Konzertbericht: Prong

21.05.2012 München, Backstage Halle

Es gibt Entscheidungen, die kann ein Außenstehender wohl schlicht und ergreifend nicht nachvollziehen. Eine Mini-Tour, bestehend aus drei Konzerten, auf die Wochentage Montag/Dienstag/Mittwoch zu legen, ist eine davon.
Denn sind wir mal ehrlich: Dass diese Wochentage per se schon nicht eben als Garant für ein volles Haus gelten, ist kein sonderlich gut gehütetes Geheimnis. Kommt dazu noch Biergartenwetter, ein weiteres Metal-Konzert als mehr oder weniger direkte Konkurrenz in der gleichen Location, quasi nicht vorhandene Promotion für die Tour, der stolze Eintrittspreis von 27€ sowie die Tatsache, dass München generell kein leichtes Pflaster für Metal-Konzerte welcher Art auch immer ist, kann man sich ungefähr vorstellen, wie viele Besucher zum Einlass um 19:30 vor der Backstage Halle stehen, um PRONG willkommen zu heißen… und kann man das nicht, kann man sie auch bequem an einer Hand abzählen.

Und kaum eine Entscheidung hätte besser sein können, als die, nicht zur Einlass-Uhrzeit zu erscheinen – diejenigen nämlich, die dachten, „Beginn: 20:30“ hieße tatsächlich, dass spätestens um halb Neun eine Band spielen würde, werden hier kräftig vor den Kopf geschlagen.Ganz anders als die auf den Tickets angegebenen Uhrzeiten bewahrheitet sich nämlich, dass kein Vorband-Name auf dem Ticket tatsächlich bedeutet, dass PRONG alleine unterwegs sind. Dass die Herren Rockstars keine Lust haben, um halb Neun vor leerer Halle aufzuspielen, ist zwar wenig verwunderlich – macht die Tatsache, dass deshalb der Konzertbeginn spontan um eine Stunde nach hinten verlegt wird, jedoch nicht eben angenehmer, sind so von Einlass bis Stagetime doch volle zwei Stunden zu überbrücken. Wohl dem, der nichts besseres zu tun hat, als an einem Montag Abend vor beziehungsweise in einer leeren Konzerthalle zu stehen…
Tatsächlich verwunderlich ist hingegen, wie jemand auf die abstruse Idee kommen konnte, für eine einzige Band, bei der es nie zum großen Durchbruch gereicht hat, und deren Zeiten, in denen sie an einem ebensolchen zumindest gekratzt haben, seit Jahr(zehnt)en vorbei sind, sei der sportliche Preis von 27€ (VVK wie auch AK) angemessen…

Als PRONG dann schließlich „pünktlich“ um 21:30 die Bühne betreten, stehen eher 90 als 100 Leute im Publikum – zumindest diesen konnte die unangekündigte Verzögerung die Laune jedoch offensichtlich nicht verderben, so dass die Stimmung im Publikum vom ersten Song weg gut ist. Wie bereits im Vorfeld angekündigt, spielt die Band zunächst ihr komplettes Klassiker-Album „Beg To Differ“ in originaler Songreihenfolge. Wo die Band dabei zunächst noch eher aus Professionalität denn aus Emotion heraus engagiert wirkt, vermag das Publikum die Truppe im weiteren Verlauf des Auftritts wie es scheint mehr und mehr zu motivieren.
Und doch: Der Eindruck, den PRONG hier erwecken, ist nicht eben der allerbeste. Mit nur einer Gitarre klingt der Sound verglichen mit den Studioaufnahmen insgesamt reichlich dünn und drückt nicht eben all zu gewaltig aus den Boxen… ganz davon abgesehen, dass live die große Ähnlichkeit der Songs stark zur Geltung kommt. In Kombination mit Tommy Victors leicht verbrauchten Gesichtszügen biedert sich hier der „Motörhead für Arme“-Vergleich gradezu an.
Wirklich Schwung in die Bude kommt eigentlich erst, als der „Beg To Differ“-Block beendet ist, und nach einem Bassistenwechsel mit „ Another Worldly Device“ vom „Cleansing“-Album fortgefahren wird. Beim darauf folgenden neuen Hit, „Revenge…Best Served Cold“ bricht das Eis schließlich endgültig – besser spät als nie, wie man so schön sagt. Bandkopf Tommy Victor rockt über die Bühne wie ein Jungspund – ok, sagen wir lieber „wie ein Rocker, der sich für einen Jungspund hält“ – und auch das Publikum geht jetzt richtig mit und startet sogar einen kleinen Moshpit.
Wie erfolgreich der Auftritt am Abend zuvor im Frankfurter Batschkapp war, vermag ich nicht zu beurteilen – PRONG scheinen von so viel Begeisterung jedenfalls reichlich angetan und lassen sich schlussendlich sogar zweimal zurück auf die Bühne klatschen.

Setlist PRONG:
01. For Dear Life
02. Steady Decline
03. Beg To Differ
04. Lost And Found
05. Your Fear
06. Take It In Hand
07. Intermenstrual D.S.B.
08. Right To Nothing
09. Prime Cut
10. Just The Same
11. Third From The Sun (Chrome-Cover)

12. Another Worldly Device
13. Revenge…Best Served Cold
14. Rude Awakening
15. Whose Fist Is This Anyway?
16. Snap Your Fingers, Snap Your Neck

17. Eternal Heat

18. Unconditional

Doch auch, wenn der Abend ein versöhnliches Ende genommen hat, und es durchaus eine Gewisse Befriedigung verschafft, hinter den Namen PRONG in der imaginären „Bands, die man mal gesehen haben sollte“-Liste ein ebenso imaginäres Häkchen setzen zu können – 100% zufriedenstellend war der heutige Abend schon ob der äußeren Umstände nicht.
Der Band kann man das freilich nicht ungefiltert zum Vorwurf machen, ganz unschuldig war diese jedoch durch die schon eher mäßig motivierte erste Hälfte der Show nicht.

Fazit: Über PRONGs Live-Qualitäten bilde ich mir basierend auf einer einzigen gesehenen Show kein abschließendes Urteil – wie bald sich jedoch die Chance auf eine zweite ebensolche bietet, ist ungewiss. Denn abgesehen davon, dass die Band nicht eben tourfreudig ist, wie es scheint, war der heutige Auftritt zumindest kein Empfehlungsschreiben, in einen zweiten Versuch 27€ zu investieren.

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Fotos von: Moritz Grütz

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