang hier noch arg in Grenzen – kein Grund für Sänger Mario Petrovic (Ex-Necrophagist-Gitarrist) und Band, sich die Stimmung verderben zu lassen. Mit viel Elan und Spielfreude liefert die seit 2001 bestehende Formation eine gelungene Show ab, die gegen Ende auch das Publikum zum Mitmachen bewegt.

Weiter geht es mit einer festen Größe im Deutschen Death Metal: DEW-SCENTED aus Niedersachsen. Seit mittlerweile 20 Jahren sind die Braunschweiger nun in der Szene aktiv – ganz offensichtlich, ohne den Spaß an der Sache zu verlieren. So geben DEW-SCENTED von ersten Minute an Vollgas – auch wenn sich das mittlerweile etwas dichter stehende Publikum immer noch relativ träge gibt. Sänger Leif Jansen headbangt und plaudert in den Songpausen aus dem Nähkästchen, während sich der Rest der Band bis auf einzelne Headbang-Einlagen voll aufs Spielen konzentriert. Vielleicht ein bisschen zu viel, würde mehr Bewegung der Band doch noch etwas größere Bühnenpräsenz verleihen. So bleibt es ganz an Jansen, das Publikum zu Bespaßen – eine Rolle, der der Fronter mit seiner sympathischen Art im allgemeinen oder lustigen Anekdoten über die regelmäßigen Polizeikontrollen in Bayern im speziellen erfolgreich nachkommt. So folgt das Publikum seiner Bitte, näher an die Bühne zu treten, schließlich bereitwillig – dass diese nach der Hälfte des Sets überhaupt noch nötig ist, ist jedoch auch bezeichnend. Nach dem finalen „Thrown To The Lions“ vom altuellen Album „Icarus“ ist auch hier Schluss.


Nach einer Umbaupause, die definitiv länger ausfällt als nötig, betreten SIX FEET UNDER die Bühne. Wer die Band seit der personellen Umbesetzung zum letzten Album „Undead“ noch nicht live erlebt hat, dürfte sich hier gleich über mehrere neue Gesichter wundern. Neben Gitarrist Ola Englund (Facing Death) und Kelly Talley (Dååth, ehemals Chimeira, Dying Fetus, Misery Index) fällt dabei vor allem Bassist Jeff Hughell (Osmium, Reciprocal) auf, welcher einen Tieftöner mit nicht weniger als sieben Saiten sein Eigen nennt – böse Zungen behaupten, um damit wenigstens gelegentlich tiefer zu kommen als Fronter Chris Barnes mit seiner legendären Stimme. Dieser gibt sich, wie man es von ihm gewohnt ist, überaus freundlich, wirkt dabei jedoch bisweilen etwas abwesend – ob hier schlicht die Routine oder doch die Vorgänger des Joints, welcher ihm während des Singens aus der Tasche fällt, Schuld sind, lässt sich nur schwer sagen. Musikalisch jedoch geben sich SIX FEET UNDER im neuen Lineup souveräner als vielleicht je zuvor.

Perfekt aufeinander eingespielt präsentieren die fünf Musiker ein perfekt aus neuen und alten Songs zusammengestelltes Set – auch wenn dieses Mal wieder vor Augen führt, dass die Hits der Band nahezu ausschließlich auf den ersten Alben zu suchen sind. So sind es – wie immer – gerade Stücke wie „Human Target“ vom Debüt „Haunted“ oder „Die Motherfucker!“ („Maximum Violence“) sind, die für Mähnenschütteln im Publikum sorgen. Über mangelnde Begeisterung der mittlerweile doch überraschend zahlreich erschienenen Fans können sich Barnes und Co. jedoch nicht beschweren – eröffnet das Publikum gelegentlich sogar einen Circlepit. SIX FEET UNDER danken es mit einer (natürlich geplanten) Zugabe, an deren Ende das obigatorische Cannibal Corpse-Cover „Hammer Smashed Face“ steht.

Wenn die Show vielleicht auch nicht als Konzerthighlight des Jahres in Erinnerung bleiben mag – dem gemeinen Death-Metal-Fan dürfte der Abend dank des Engagements aller drei beteiligter Bands dennoch als unterhaltsam in Erinnerung bleiben. Und auch, wenn SIX FEET UNDER definitiv schon größere Hallenshows vor mehr Publikum gespielt haben, wirkt auch die Band bei Verabschiedung der ersten Reihen mittels Handschlag alles andere als Unzufrieden mit dem Verlauf des Abends.

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Fotos von: Moritz Grütz

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