Das insgesamt 29. Open Flair Festival findet dieses Jahr erneut auf dem alten Flugplatz in Eschwege statt. Mit dabei: Szene-Größen verschiedener Musikrichtungen, wie BAD RELIGION, PENNYWISE und NOFX (Punk), FEAR FACTORY und IN FLAMES, die deutsch-französische Reggae-Kombo IRIE REVOLTÉS, die norwegischen KVELERTAK, die SPORTFREUNDE STILLER und viele mehr.
Mittwoch, 07.08.:
Los geht es bereits am Mittwochnachmittag, dem 7. August, an dem um 15 Uhr die WOHNRAUMHELDEN mit akustischer Gitarrenmusik das Festival eröffnen. Verschiedene kleinere Bands sorgen auf den diversen Bühnen bis zum frühen Abend für Stimmung, bevor um 23 Uhr der deutsche Hip-Hopper PRINZ PI auf der größten Bühne des Festivals, der Seebühne, den bereits zu einigen Tausend anwesenden Fans mächtig einheizt.
Donnerstag, 08.08.:
Am zweiten Open-Flair-Tag wird das Hauptprogramm auf der Seebühne mit dem deutschen KELLERKOMMANDO und den deutschen Punk-Rockern MONTREAL turbulent fortgesetzt. Die MAD CADDIES setzen um Punkt halb sieben noch einen drauf und bringen die Masse so richtig zum Toben – genau da setzen die aus dem näheren Eschweger Umfeld stammenden MONSTERS OF LIEDERMACHING auch an und machen gemeinsam mit der voll versammelten Meute die Seebühne dem Erdboden gleich. Darauf folgt mit SKUNK ANANSIE eine der, Zitat: „erfolgreichsten Band der 90-er Jahre“, deren Mischung aus Punk, Hardrock, Alternative Rock und Metal, die in sich ziemlich genau einen Querschnitt durch das ganze Festival-Line-Up bietet, das Publikum gehörig mitzureißen vermag. Zum Abschluss des Tages legen die OHRBOOTEN schließlich von 0:15 bis 2:00 Uhr ganze 105 Minuten Party-Mukke vor: Das Angebot zum Feiern wird dankend angenommen.
Freitag, 09.08.:
Den Auftakt zu einem Punk-reichen Tag bieten die deutschen Ska-Vorreiter SONDASCHULE: Das mit mehreren Blechblasinstrumenten ausgestattete Oktett versteht es perfekt, die Menge zum Tanzen zu bringen – schließlich müssen die Leute für PENNYWISE in Form gebracht werden, die um 18:15 Uhr die hr3-Bühne betreten. Wer es gerne hart und heftig mag, kann sich danach bei den amerikanischen Industrial Metallern von FEAR FACTORY um den Gitarristen Dino Cazares austoben, die direkt im Anschluss auf der Freibühne ihr Unwesen treiben. Mit BAD RELIGION folgt eins der Highlights des Tages auf dem Fuße: Die melodischen Hymnen der Amerikaner haben auch nach über 25 Jahren Bandgeschichte nichts von ihrer Eingängigkeit verloren und begeistern von vorne bis hinten.Wer zwischendurch etwas Abwechslung benötigt, bekommt diese bei DANKO JONES, der in der Zwischenzeit auf der deutlich kleineren Freibühne auftritt: Die Rock’n’Roll-Legende weiß auch auf dem Open Flair viele Menschen vor die Bühne zu locken und die Massen zu begeistern.
Nichts für schwache Nerven hingegen sind ESKIMO CALLBOY, die Totengräber des guten Geschmacks – eine geschlagene Stunde muss jeder, der nicht rechtzeitig flüchtet, die innovationsfreien Power-Chord-Salven und nervtötenden Synthesizer-Untaten über sich ergehen lassen. Nicht umsonst hieß ESKIMO CALLBOYs letzte Tour „Get Drunk Or Fuck Off“. Dann lieber „Fuck Off”.
Zum Glück sind danach NOFX an der Reihe, die trotz eines Fat Mike, der einen noch höheren Alkoholpegel als sonst aufzuweisen hat, ein wahres Feuerwerk abliefern und einen Evergreen nach dem anderen raushauen, was das Publikum mit zahlreichen Moshpits und Sprechchören quittiert. Lieder wie „Linoleum“, „Reeko“, „Kill All The White Man“ und „Leave It Alone“ werden ihre Klasse nie verlieren – auch nicht bei drei Promille und / oder 30 Jahren Bandgeschichte. Nachdem man sich zu NOFX eine Stunde lang austoben konnte, geht es mit CHUCK RAGAN etwas gemächlicher weiter. Der Frontmann von Hot Water Music kann mit seiner stimmungsvollen Gitarrenmusik jedoch vollends überzeugen. Als letzter großer Act des Abends steht CASPER auf dem Programm: Zwar bekommt man hier weniger rockige Musik zu sehen und zu hören, dennoch findet der Hip Hopper auf dem Open Flair einen großen Anklang, was sich in vielen Tausend jubelnden Zuschauern und einem enormen Geräuschpegel mehr als deutlich zeigt.
Samstag, 10.08.2013:
Am Samstagnachmittag stehen BOSSE auf dem Programm und liefern mit einer Dreiviertelstunde Deutschrock das perfekte Aufwärmprogramm für die norwegischen Metaller KVELERTAK, die zwar eine gänzlich andere musikalische Schiene fahren, aber dem Publikum in jeder Hinsicht alles abverlangen. Trotz ihres unkonventionellen Stils wird die Band vom Publikum frenetisch gefeiert, nicht jedoch so sehr wie FLOGGING MOLLY, die mit ihrer Party-tauglichen Folklore-Musik das Party-Level auf dem Open Flair in ungeahnte Höhen katapultieren und durch einen energiegeladenen Auftritt, gepaart mit gutem Sound, eins der Highlights des bisherigen Tages darstellen.
