Es gibt wohl kaum einen Metalhead, dessen Augen nicht zu leuchten beginnen, wenn er das Wort „Roadburn“ hört. Roadburn Festival – eine der legendärsten Veranstaltungen in der schier unüberschaubaren metallischen Festivallandschaft. Es sind viele unterschiedliche Faktoren, die das seit 1995 alljährlich stattfindende Event zu einer Ausnahmeerscheinung machen: Da wäre die überschaubare Ticketanzahl von ungefähr 4000 zu nennen, durch die Roadburn eine sehr familiäre, aber auch etwas exklusive Angelegenheit ist. Dazu die Lage inmitten der beschaulichen holländischen Kleinstadt Tilburg und natürlich das Lineup, welches sowohl auf etablierte Szenegrößen als auch auf den internationalen Underground setzt. Das Roadburn Festival ist somit auch oftmals eine Art Ritterschlag für weniger bekannte Bands: Wer hier spielen darf, hat vermutlich vor mehr oder weniger Zeit eine herausragende Platte veröffentlicht und somit gute Chancen, in der nächsten Zeit etwas mehr Beachtung in der Szene zu finden. Nicht selten werden die Auftritte aufgenommen und auf dem Roadburn-eigenen Label als Live-Platte veröffentlicht (siehe CHELSEA WOLFE, YOB oder auch NEUROSIS) – an dieser Stelle sei erwähnt, dass es Teil des Konzeptes ist, einige Bands komplette Alben am Stück spielen zu lassen. In diesem Jahr müssen unter anderem die Post-Metaller BOSSK und MONO dran glauben.
Musikalisch liegt der Fokus des Roadburn Festivals auf den extremeren, aber teilweise auch anspruchsvolleren Spielarten des Metal: Neben Stoner-, Desert- (SLEEP) und Post-Rock bzw. -Metal (MONO, OLD MAN GLOOM, BOSSK) über Black- und Deathmetal (CELTIC FROST, AT THE GATES) gehören inzwischen auch avantgardistischere Acts anderer Genres (HEILUNG, DAUGHTERS, LINGUA IGNOTA) oder Hardcore-Bands (BIRDS IN ROW, CAVE IN) regelmäßig zum Lineup. Und noch eine Menge mehr, aber eine Aufzählung würde hier in den Rahmen sprengen. Kooperationen zwischen den Musikern gibt es ebenfalls en masse: So treten dieses Jahr beispielsweise MONO mit dem JO QUAIL QUARTET und CELTIC FROST/TRIPTYKON mit dem METROPOLE ORKEST (Fun Fact: von seiner Besetzung her das einzige noch bestehende Rundfunk-Tanzorchester Europas) auf. Der „Artist In Residence“ (auch eine langjährige Tradition), in diesem Jahr die Sludge-Post-Black-Metaller von THOU, spielt jeden Tag in unterschiedlichen Locations unterschiedliche Sets – unter anderem auch eins gemeinsam mit EMMA RUTH RUNDLE, die aber auch alleine auftreten wird. Kurator (eine weitere Tradition des Festivals) Tomas Lindberg von AT THE GATES nicht zu vergessen, der im Vorfeld maßgeblichen Einfluss auf die Bandauswahl hatte. Äußerst vielversprechend.
Mittwoch, 10.04.19 – „Tag 0“
Als wir am frühen Abend nach einer kleinen Odyssee mit Bus und Bahn ziemlich geplättet das 013, Zentrum des Geschehens, erreichen, ist die Pre-Party „Ignition“ schon in vollem Gange: Die Heavy-Psych-Stoner-Kombo TEMPLE FANG heizt dem Publikum im rund 300 Leute fassenden und schon recht vollen Green Room gehörig ein – nicht zuletzt der fette und harte Rickenbacker-Basssound in Verbindung mit den treibenden Drums verdienen Beachtung. Veröffentlicht haben die vier Holländer noch nichts – man darf also gespannt sein. Im angrenzenden Jupiter Zaal (mit 3.700 Zuschauerplätzen die größte Venue des Roadburn) ist heute noch nichts los, ebenso in den anderen Locations wie der Koepelhal, Hall Of Fame oder dem Het Patronaat. Obwohl noch zwei weitere Bands spielen werden, geht es nach ein paar Drinks eher früh als spät zurück ins Hotel. Man will ja morgen fit sein.
Donnerstag, 11.04.19 – Tag 1
Nach reichlicher Begutachtung des Lineups im jedes Jahr aufs Neue echt schick aufgemachten, hosentaschenkompatiblen Programmheft, entscheiden wir uns für CRIPPLED BLACK PHOENIX in der Koepelhal als Festivalstart. Die Briten haben mit „The Great Escape“ zuletzt eine ziemlich geile Platte herausgebracht und ich bin gespannt, wie sich die Mischung aus Progressive-, Post-Rock und Wave live machen würde. Und werde positiv überrascht, denn Songs wie der Opener „To You I Give“, „The Great Escape Pt. 1“ oder auch das heimliche Highlight „Nebulas“ kommen ein Stückchen härter als auf Platte daher. Musikalisch und tontechnisch gibt’s nichts zu bemängeln und das Zusammenspiel der Musiker ist top: Man merkt, die Band hat Bock, und die Halle klingt (obwohl es sich „nur“ um eine ehemalige Industriehalle, und nicht um eine dedizierte Konzertlocation wie das 013 handelt) ausgezeichnet – mit 3.000 Zuschauern übrigens die zweitgrößte Venue des Roadburn Festivals.
Nach dem Konzert schauen wir uns erst einmal genauer um: Direkt neben der Koepelhal befindet sich der Merchandise-Bereich mit unzähligen Platten, Shirts, Postern… eine Art „Bares für Rares“ für Langhaarige oder so. Seit Anbeginn des Festivals ein ausgesprochen gefährlicher Bereich für jeden Musikfanatiker und Plattensammler, mich eingeschlossen. Außerdem beherbergt der rote Backsteinkomplex großzügige Indoor- und Outdoor-Aufenthaltsbereiche mit Fressbuden, Bars und sogar einem Ausstellungsbereich namens „Full Bleed“. Hier präsentieren Künstler wie Jacob Bannon von CONVERGE, MARISSA NADLER oder auch EMMA RUTH RUNDLE ihre gemalten Werke. Ziemlich cool. Außerdem gibt es mit der Hall Of Fame, dem kleinsten Konzertsaal des Roadburn Festivals, noch eine weitere Venue – und natürlich noch den Ladybird Skatepark, der größentechnisch einem Tony-Hawks-Level alle Ehre machen würde. Auch hier werden in den nächsten Tagen Konzerte stattfinden, sogenannte „Secret Gigs“, die erstmal nicht im regulären Programm, aber in der TimesSquare-App auftauchen.
Schließlich geht’s erneut in die Koepelhal, diesmal zu EMMA RUTH RUNDLE. Auf dem Weg laufe ich versehentlich zwei japanischen Festivalgästen, die „Captain Huh?! And the Holy Shit“ (fragt nicht, nennen wir das mal „Festivalmaskottchen“) fotografieren und ebenfalls zum Konzert wollen, durchs Bild. Es handelt sich um Tamaki Kunishi und Yoda von MONO. Auch eine Besonderheit des Roadburn Festivals: Tatsächlich sieht man unter den Besuchern regelmäßig Musiker, die die Gelegenheit nutzen, sich den einen oder anderen Gig selbst aus der Publikumsperspektive anzuschauen.
Auch EMMA RUTH RUNDLES Set ist wesentlich rougher, als es das aktuelle folkig-post-rockige Album „On Dark Horses“ vermuten lässt – die eine oder andere Post-Metal-Gitarrenwand inklusive. Gefällt mir live besser als auf Platte, zumal Rundle auf eine große Show oder sonstigen Firlefanz verzichtet und einfach eine sympathisch-ehrliche, ungekünstelte Performance bietet. Der Fokus liegt dabei auf dem neuen Album, aber auch ältere Stücke von „Marked For Death“ gehören zur Auswahl. Das macht Spaß und geht gut ab.
Anschließend schauen wir mal rüber in den rund fünf Gehminuten entfernten Green Room zu LINGUA IGNOTA. Die Show der Experimentalmusikerin und klassischen Sängerin Kristin Hayter soll äußerst sehenswert sein. Leider ist die Location übervoll und auch vom kleinen Balkon aus ist nichts zu sehen, da Hayter ihre Bühne mitten im Raum positioniert hat. So bleibt es fürs Erste bei den letzten Gänsehauttakten von „All Bitches Die“ inklusive fieser Noise-Wall-Of-Sound, einer enorm ausdrucksstarken Coverversion (und anschließendem tagelangen Ohrwurm) von Dolly Partons „Jolene“ und einem flüchtigen Blick auf die Visuals, die sehr an die Amateuraufnahmen der verheerenden Waldbrände in Kalifornien 2018, die man noch aus den Nachrichten kennt, erinnern. Schade, da hätte man echt mal früher da sein müssen – also weiter zum angrenzenden Jupiter Zaal.
