Montagabend und Dauerregen sind nicht gerade die besten Vorraussetzungen für einen Konzertabend in der Landeshauptstadt. Dabei haben sich mit den norwegischen Blues-Rockern PRISTINE und den Lokalhelden NI SALA zwei überragende Live-Bands angekündigt, die gerne auch in einer größeren Halle hätten spielen dürfen. Aber so ist der Backstage Club um 20 Uhr gut gefüllt und die Menge wartet gespannt auf den ersten Act des Abends.
Der fängt zwar nicht pünktlich um 20 Uhr an, dafür entern die Jungs von NI SALA die Bühne aber mit umso mehr Motivation und Energie. Der Sound des Münchner Quartetts geht sofort in Kopf und Beine, so tight gezockten Blues-/Vintage-Rock mit einer ordentlichen Portion Rock ’n‘ Roll hat man lange nicht mehr gehört. Dementsprechend begeistert zeigt sich das Publikum und feiert die Songs und Ansagen der Band frenetisch. Sänger Robert Salagean ist dabei der geborene Fronter und führt mit Charme, Witz und Hüftschwung durch das Set, wobei er sich immer wieder von der Energie des Publikums begeistert zeigt. Ist ja auch Heimspiel für NI SALA. Weder Probleme mit der Gitarre von Daniel Rapp, noch einige Hardcore-Bewegungsmuffel in den hinteren Reihen können den Siegeszug der Münchner aufhalten, die mit einem Conga-Schlagzeug-Battle, coolen Gitarrensoli und mitreißenden Songs den Backstage Club zum kochen bringen. Schade, dass um kurz vor 21 Uhr schon Schluss ist. NI SALA sollte man definitv im Auge behalten.
Ja, was soll man sagen? Die heutige Show von PRISTINE lässt sich schwer in Worte fassen. Wo die Norweger in ihrer Heimat ziemlich bekannt sind, fristen sie bei uns trotz eines Deals mit Nuclear Blast immer noch eher ein Nischendasein. Bei dem starken aktuellen Album „Road Back To Ruin“ und einer Live-Performance wie am heutigen Abend, ist das nur schwer verständlich. Ab der ersten Minute schwappt eine unglaubliche Energie und Lebensfreude von der Bühne runter auf die Fans. Der Einstieg in das Set mit dem treibenden „Pioneer“ von der neuen Scheibe legt den Fahrplan gleich mal unmissverständlich fest und schnell wird klar, dass PRISTINE mit Frontfrau Heidi Solheim eine außergewöhnliche Künstlerin in ihren Reihen haben. Schon auf Platte gebannt ist ihre gesangliche Leistung beeindruckend, doch erst live wird klar, über was für ein Organ die rothaarige Powerfrau wirklich verfügt. Dazu kommt ihr unbändiger Bewegungsdrang. Das gesamte Set über springt, tanzt und dreht sich Heidi über die leider doch etwas zu kleine Bühne, schwingt das Tamburin und interagiert durchweg mit den Fans. Dabei grinsen die Sängerin und die Band um die Wette und pushen sich gegenseitig immer weiter und weiter. Doch nicht nur die Fronterin überzeugt auf ganzer Linie, auch die Instrumentalfraktion brilliert ein ums andere mal. Besonders beeindruckend ist, dass PRISTINE auf dieser Tour von einer Organistin ünterstützt werden, die die Songs mit ihrer Lord C1 veredelt und einen noch stärkeren 70er-Vibe einbringt.
Songtechnisch steht ganz klar das aktuelle Werk im Mittelpunkt. Von den 15 Songs der Setlist stammen neuen von „Road Back To Ruin“, was bei diesen starken Kompositionen mehr als berechtigt ist. Aber auch einige ältere Stücke wie „All Of My Love“, „Rebel Song“ oder „Derek“ haben es ins Set geschafft und klingen live deutlich kerniger und mitreißender als auch Platte. Emotionales Highlight des Abends ist sicher das bombastische „Cause And Effect“. In der ersten Hälfte des Songs wird Heidi Solheim lediglich vom Bass begleitet, bevor schließlich die gesamte Band einsteigt. Heidi hätte den Song aber auch ruhig Solo performen können, denn ihre Stimme sorgt für Gänsehaut und offene Münder. Entsprechend lautstark ist der anschließende Jubel. Die Band ist sichtlich begeistert von so viel Jubel und dreht nun völlig auf. Ab hier geht es Schlag auf Schlag, egal ob wuchtiger Stoner-Rock mit „Landslide“, punkig-rotziger 70er-Rock mit „Dead End“, sofort in die Beine gehender Power-Sound mit „Sinnerman“ oder rebellische Kampfansagen im „Rebel Song“, Band und Publikum spielen sich gegenseitig in einen regelrechten Rausch. Die Krönung erfolgt schließlich mit dem Jimi-Hendrix-Cover „Fire“, dass virtuos dargeboten wird. Nach zwei Zugaben ist schließlich Schluss, wobei das Publikum die Norweger natürlich nicht gehen lassen wollen.
Was für ein Abend! Zwei so mitreißende und talentierte Bands sieht man nicht alle Tage, umso erfreulicher ist es, dass der Club gut gefüllt war. Egal ob NI SALA oder PRISTINE, bei beiden hat einfach alles gestimmt und beiden wünscht man, dass sie beim nächsten Mal in größeren Hallen vor noch mehr Publikum spielen. Ein Lob soll hier auch an die Tontechniker gehen, den ganzen Abend über war die Abmischung klar und druckvoll, was bei weitem nicht immer der Fall ist.