Weniger tanzbar, aber nicht weniger gut, geht es mit den irischen BIFFY CLYRO weiter, die zeigen, dass sie auch nach 20 Jahren Alternative-Rock-Karriere nichts von ihrer Spielfreude eingebüßt haben. Dasselbe gilt für die deutschen Punk-Rocker von TURBOSTAAT, die zwar ihrerseits noch nicht 20 Jahre im Geschäft sind, jedoch mit ihrem routinierten Auftritt durchaus diesen Eindruck erwecken und mit temporeichen, melodischen Krachern die Fans begeistern.
Das Highlight des Festivals sind für viele sicherlich die SPORTFREUNDE STILLER, die an diesem Samstag Abend den Headliner-Spot inne haben. Mit Circle Pits ist es hier sicher nicht weit her, dennoch findet die Band Anklang wie keine andere auf dem Festival und landet mit einer Setlist, die sämtliche Evergreens der Bandgeschichte beinhaltet, einen sicheren Start-Ziel-Sieg, der nach dem Ende der Show mit nicht endenden „Zugabe“-Rufen quittiert wird.
Sonntag, 11.08.2013:
Eine feste Größe in der deutschen Musiklandschaft sind seit 15 Jahren die DONOTS, die jedoch zwar eine große Fangemeinde ihr Eigen nennen können, bei denen man jedoch mitunter nicht genau zu wissen scheint, warum sie überhaupt einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben: Neben einigen tatsächlichen „Punkrock“-Songs findet sich auch viel langweilige und völlig austauschbare Indie-/Pop-/Rock-Massenware in der Setlist wieder – hinzu kommen die große Redefreudigkeit von Sänger Ingo, die schnell nervt, sowie ein schlechter Sound. Aber es ist ja auch erst 18 Uhr.
Immer noch eine feste Größe, in den Augen vieler aber nicht mehr die Band der Stunde sind die schwedischen IN FLAMES, die sich spätestens mit dem letzten Album „Sounds Of A Playground Fading“ vom Melodic Death Metal verabschiedet haben. Ihrer Bekanntheit hat das jedoch keinen Abbruch getan und so ist es kein Wunder, dass die Massen Lieder wie „Delight And Angers“ oder die Grusel-Ballade „The Chosen Pessimist“ ebenso abfeiern wie die älteren Hits „Trigger“ oder „My Sweet Shadow“. Für die Maßstäbe von IN FLAMES war es an diesem Abend jedoch ein guter Auftritt.
Den fulminanten Abschluss des Festivals stellen schließlich die deutschen Alkohol-Spezialisten DEICHKIND dar, die es mit intelligenten Texten wie „Bier, Bier, Bier“ oder „Hört ihr die Signale, die Saufsignale“ an die Spitze der deutschen Musiklandschaft geschafft haben. Wie man Tausende Musikfans zum Ausrasten bringt, weiß die Band auch sehr gut, und so schaffen sie es auch diesmal, sich mit einer Mischung aus Mindfuck, Anspielungen auf Alkohol und ein bisschen Musik in die Herzen der Fans zu spielen. Ganz einfach, in jeder Hinsicht.
So geht das Open Flair 2013 in gelungener Form zu Ende, auch wenn viele Fans die letzten Bands aufgrund des anstehenden Arbeitstages (Montag) nicht mehr miterleben konnten. Die Stimmung auf dem Camp-Ground, vor der Bühne, vor, nach und bei den Konzerten war jedoch ungebrochen gut.
Jap, sicher. Natürlich gibts auch die Fans welche nur Hört ihr die Signale etc feiern und ggf. andere Texte einfach nicht verstehen (wollen), aber dass Songs wie Bück dich hoch, Luftbahn (!), Partnerlook, Der Mond, Leider geil etc. vor allem in den Strophen durchaus intelligent bis sozialkritisch sind sollte einem spätestens beim Blick in die Lyrics auffallen. Deichkind sind sicherlich nicht „nur“ eine Partyband wie die Atzen etc., da stecken durchaus sinnvolle Texte hinter. Und selbiges spiegelt sich auch in ihrer Liveshow wieder, siehe „Egolution“ oder „Partnerlook“ – die Performance hat da schon einen tieferen Sinn. Deichkind auf Saufen und Party zu begrenzen ist schlichtweg falsch.
Bzgl Deichkind: Sicher? Also ich habe noch nie einen Fan von Deichkind gekannt, der diese Band wegen was anderem gehört hat als ihrer „tollen“ Party-, Sauf- und Alkoholtexte – und schon gar nicht wegen etwaiger „intelligenter“ Texte. Ich halte das für berechtigte Kritik an dieser Musik.
Also, der Bericht war mal nichts. Kann leider nicht mit dem Niveau der sonstigen hiesigen Liveberichte mithalten und mal ehrlich: Das hätte man genau so auch schreiben können ohne überhaupt vor Ort gewesen zu sein. Schade, Chance vertan. Und Deichkind auf „Hört ihr die Signale“ zu limitieren wird der Gruppe auch nicht gerecht – denn die Band hat auch durchaus intelligente Lyrics. Von wegen einfach in jeder Hinsicht und so – absoluter Quatsch.