Man merkt dem Gebäude in jeder Minute an, dass es von Anfang an als Konzertvenue konzipiert wurde: Strategisch günstig positionierte Bars und Toiletten, ein großzügiger Balkon bietet eine tolle Sicht auf die Bühne, das Parkett steigt im letzten Drittel des Saals stufenförmig an, was auch kleineren Gästen jederzeit einen tollen Blick auf die Bühne ermöglicht. Diese hat inzwischen die deutsch-dänische Pagan-Folk-Truppe HEILUNG in Beschlag genommen. Auf Platte eigentlich nicht so mein Ding, bieten sie mit ihrer außergewöhnlichen Kostümierung und Instrumentalisierung eine beeindruckende Performance. Oder sollte man das besser Ritual nennen? Egal, macht auf jeden Fall einen Heidenspaß (haha!) und weckt bei mir Erinnerungen an eine Jahre zurückliegende, recht avantgardistische THE-KNIFE-Show in München (oder auch eine Mischung aus Burning Man und Ewok-Party). Kann man mal mitnehmen, wenn man es ein wenig naturverbundener mag. Um ziemlich genau halb elf ist die Jungfrau geopfert … oder gerettet? Man weiß es nicht. Aber es singt oder trommelt niemand mehr, das Konzert ist vorbei und wir warten auf „unseren“ Headliner des Abends.
MONO wird zusammen mit dem JO QUAIL QUARTET „Hymns Of The Immortal Wind“ in seiner ganzen Schönheit aufführen. Die Erwartungshaltung ist verständlicherweise hoch. Als die acht Musiker schließlich um 23:30 Uhr die Bühne betreten, ist der Jupiter Zaal schon ziemlich voll. Wir haben unsere Plätze in der ersten Reihe auf dem Balkon nach dem HEILUNG-Gig gar nicht erst verlassen, was sich als richtige Entscheidung herausgestellt hat. Das Bühnenbild ist einzigartig: während die linke Hälfte von einem riesigen Flügel und die rechte Hälfte von besagtem Streichquartett dominiert wird, sitzen Takaakira Goto und Yoda in gewohnter Pose auf kleinen Hockern vor ihren Verstärkertürmen. Die anschließende Darbietung von MONOs Meisterwerk gehört auch aufgrund der großartigen Lightshow zu einem der atmosphärischsten (aber auch lautesten) Konzerte des gesamten Festivals. Die Streicher sind die perfekte Ergänzung für die ohnehin faszinierenden Kompositionen und unterstreichen den Soundtrack-Charakter maßgeblich. Und sollte der eine oder andere die Arrangementarbeit (Repitition mit allmählichen Steigerungen bis zum Crescendo) auf Platte langweilig finden: Live geht das Konzept vollkommen auf und sorgt für Gänsehaut. Ganz großes Kino und der perfekte Abschluss für den ersten Festivaltag.
Freitag, 12.04.19 – Tag 2
Auf den Auftritt der Post-Rock-Wave-Band GOLD im Het Patronaat am zweiten Festivaltag nachmittags freue ich mich aus zwei Gründen: Zum einen fand ich das letzte Album „The Optimist“ ziemlich herausragend, zum anderen ist das Het Patronaat ohne Frage die charmanteste Venue des Roadburn Festivals – mit seinen Holzbalken und den bunten Bleiglasfenstern macht der alte Klosterdachstuhl, der ungefähr 700 Zuschauer fasst, einiges her. Leider ist es das letzte Roadburn Festival, an dem hier Konzerte stattfinden werden: Das Gebäude wurde verkauft und es wird gemunkelt, dass es hier in Zukunft Kunstaustellungen geben wird. Die Entscheidung, sich bereits eine Stunde vor Konzertbeginn vor dem Patronaat einzufinden, war auf jeden Fall die richtige, denn bereits 30 Minuten später umfasst die Schlange mehr Menschen als der Konzertsaal aufnehmen kann.
GOLD geben alles und sind mit ihren drei Gitarren live ebenfalls härter unterwegs als auf Platte. Viele der schnellen Riffs haben schon beinahe etwas Schwarzmetallisches, was einen schönen Kontrast zu den Wave- und Post-Punk- bzw. -Rock-Elementen darstellt. Vom neuen Album „Why Aren’t You Laughing?“ kenne ich nur die Vorabsingles, aber live sind die neuen Songs ziemlich cool. Die Musiker um die charismatische und beinahe schüchtern wirkende Frontfrau Milena Eva haben sich durchaus weiterentwickelt und das steht ihnen gut zu Gesicht. Nach einer Stunde verlassen die Niederländer die Bühne und ein begeistert applaudierendes Publikum.
Der nächste Programmpunkt ist definitiv ein mögliches Highlight des Festivals, es handelt sich um eines der berühmten „Once In A Lifetime“-Events des Roadburn – einer Show, die man woanders so sicher nicht zu sehen bekommen wird: Tom G. Warrior, seines Zeichens Mastermind von TRIPTYKON und zuvor CELTIC FROST, hat mit dem METROPOLE ORKEST kooperiert, um das vor über 30 Jahren begonnene, aber bis jetzt niemals fertiggestellte Werk „Requiem“ in seiner ganzen Pracht präsentieren zu können: „Rex Irae – Requiem, Chapter One: Overture – Fourth Incarnation“ (ursprünglich auf dem 1987er CELTIC-FROST-Album „The Pandemonium“ erschienen), „Grave Eternal – Requiem, Chapter Two: Transition“ (erst im vergangenen Jahr geschrieben, läuft also dementsprechend irgendwie unter TRIPTYKON) und „Winter – Requiem, Chapter Three: Finale – Ninth Incarnation“ (ursprünglich auf dem CELTIC-FROST-Album „Monotheist“ von 2006 erschienen), wobei der letzte Teil rein klassisch ist und auf das Metal-Instrumentarium vollständig verzichtet. Und es wird ganz schön eng auf der Bühne des gut gefüllten Jupiter Zaals, muss neben den fünf Metalmusikern ja auch noch ein komplettes Orchester mit Streichern, Bläsern, Schlagwerk und vermutlich auch einer Triangel untergebracht werden. Das Konzert ist musikalisch durchaus interessant und ohne Frage einzigartig: Ausschweifende klassische Passagen und Frauengesang von der tunesischen Sängerin Safa Heraghi im Wechsel mit doomig-metallischen Abschnitten, ziemlich oldschool, aber schon schön und ansprechend umgesetzt – und vor allem erstaunlich homogen: Man hört nicht, dass zwischen der Kompositionen einzelner Teile des Werks bisweilen Jahrzehnte liegen. Schlagzeuger Hannes Grossmann wirkt durch dem direkt vor ihm positionierten Dirigenten zwar hin und wieder ein wenig irritiert, aber ich wage mal die These, dass ein Großteil der Musiker froh über die musikalische Führung von Jukka Iisakkila ist.
Nach einer Stunde ist der Auftritt vorbei und es wird Zeit fürs Mittagessen, wir laufen mal zur von den Festivalteilnehmern liebevoll „Weirdo Canyon“ genannten Fressmeile, keine fünf Gehminuten vom 013 entfernt und mit einer großen Vielfalt an internationalen Gerichten. Im Gegensatz zu den Foodtrucks, bei denen man mit sogenannten Tokens, einer festivaleigenen Währung, zahlt, kommt man hier auch mit „normalen“ Geld bzw. Karte weiter. Lange Schlangen oder völlig überfüllte Restaurants bekommt man bei beiden Optionen selten zu Gesicht. Auf dem Festivalgelände sicherlich ein Verdienst des Token-Systems, welches Wechselgeldarien und lästiges Kleingeldabzählen erspart – aber auch die nicht ganz günstigen Preise erfolgreich verschleiert.
Nach einem „Big Nasty Burger“ schauen wir noch mal bei der Hauptbühne vorbei, wo ANNA VON HAUSWOLFF bereits einige Zeit spielt. Die schwedische Sängerin und Organistin hat eine perfekt durchchoreografierte und unglaublich atmosphärische Show mit detailliert abgestimmter Lightshow und einem ganzen Haufen Instrumente wie Orgeln, Percussion und Synthesizern vorbereitet. Der Fokus liegt dabei auf ihrem Album „Dead Magic“, Vergleiche mit Jarboe und den Swans oder auch einer morbideren Version von Kate Bush (quasi mit jeweils einer Prise Noise, Drone und CHELSEA WOLFE, wobei von Hauswolff technisch die bessere Sängerin ist) sind zulässig, wenn man sich das ausladende „Ugly And Vengeful“ so anhört.
Wir schlendern auf die andere Seite des Bahndamms zur Koepelhal, wo ein weiteres exklusives Event auf uns wartet: „Artist in Residence“ THOU gibt sein zweites Konzert, diesmal zusammen mit EMMA RUTH RUNDLE und eigens für das Roadburn Festival geschriebenen Songs. Hundertprozentig rund läuft die Sache noch nicht, kleinere, aber nicht-kapitale Patzer leisten sich die Beteiligten immer wieder mal, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass sie die neuen Kompositionen noch nicht vollständig verinnerlicht haben. Gerade die vier Gitarristen/-innen (was für eine Wand, mal wieder Daumen hoch für die Beschallungsanlagen und Tontechniker!) haben stetigen Blickkontakt und unterstützen sich somit ständig, falls sich jemand im Arrangement verfranzt hat. Etwas skurril muten die Visuals an, die diverse schwarz-weiße Filmausschnitte vermutlich aus den 1920er Jahren zeigen. Sehr geiler Gig und ich hoffe, dass das Ding mitgeschnitten und auf eingangs erwähnten Roadburn-Label veröffentlicht wird. Vor dem letzten Song gibt Sänger Bryan Funck (ansonsten nicht für seine ausschweifenden Ansagen bekannt) zu Protokoll, dass LINGUA IGNOTA direkt anschließend noch einen „Secret Gig“ im Ladybird Skatepark geben wird (coole Sache, dann können wir uns das ja doch noch anschauen) und er pünktlich da sein möchte. Und tatsächlich sieht man ihn bereits einige Minuten nach dem Ende des Konzertes im Skatepark in der Nähe der abermals zentral im Raum positionierten Bühne.
Leider ist die Akustik bei LINGUA IGNOTA im Skatepark nicht so geil (das Ding ist und bleibt halt einfach in erster Linie ein Skatepark), trotzdem bleiben wir ein Weilchen und genießen die abgefahrene Show, in der Kristin Hayter auch mal ihre Bühne verlässt und mit einer… nennen wir es mal „Bergwerkslampe“… in der einen und dem Mikrofon in der anderen Hand durch die Publikumsmenge streift. Ihre eindringliche Stimme ist wirklich beeindruckend und hinterlässt definitiv Gänsehaut.
Anschließend heiter weiter zu DRAB MAJESTY, wieder in der Koepelhal, aber das stimmt uns skeptisch: der skurrile Synthie-Pop-Wave-Post-Punk-Bastard, optisch durch die Kostümierung irgendwie an DAFT PUNK erinnernd, ist uns in dem Moment einfach zu cheesy. Im Jupiter Zaal des 013 wird derweil klassisch geprügelt: AT THE GATES nehmen die Bühne wie erwartet auseinander und werden dabei anscheinend sogar mal von ANNA VON HAUSWOLFF unterstützt. Das Philipp-Glass-Cover „Koyaanisquatsi“ hätten wir gerne gesehen, muss schräg gewesen sein. Trotzdem auch nicht ganz unser Ding, also weiter in den Green Room, wo BLACK BOMBAIN mit dem legendären Free-Jazz-Saxophonisten PETER BRÖTZMANN ein improvisiertes Set spielen. Hat ein bisschen was von den TINY FINGERS, aber mehr Siebziger-Jahre-Prog-Flair, ziemlich großartig. Zum inzwischen angekündigten Secret Gig (anscheinend mit Fokus auf das härtere Material der Japaner) von MONO ins Het Patronaat zu kommen, ist definitiv unmöglich, dafür spielen auf der Hauptbühne die uns bisher unbekannten Psych-Rock-Titanen LOOP, die sich laut Festivalprogrammheftchen bereits 1991 aufgelöst haben, aber seit 2013 wieder aktiv sind. Warum nicht, geben wir der Sache mal eine Chance. Nach anfänglichen kleineren technischen Problemen mit dem Monitormix wissen die drei Briten mit ihrer kruden Mischung aus Post-Punk, Noise- und Kraut-Rock zu überzeugen und erinnern das eine oder andere Mal durch ihren repititiven Charakter sogar an KILLING JOKE. Sollte man sich nochmal mit beschäftigen und wieder ein schöner Abschluss für Festivaltag zwei.