Konzertbericht: Powerwolf w/ Amaranthe, Kissin‘ Dynamite

09.11.2018 Zenith München

Wenn das Wolfsrudel in München Station macht, stellt sich ihm so schnell nichts in den Weg. Tonhalle zu klein? Dann verkaufen POWERWOLF mal eben kurz das Zenith mit 6000 Fans aus. Entschärfung einer Fliegerbombe in München-Freimann?  Zum Glück weit genug entfernt vom Zenith. Somit steht der bisher größten POWERWOLF-Hallen-Show auf einer Headliner-Tour nichts mehr im Wege und die Wölfe werden an diesem Abend zeigen, dass sie das Zeug zu noch größeren Hallen und Shows haben.

Den Anfang machen aber die Sleazer von KISSIN‘ DYNAMITE, die bereits um 18:40 Uhr die Bühne entern. Bereits im Vorfeld der Show der Schwaben herrscht aber beim Publikum Unmut. Das Sicherheitskonzept des Zenith sah vor, dass für den Bereich hinter dem ersten Wellenbrecher nur eine bestimmte Anzahl an Einlassbändchen vorhanden war. Waren diese aufgebraucht, gab es auch keinen Einlass mehr in diesen Teil der Halle. Warum aber dieser Bereich halb leer war, während sich hinter dem zweiten Brecher bereits kurz nach Einlass die Menschen stapeln, ist unklar. Das alles tut der mehr als guten Stimmung während der KISSIN‘-DYNAMITE-Show aber keinen Abbruch. Die Jungs starten mit dem Opener ihrer aktuellen Scheibe „Ecstasy“ in den Abend, halten das Tempo durchgehen hoch und spielen eine ausgewogene Mischung aus neuen Stücken wie „Waging War“ und Klassikern der Marke „I Will Be King“. Dafür wird die Band mit frenetischem Jubel und textsicheren Fans belohnt. Als Fronter Hannes Braun vor dem letzten Stück ankündigt, dass KISSIN‘ DYNAMITE im April 2019 im Rahmen ihrer Headliner-Tour nach München zurückkehren werden, ist die Freude groß. Nach dem abschließendem „Flying Colours“ und mehr als überzeugenden 40-Minuten-Show, verlassen die Jungs die Bühne und machen Platz für die nächste Band.

  1.  I’ve Got The Fire
  2. Somebody’s Gotta Do It
  3. Highlight Zone
  4. Love Me, Hate Me
  5. Waging War
  6. You`re Not Alone
  7. I Will Be King
  8. Flying Colours

Die Schweden von AMARANTHE sind definitiv die Exoten des Abends. Dabei ist ihre Musik denkbar einfach erklärt: Man nehme eingängigen Modern-Metal, 90er-Jahre-Elektro-Beats, drei Sänger und heraus kommt tanzbarer Pop-Metal. Was das aber mit Powerwolfs einzig wahrer Heavy-Metal-Messe zu tun hat, ist fraglich. Und so haben es die Jungs um Frontfrau Elize Ryd zu Beginn auch nicht ganz so einfach beim Publikum, was bei der hektischen Musik der Truppe aber auch nicht verwunderlich ist. Fraglich ist auch, weshalb es drei Sänger braucht, wenn sowohl die Growls als auch der männliche Klargesang ziemlich austauschbar wirken. Wirklich überzeugen kann nur die Stimme von Elize Ryd, die sowohl voluminös und kraftvoll als auch hoch und kristallklar daherkommt. Der teilweise aber völlig überzogene und plastikhafte Pop-Metal von AMARANTHE bleibt dennoch gewöhnungsbedürftig, wobei man mit Respekt vermerken muss, dass die Schweden im Laufe ihres Sets mehr Besucher zum Mitmachen animieren können. Nach knapp 50 Minuten beenden AMARANTHE ihre Show und die letzte Umbaupause des Abends beginnt. Spätestens jetzt hat die Platzsituation im Zenith unangenehme Ausmaße angenommen. Während es im ersten Block noch immer recht luftig ist, hat sich der Bewegungsradius hinter dem zweiten Brecher auf nahezu null reduziert.

