Die Paganfest-Tournee feiert dieses Jahr, nach zehn Jahren Pause, ihr Comeback. Auch in Berlin macht die Festivaltour Halt und versorgt Neukölln für einen Abend mit purem Power-, Folk- und Piratenmetal. Den meisten Bands im Line-up kann man wohl eine gewisse heidnische Ästhetik unterstellen, oder sogar eine thematische Auseinandersetzung damit. Dazu gehören ELVENKING, HEIDEVOLK, TÝR und ENSIFERUM. Die große Ausnahme bildet hier überraschenderweise der Headliner, ALESTORM. Pagan-Metal hin oder her, alle Bands bringen das Huxleys Neue Welt zum Beben.
Eingeleitet wird der Konzertabend von ELVENKING. Die Italiener haben es als erste Band des Abends nicht leicht, besonders in Anbetracht dessen, dass der Einlass noch in vollem Gange ist, als die Gruppe schon längst spielt. Davon lassen sie sich allerdings keineswegs unterkriegen und spielen mit einer Energie, als wären sie die Headliner. Während das Publikum noch ein-zwei Bier braucht, um warmzuwerden, geben ELVENKING Lieder wie „Silverseal“, „Elvenlegions“ oder „Pagan Revolution“ zum Besten. So können die schon anwesenden Besucher zufriedengestellt werden. Die Frage, ob einige ELVENKING-Fans im Publikum seien, wird sogar gut gelaunt bejaht.
- Throes Of Atonement
- Pagan Revolution
- Silverseal
- Moonbeam Stone Circle
- The Horned Ghost And The Sorcerer
- The Divided Heart
- Elvenlegions
Während einer kurzen Umbaupause trudeln noch letzte Nachzügler ein und die Halle füllt sich stetig. Kurz darauf kündigen Regen- und Donnergeräusche HEIDEVOLK an. Die Niederländer schinden mit ihren zwei Vokalisten Jacco „Bühnebeest“ de Wijs und Daniël Wansink direkt Eindruck. Die beiden Sänger harmonisieren ausgezeichnet und schaffen mit den Growls des Bassisten Rowan Roodbaert und ihrem Klargesang eine willkommene Abwechslung. Wo ELVENKING noch besonders melodisch und eingängig unterwegs waren, geht es bei HEIDEVOLK ein bisschen wilder zu. Das Publikum scheint erfolgreich abgeholt. Die Band besingt teils als Chor alte Götter, Schlachten und, wie könnte es anders sein, mit dem überdimensionierten Trinkhorn in der Hand, das Trinken. Songs wie „A Wolf In My Heart“, „Drinking With The Gods” und „Vulgaris Magistralis” kommen beim Publikum besonders gut an und werden mit viel Bier und Headbangen gefeiert. Nach circa vierzig Minuten ist auch hier schon Schluss und das Publikum darf sich auf TÝR freuen.
- Hagalaz
- Winter Woede
- A Wolf In My Heart
- Schildenmuur
- De strijd duurt voort
- Saksenland
- Krijgsvolk
- Drinking With The gods
- Vulgaris magistralis
Die Färinger betreten pünktlich um kurz nach sieben Uhr die Bühne, wo sie unter anderem mit Liedern wie „By The Sword In My Hand“, „Axes“ und „Hail To The Hammer“ ihre Liebe zu diversen (altertümlichen) Werkzeugen und Waffen beweisen. Musikalisch heben sich TÝR nur bedingt von ihren zwei Vorgängerbands ab – das Publikum scheint das allerdings nicht zu stören und die Fäuste schwingen weiter treu im Takt. Von Drachen, über Schlachten, bis hin zum Alkohol und besagten verschiedenen Werkzeugen wird hier ebenfalls das gesamte Spektrum an Power-Metal-Klischees besungen.
- By the Sword in My Hand
- Axes
- Regin Smiður
- Hammered
- Blood of Heroes
- Hail to the Hammer
- Dragons Never Die
- Sinklars vísa
- Hold The Heathen Hammer High
Als ENSIFERUM die Bühne betreten, ist die Freude groß. Kein Wunder, denn die Band aus Finnland legt mit „Fatherland“ gleich mal einen ordentlichen Zahn zu. Erste, spärliche Crowdsurfer werden über die Menge getragen und die Moshpits werden eröffnet. Die schnellere Gangart führt auch dazu, dass der Boden des Huxleys besorgniserregend stark ins Schwingen kommt. Glücklicherweise halten die Böden und Decken des Konzertsaals, und die Menge lässt sich dadurch nicht im Geringsten aus dem Konzept bringen. Fanfavoriten wie „Lai Lai Hei“ oder „Andromeda“ werden fröhlich mitgegrölt. Gegen Ende des Sets drohen technische Probleme dem Auftritt ein frühes Ende zu bescheren. So weit kommt es letztendlich dann aber doch nicht, ENSIFERUM können die Situation mit Humor überbrücken und ihr Set gut gelaunt zu Ende spielen.
- Fatherland
- Twilight Tavern
- Treacherous Gods
- Winter Storm Vigilantes
- Lai Lai Hei
- Andromeda
- Two of Spades
- Victorious
- Victory Song
- Iron
Trotz dessen, dass ALESTORM mit ihrem Piratenmetal so gar nicht in das heidnische Thema des Abends passen, sind sie ganz offensichtlich nicht nur Headliner der Tour, sondern auch der Herzen. Mit dem Alkoholpegel steigt in der Umbaupause also auch die Vorfreude, während Fans zusehen, wie die überdimensionierte, mitgenommen aussehende, gelbe Badeente aufgepumpt wird. Sobald die Band in Kilts und Hotpants die Bühne betritt, sinkt das Niveau schneller als ein von Zombies angefressenes Piratenschiff – eine von Seiten der Fans offenbar willkommene Entwicklung, da es von hier an kein Halten mehr gibt. Zwischen einem Taio Cruz‘ „Hangover“-rappenden Hai und tatkräftiger, musikalischer Unterstützung von Musikerin Patty Gurdy ist auf der Bühne einiges los. Tracks wie „Shipwrecked“, „Mexico“, „Nancy The Tavern Wench“ und natürlich „Zombies Ate My Pirate Ship” fördern im Publikum begeisterte Ruderpits und Bierduschen zutage, bis das Set dann mit dem eloquenten „Fucked With An Anchor“ und „Rumpelkombo“ sein Ende findet.
- Keelhauled
- Shipwrecked
- Mexico
- Under Blackened Banners
- Alestorm
- Hangover (Taio-Cruz-Cover)
- Fannybaws
- Zombies Ate My Pirate Ship
- Voyage of the Dead Marauder
- Nancy the Tavern Wench
- Uzbekistan
- P.A.R.T.Y.
- Shit Boat (No Fans)
— - Drink
- Wooden Leg!
- Fucked With an Anchor
- Rumpelkombo
Im Einklang mit heidnischen Göttern mag man nach diesem Konzertabend vielleicht nicht gerade sein, trotzdem gehen viele Fans breit grinsend und ein wenig schwankend Richtung Ausgang. Wer sich Power Metal wünscht, bekommt beim Paganfest Power Metal in verschiedensten Ausprägungen serviert. Ob es dabei nun um Heiden oder Piraten geht, scheint dem Publikum nicht so wichtig zu sein, Hauptsache die Party fetzt und das Bier fließt.