Konzertbericht: Oomph! w/ Blowsight

2012-10-04 München, Backstage Halle

23 Jahre gemeinsam musizieren, 20 Jahre lang gemeinsam auf der Bühne stehen – Dero, Crap und Flux haben es bereits verdammt lange und erfolgreich miteinander ausgehalten. Die Jubiläumstour folgte auf dem Fuße. Leider wurde das Münchener Konzert nach schwachem Vorverkauf vom Backstage Werk in die wesentlich kleinere Halle verlegt, doch das hielt weder OOMPH! noch die Fans davon ab, sich bestens gelaunt und in Feierstimmung zu zeigen.

Schnuckelig gefüllt mit einem rund 300 Mann und Frau starken Publikum verdunkelt sich die Backstage Halle, als um 20 Uhr BLOWSIGHT die Bühne betreten. Die Schweden spielen eine gekonnte Mischung aus Pop, Punk und Metal, und auch wenn Sänger Nick übertrieben viel unlustigen Blödsinn zwischen den Stücken von sich gibt, so kann er gesangstechnisch doch einiges beweisen. Ihre Musik geht jedenfalls sehr gut ins Ohr und sogar ein „Pokerface“-Cover gliedert sich wunderbar ein. Und nach einer halben Stunde hat sich dann auch der letzte im Publikum erfolgreich warmgeklatscht.

Die Umbaupause ist kurz und Oomph! lassen sich nicht lange bitten. Passend zum selbstironischen, humorvollen neuesten Album „Des Wahnsinns fette Beute“ sind Band und Bühne maritim eingekleidet, ein Matrosenhütchen vervollständigt die Bühnenoutfits. Für den ersten Song „Unzerstörbar“ trägt Dero zusätzlich noch rotes Cape und rote Maske, Hose und Handschuhe, eben alles, was man für ein ordentliches Superheldenkostüm so braucht. Souverän spielt sich die Band auch noch durch „Labyrinth“, Dero gewohnt stimmgewaltig und albern zugleich, Flux mit einem undeutbaren Lächeln im Gesicht. „You can leave your hat on“ wird eingespielt, Dero entledigt sich der überflüssigen Superman-Utensilien. Es ist immer noch etwas seltsam, die Mannschaft an Matrosen auf der Bühne und die Musik, die sie verkörpern, in Verbindung zu bringen, aber gerade das macht den Reiz aus.
Was nun folgt, ist eine Setlist wie aus dem Bilderbuch. Von wegen fast nur Lieder vom neuen Album und mit etwas Glück zwei bis drei aus vom Vorgänger. Nein. Hier wird sogar ausgegraben, was fast schon Staub angesetzt hat. Man merkt zwar so recht deutlich, dass OOMPH! sich über die Jahre verändert haben, aber andererseits auch, wie gut doch alles zusammenpasst, wenn man es durchmischt. So folgt beispielsweise auf „Kleinstadtboy“, eines der unkonventionellsten Stücke des neuen Albums, auf ihren allerersten Song – „Mein Herz“. Besonders amüsant ist wieder einmal Flux, der für diesen Ausflug in die Anfänge der Bandgeschichte ein Keyboard vor die Nase gestellt bekommt und mit diesem ironischen Lächeln immer und immer wieder im Rhythmus die ewig gleiche Taste anschlägt.
Die aktuelle Ballade „Regen“ mit viel Akustik-Romantik bildet den Mittelteil des Konzerts, doch nach kurzem Feuerzeug-Geschwenke wird bei „Niemand“ und „Gekreuzigt“ auch schon wieder gesprungen und mitgegrölt. Und endlich kommen auch die Matrosen-Outfits zum Einsatz – mit viel deutlicher Körpersprache schaukeln sich Dero und Publikum durch das homoerotische Seemannslied. Nach weiteren Klassikern wie „Sex hat keine Macht“ und „Augen Auf!“ sowie einer kurz angespielten sehr eingängigen Coverversion von „I like to move it“ verlassen die Musiker gut gelaunt die Bühne.
Zur Zugabe lassen sie sich lange betteln, doch ein Blick auf Dero zeigt deutlich, warum: nur bekleidet mit einer Unterhose und einem viel zu engen Faschingsdirndl trippelt er zurück ans Mikro, um das intime „Aus meiner Haut“ auch optisch zu untermalen. Richtig bizarr und urkomisch wird es jedoch, als er in diesem Aufzug „Gott ist ein Popstar“ singt. Auch die anderen Musiker können sich dabei ein Lachen kaum verkneifen. Mit einer kurzen Vorstellungsrunde und einer tadellos gesungenen und gepfiffenen Version von „Always Look on the Bright Side of Life“ geht dieses fantastische Club-Konzert nun endgültig zu Ende. OOMPH! hatte sichtlich Spaß, und ihr Publikum auch. Und so gehen also nach zwei Stunden, aber viel zu früh, die Lichter wieder an.

Setliste:

01. Unzerstörbar
02. Labyrinth
03. Mein Schatz
04. Das Weisse Licht
05. Bis Der Spiegel Zerbricht
06. Träumst Du
07. Wunschkind
08. Kleinstadtboy
09. Mein Herz
10. Der Neue Gott
11. Regen (Acoustic)
12. Niemand
13. Gekreuzigt
14. Seemannsrose
15. Mitten Ins Herz
16. Auf Kurs
17. Sex Hat Keine Macht
18. Zwei Schritte Vor
19. Sandmann
20. Augen Auf!

21. Aus Meiner Haut
22. Gott ist ein Popstar
23. Always Look On The Bright Side Of Life (Monty Python cover)

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