Neues Album, neue Tour – dieses Prinzip gilt genreübergreifend. So überrascht es nicht, dass sich auch der Deutschrap-Aufsteiger PRINZ PI mit seinem neuen Album „Im Westen nix Neues“ in den Bus setzt und diversen deutschen Städten einen Besuch abstattet. Wie schon zuletzt 2013 gilt auch diesmal das Motto: PRINZ PI ruft, und alle kommen.
So ist die Muffathalle München ist nicht nur schon lange im Vorhinein restlos ausverkauft, sondern stößt damit tatsächlich auch in einigen Punkten an ihre Kapazitätsgrenze: Trotz zweiter Behelfsgardarobe heißt es Schlange stehen. Gleiches gilt für die Mädchentoilette – einzig am Bierstand herrscht kein Andrang. Die Zusammensetzung des Publikums lässt sich daran recht gut umreißen: Der Durchschnittsfan ist 15, weiblich, und kennt jeden einzelnen Vers auswendig. Dass PRINZ PI ein perfektes Teenager-Idol abgibt, ist klar – unverständlich ist hingegen, warum er scheinbar so wenig Erwachsene erreicht. Haben PRINZ PIs Texte doch genug Tiefgang, um auch als Erwachsenenlyrik bestehen zu können.
Pünktlich um 20:00 sind es jedoch zunächst DAS W aus Bayreuth, die für Stimmung sorgen sollen. Vor großzügig abgehänger Bühne bietet das Duo eine gelungene Show, deren Unterhaltungswert merklich durch das überaus unterhaltsam zu beobachtende Auftreten des eher mäßig motivierten und mitunter vollkommen unbeteiligt wirkenden DJs gesteigert wird. Viel Zeit, die Fans von ihrer Musik zu überezugen, bekommen die Franken jedoch nicht: Nach nur 20 Minuten ist die Show schon wieder vorüber. Man ahnt es bereits: Der Abend ist auf ein jugendgerechtes Konzertende ausgelegt.
So fällt bereits um 20:30 der Vorhang für den Mainact PRINZ PI, der gleich mit seinem Hit „Du Bist“ durchstartet. Auch im weiteren Verlauf mangelt es der Setlist nicht an Hits: Im Mittelpunkt steht, natürlich, das Material vom brandaktuellen Album „Im Westen nix Neues“, von dem es ganze neun Songs ins Set geschafft haben.
Obwohl noch frisch und noch nicht als Klassiker eingeschliffen, kristallisieren sich dabei schnell die Hits des Albums heraus: Das rührselige „1,40 m“ kann seine romantisch-melancholische Stimmung live ebenso gut entfalten wie auf Platte, „Wasser zu Wein“ hingegen gewinnt durch seinen perfekt zum Mitsingen geeigneten Refrain sogar noch deutlich. Abgerundet wird das ganze durch zwei LED-Wände, eine coole Lightshow und einen Bühnenaufbau wie ein Designerregal im Schachtellook: Während die Musiker in den einzelnen Boxen untergebracht sind, kann PRINZ PI seinem Bewegungsdrang so auf zwei Bühnenebenen nachkommen.
Unter die neuen Stücke mitscht der so sympathisch wie motiviert auftretende PRINZ PI gekonnt Hits des Vorgängeralbums „Kompass ohne Norden“ sowie ausgewählte Klassiker wie „Elfenbeinturm“, „Der neue iGod“, „Keine Liebe“, „Prinz Porno“ oder – zu guter Letzt – den finalen Abgeh-Hit „Gib dem Affen Zucker“, der dem Publikum nach knapp 90 Minuten noch die letzte, verbliebene Energie abringt.
- Du Bist
- Im Westen nix Neues / Tochter
- Kompass ohne Norden
- Elfenbeinturm
- Im Jetzt ist das Chaos (Funkeln)
- 100x
- Der neue iGod
- Weiße Tapete / Minimum
- Kartenhaus
- Werte
- Schwermetall
- Glück
- 1,40 m
- Rebell ohne Grund (Kompass Reprise)
- Ballade für Jojo
- Laura
- Keine Liebe
- Generation Porno
- Wasser zu Wein
- Gib dem Affen Zucker
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PRINZ PI mag, zumindest was den Hype und die Verkaufszahlen angeht, noch nicht auf dem Level von Casper oder Marteria angekommen sein. Mit seiner heutigen Show, wie schon mit dem neuen Album „Im Westen nix Neues“, beweist er jedoch einmal mehr, dass er den genannten Acts weder, was die Qualität der Musik, noch, was deren Livedarbietung angeht, in irgendeinem Aspekt nachsteht. Fazit: Der absolute Hype wird kommen. Mit Recht. Und trotzdem irgendwie schade um vergleichsweise familiäre Konzerte wie das heutige, die es dann wohl so nicht mehr geben wird.