Retrowave und Synthwave sind derzeit quasi die Genres der Stunde: Straighte elektronische Beats und flächige Synthesizer rufen mit entsprechenden neonfarbenen und einer plakativ-trashigen Ästhetik Erinnerungen an die 1980er hervor. Viele Bands in diesem Still zeichnen sich neben einer unbestreitbaren Pop-Ader auch durch eine gewisse Härte aus, was diese Musik auch bei Metalfans beliebt macht. Der Franzose James Kent, besser bekannt als PERTURBATOR, füllt in vielen Ländern bereits riesige Hallen – in München muss an einem regnerischen Faschingsdienstag die noch deutlich kleinere Backstage Halle genügen.
Als pünktlich um 20 Uhr DAN TERMINUS die in grünes Licht getauchte Bühne betritt, ist entsprechend nur noch wenig Platz vor der Bühne. Neben einigen klar im Gothic verorteten Fans und vereinzelten Hipster-Stilen (und einem als Huhn verkleideten Besucher), dominieren Metalshirts. Der musikalisch noch eine Nummer geradliniger als der heutige Mainact ausgerichtete Opener hat kein leichtes Spiel. Die Bässe wummern zunächst recht leise über das noch recht still stehende Publikum hinweg und wirkliche Dynamik mag erst einmal nicht aufkommen. Dazu trägt sicherlich bei, dass DAN TERMINUS vor zwei kleinen Synthesizern steht, quasi keine Lichtshow vorhanden ist und er nicht gerade mit Bewegung glänzt. Im Verlauf der gut halbstündigen Show wird der Applaus allerdings stetig lauter und auch die ersten Tanzenden sind im Publikum auszumachen. Auf jeden Fall erfüllt der Musiker heute genau seine Rolle: für den Hauptact einzuheizen.
Nach einer mit lautem Schranz untermalten Umbaupause wird es um 21:30 erneut dunkel im Backstage und zu düstern Tönen betreten PERTURBATOR die Bühne – neben Mastermind James Kent schließt das im Livesetting einen am E-Schlagzeug platzierten Drummer mit. Direkt mit dem Einstieg in Form von „Birth Of The Model“ offenbart sich, was in den nächsten 75 Minuten passieren wird: Extrem knackiger und wuchtiger Sound, eine nahezu perfekte Abmischung und eine Lichtshow, die schlichtweg beeindruckend ist. In allen Farben und Formen, inklusive Laserflächen, spielen mehr als 20 Scheinwerfer und Stroboskope regelmäßig verrückt, angeführt von einem großen, leuchtenden Pentagram über der Bühne.
Von der ersten Sekunde an frisst das Publikum PERTURBATOR aus der Hand, reckt immer wieder die Hände in die Luft, tanzt ausgelassen und jubelt lauthals, wenn es die Songs des französischen Produzenten erkennt. Dass der – leider nicht unbedingt durch Sympathie überzeugende – Musiker in bester Metal-Manier immer wieder zu mehr Beteiligung auffordert, zeigt die Genreverwandtschaft einmal mehr an. Kein Wunder, spielte James Kent doch früher in einigen Black-Metal-Bands. Gerade in den düsteren Melodiebögen und der harten Stimmung des Abends wird seine Vergangenheit auch im Techno des heutigen Abends deutlich. Trotz der unbestreitbaren Arroganz zeigen PERTURBATOR immer wieder ihre ehrliche Dankbarkeit. Nach zwei Zugaben geht ein großartiger Abend zwischen Techno, 80s Wave und Metal schließlich zu Ende.
Sicher, Synthwave ist nicht gerade die abwechslungsreichste Musik und setzt voll und ganz auf den derzeit grassierenden Nostalgiefaktor für die 80er. Dennoch weiß der heutige Auftritt von PERTURBATOR als düstere und modern produzierte Liveshow zu begeistern. Es bleibt abzuwarten, wie lange sich Schwarz und Neon noch so großer Beliebtheit erfreuen – der Hype ist allerdings durchaus begründet.