Konzertbericht: Schandmaul w/ Tir Nan Og

24.11.2022 Muffathalle, München

 

Beehrten letzte Woche noch Saltatio Mortis die bayerische Landeshauptstadt, machen heute SCHANDMAUL im Rahmen ihrer „Knüppel aus dem Sack“-Tour Station in München. Mittelalter-Rock-Fans haben es derzeit richtig gut, zumal SCHANDMAUL in München Heimspiel haben und der Abend ein dementsprechender Knaller zu werden verspricht. Als Support sind die Irish-Folker von TIR NAN OG am Start.

Während der üblichen Stunde Wartezeit auf Konzertbeginn ist die Muffathalle noch sehr locker gefüllt, sobald TIR NAN OG aber um 20 Uhr die Bühne entern, schieben sich die Zuschauer merklich nach vorne. Das Sextett aus Bayern hat sich in den letzten Jahren eine nicht gerade kleine Fanbase erspielt und wird mit lauten Jubel in München empfangen. Gut 45 Minuten lang entführen die Musiker das Publikum nun in das Land der ewigen Jugend (so der Bandname auf Deutsch), in dem natürlich jeden Tag nur flotter Irish Folk erklingt und Bier und Whisky in Strömen fließen. Die beiden Fronter Robert und Sarah kommen dabei unglaublich sympathisch rüber und vor allem Robert führt mit seinem hörbar bayerischen Dialekt unterhaltsam durch den Abend. Etwas irritierend ist nur, dass Dudelsack- und Flötenspieler Andi auf einen E-Dudelsack zurückgreift, der ohne Mundstück und ohne Bordune auskommt. Die Digitalisierung hält auch im Folk Einzug. Den Support-Slot haben TIR NAN OG dennoch meisterlich ausgefüllt und sind im nächsten Jahr tatsächlich zum ersten Mal auf einer eigenen kleinen Headliner-Tour unterwegs. Hingehen!

Nach gut 30 Minuten Umbaupause ist es dann endlich soweit, SCHANDMAUL betreten endlich wieder die Bühne in ihrer Heimatstadt München. Die Band zieht stimmungsvoll mit Fackeln ein und startet mit „Tatzelwurm“ direkt mit einem Kracher von der aktuellen Scheibe „Knüppel aus dem Sack“ in den Abend. Auch SCHANDMAUL merkt man von sofort an, wie sehr sie das Touren vermisst haben und nun umso energetischere Shows spielen. Das bunt gemischte Münchner Publikum honoriert diese Energie und zeigt selbst in den folgenden knapp zwei Stunden keine Zeichen von Ermüdung. Für diese Tour haben sich die Mittelalter-Rocker eine extrem starke Setlist zusammengestellt: Neben nahezu allen Songs des aktuellen Albums besteht der Abend fast vollständig aus geliebten Klassikern. Egal ob „Augenblick“, „Hexeneinmaleins“, „Die goldene Kette“, „Die letzte Tröte“ oder „Der Teufel…“, heute Abend hagelt es Hits, Hits, Hits. Das eher schwächere Alben wie „Artus“ oder „Leuchtfeuer“ fast komplett ausgeklammert werden, tut der Stimmung definitiv keinen Abbruch. Dafür zeigt sich live, wie viel Spaß brandneue Stücke wie „Der Pfeifer“, „Königsgarde“ oder „Niamh“ tatsächlich machen.

Frontmann Thomas führt wie gewohnt humorvoll und mit wohldurchdachten Ansagen durch den Abend. Mal zitiert er seine Oma, gibt Einblicke in die Gefühlswelt der Band während der Corona-Jahre oder wird beim wichtigen Song „Bunt und nicht braun“ auch kurz politisch. Die tiefe Verbundenheit der Schandmäuler mit ihren Fans und besonders dem Publikum in München merkt man dem sympathischen Fronter dabei jederzeit an. Umso schöner wäre es gewesen, wenn SCHANDMAUL ihren Geburtstag im nächsten Jahr in ihrer Heimatstadt gefeiert hätten, aber leider verschlägt es sie dafür nach Gelsenkirchen aufs Folkfield Festival. Ganz richtig merkt Thomas bei der Ansage zum Zugaben-Knaller „Walpurgisnacht“ aber an, dass er sich für München ein kleines Festival passend zur Walpurgisnacht wünschen würde. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch das brachiale und mit ordentlich Pyro garnierte „Knüppel aus dem Sack“ hat seinen Weg in den Zugabenblock gefunden und zeigt SCHANDMAUL dabei von einer herrlich wuchtigen Seite. Allgemein kommen einige Songs live deutlich härter ums Eck als auf Platte. Anteil daran hat sicherlich auch die hervorragende Performance von Drummer Stefan, der einige Tracks stellenweise mit Double Bass und neuen Fills veredelt. Nach gut zwei Stunden, unzähligen Hits und jeder Menge Spaß ist die Party schließlich vorbei und SCHANDMAUL verabschieden sich sichtlich zufrieden und dankbar von ihren Fans.

Hatten SCHANDMAUL in den letzten Jahren durchaus mit eher mittelmäßigen Alben und einigen Rückschlägen zu kämpfen, ist die Band nun wieder zu 100 Prozent in der Spur. Egal ob musikalisch, stimmlich, showtechnisch oder in Sachen Sympathie, die Münchner konnten heute Abend auf ganzer Linie überzeugen und machen damit große Lust auf ihre Jubiläumsshow im nächsten Jahr. Ein Trip nach Gelsenkirchen würde sich definitiv lohnen. Lohnen wird sich im nächsten Jahr auch ein Besuch der Headliner-Tour von TIR NAN OG, die mit ihrer Performance ebenfalls einen sehr positiven Eindruck hinterlassen haben.

 

Publiziert am von Juan Esteban

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