  1. Maximize
  2. Digital World
  3. 365
  4. 1.000.000 Lightyears
  5. Hunger
  6. Amaranthe
  7. GC6
  8. Dream
  9. Drop Dead Cynical
  10. Call Out My Name
  11. The Nexus

Stilecht wie immer ist die Bühne vor Beginn der Show mit einem großen Vorhang verhüllt, der das Logo des heutigen Hauptacts trägt. Als der Vorhang pünktlich um 21 Uhr fällt und POWERWOLF in ihr Set starten, geht ein Staunen durch die Menge. Ein so aufwändiges Bühnenbild hatten die Wölfe bisher noch nie. Drei Seiten der Bühne werden von einem monumentalen Backdrop eingerahmt, dass sich im Laufe des Abends noch zweimal wechseln wird, während sich die Musiker selbst in einer detailverliebten Kirchenruine mit begehbaren Aufbauten befinden. Passend zum Opener der Show „Fire & Forgive“, feuern POWERWOLF aus allen Rohren meterhohe Flammensäulen an die Hallendecke und Fronter Attila Dorn hat außerdem auch selbst noch zwei kleine Flammenwerfer im Gepäck. Erinnert irgendwie an Bruce Dickinson auf der diesjährigen Iron-Maiden-Tour. Die Band kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus und freut sich sichtlich über die 6000 Besucher, die München zur bisher größten POWERWOLF-Headliner-Show machen. Wie diese bombastische Show in die deutlich kleinere Tonhalle hätte passen sollen, ist sowieso fraglich. Gewohnt charmant führt Fronter Attila durch den Abend und hat neben den üblichen „Was trinken wir?“-Spielchen auch ein paar neue Sprüche parat. Besonderes Highlight sind aber seine Dialekt-Kenntnisse. In fast perfektem Bayerisch droht der Leitwolf den Besuchern, die bei der heutigen Show nicht mitfeiern wollen. Musikalisch spielen POWERWOLF einen unterhaltsamen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen. Die Mitsingparts von „Amen & Attack“ und „Armata Strogoi“ muss Attila gar nicht mehr erklären und auch bei neueren Stücken wie „Incense & Iron“ zeigt sich die Meute textsicher. Während des ganzen Konzerts geizen die Wölfe nicht mit Showeffekten. Seien es nun die bereits erwähnten Feuerfontänen, Funkenregen, Kunstschnee, Mönche mit Fackeln oder ein großes LED-Kreuz bei „Killers With The Cross“. Man merkt deutlich, welchen Sprung nach vorne POWERWOLF in den letzten Jahren gemacht haben. Nach gut zwei Stunden und drei Zugaben beenden die Wölfe die heutige Metal-Messe und haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie definitiv das Zeug für die ganz großen Headliner-Positionen haben.

  1. Fire & Forgive
  2. Army Of The Night
  3. Incense & Iron
  4. Amen & Attack
  5. Let There Be Night
  6. Demons Are A Girl’s Best Friend
  7. Killers With The Cross
  8. Armata Strigoi
  9. Blessed & Possessed
  10. Where The Wild Wolves Have Gone
  11. Resurrection By Errection
  12. Stossgebet
  13. All We Need Is Blood
  14. We Drink Your Blood
  15. Lupus Dei
  16. Sanctified With Dynamite
  17. Coleus Sanctus
  18. Werewolves Of Armenia

Nach drei guten bis sehr guten Shows endet dieser mehr als gelungene Abend. KISSIN‘ DYNAMITE waren als erste Band fast schon eine Verschwendung und hätten durchaus noch mehr Spielzeit verdient gehabt, aber auch AMARANTHE konnten im Laufe ihrer Show Sympathien bei den Zuschauern gewinnen. Über die Live-Qualitäten von POWERWOLF muss man nach diesem Abend nicht mehr sprechen. Beim nächsten Stopp in München ja dann vielleicht in der Olympiahalle?

Publiziert am von Juan Esteban

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert