Konzertbericht: Oathbreaker w/ Birds In Row, No Omega, Kyrest

02.09.2013 Feierwerk, Sunny Red

Das Label Deathwish, gegründet von Converge-Frontman Jacob Bannon, steht für hohe Qualität im Bereich härterer Musik. Sei es Hardcore, Black- oder Thrash-Metal, Punkrock oder Screamo: Nahezu alle Veröffentlichungen auf diesem Label besitzen einen ganz eigenen Charme und zeigen trotz der hohen Vielfalt an Genres eine Einigkeit im Geiste auf, wenn es darum geht, mit welcher Einstellung die Bands an das Musikmachen gehen. Dass im August und September diesen Jahres zwei der spannendsten Bands aus dem Bereich des Hardcore gemeinsam auf Tour gehen, welche dabei die gesamte Spannweite dieser Musikrichtung abdecken, ist u mso schöner. Mit ihrem neuen Album „Eros/Anteros“ im Gepäck machen OATHBREAKER aus Belgien gemeinsam mit BIRDS IN ROW aus Frankreich auf ihrem Weg durch Europa auch in München Halt, wo sie von NO OMEGA und KYREST unterstützt werden.
[Bernhard Landkammer]
kyrest
Den Anfang machen heute KYREST aus dem schönen Erlangen. Irgendwo zwischen Crust und Hardcore angesiedelt, liefert die relativ junge Truppe bei anständigem, wenn auch nicht eben mitreißendem Sound das, was man wohl einen gelungenen Support-Gig nennen kann: Zwar ist zu jeder Minute ist klar, dass das hier Gebotene am heutigen Abend noch mehrfach übertroffen wird, als Einstieg in den Konzertabend geht die Show aber dennoch voll in Ordnung. Vor allem die groovigen Ideen des Schlagzeugers werten den ansonsten nicht übermäßig individuellen Sound von KYREST deutlich auf. Nach einer halben Stunde ist dann auch wieder Schluss und die Jungs räumen die imaginäre Bühne (auf die heute wohl aus Gründen der Einfachkeit verzichtet wurde) für No Omega aus Schweden.
[Moritz Grütz]

NoOmega

Nach dieser stimmigen Eröffnung ist es nun an NO OMEGA, das stetig anwachsende Publikum bei Laune zu halten. Die Ausgangslage dafür ist scheinbar schwierig, da sich die Umbaupause aufgrund technischer Probleme ein wenig in die Länge zieht und die Band scheinbar Kommunikationsprobleme mit den Soundmännern hat. Dennoch legen die vier Jungs ein ordentliches Brett hin und schmettern ihre wütenden Hardcore-Hymnen zwischen Crust und Melancholie in die Menge. Immer wieder reichern NO OMEGA ihre Musik dabei mit dynamischen Rhythmusspielereien an, sodass keine Langeweile aufkommt. Die Ansagen werden komplett vom Bassisten der Band übernommen, der die auch während des Konzerts auftretenden technischen Probleme immer wieder lakonisch kommentiert, während der Gitarrist der Band immer wütender und pampiger wird. Insgesamt weiß die Band mit viel Spielfreude und Leidenschaft zu überzeugen, auch wenn die Abmischung etwas zu basslastig gerät und die emotionalen Gitarrenmelodien ein wenig untergehen. Auf jeden Fall schön, dass bereits jetzt gezeigt wird, dass Hardcore nicht immer gleich klingen muss.

BirdsInRow

Dass die Umbaupause nach No Omega etwas länger dauert, liegt an dem doch durchaus ausgiebigen Soundcheck, den BIRDS IN ROW in Anspruch nehmen. Dass sich die Wartezeit von knapp 30 Minuten voll und ganz lohnt, beweist der Klang beim Konzert der drei Franzosen, welche sich lediglich B., D. und T. nennen, um als geschlossene Einheit aufzutreten und auf Individualität zu verzichten. Das Licht im Sunny Red wird komplett gelöscht und lediglich zwei kleine Baulampen strahlen die Musiker von unten an. Nachdem sich der Sänger und Gitarrist der Band beim Publikum für die Anwesenheit bedankt und sich freut, nach der Autopanne im letzten Jahr – welche den Support-Gig für Converge verhinderte – nun im Feierwerk spielen zu können, brettert die chaotische Mischung aus Screamo, Hardcore und Punkrock mit einer Vehemenz und in einer Lautstärke aus den Boxen, dass dem Publikum erst einmal der Scheitel neu gekämmt wird.
Um seine leidenschaftlichen Texte ins Mikrophon zu kreischen, dass er so tief aufgebaut hat, wie nur möglich, muss der Gitarrist von BIRDS IN ROW immer wieder fast in die Knie gehen, während ihr Bassist hinter seiner Haarpracht verschwindet und zwischen den Songs immer wieder manisch im Kreis läuft. Das Set besteht aus einer guten Mischung aus Songs der ersten EP und dem Debütalbum der Band, wobei besonders „A Kid Called Dreamer“ und das heftige „You, Me And The Violence“ herausstechen. Dass der Drummer der Band nach dem Konzert erst einmal fünf Minuten lang heftig schnaufend hinter seinem Set sitzt, spricht dafür, wie viel Leidenschaft und Energie die Band mit ihrer Musik und in ihrem Liveauftritt versprüht. Ein eindeutiges Konzerthighlight des Jahres, auch gerade weil das kleine dreckige Ambiente des Sunny Red viel besser zu dieser schmutzigen Musik passt, als das Backstage, in welchem BIRDS IN ROW beim Free & Easy aufgetreten sind.
[Bernhard Landkammer]

Oathbreaker

Nach dieser Machtdemonstration im Bereich „konstruktives Chaos“ geht es musikalisch gänzlich anders weiter – stehen OATHBREAKER doch eher für dreckigen, räudigen Sludge’n’Roll, wenn man es so nennen mag. Vergleichbar mit Bands wie Black Tusk oder Okkultokrati ohne den Stoner-Anteil, ist die Show der Belgier zwar ähnlich abgefuckt wie die von Birds In Row, jedoch auf eine ganz andere Art und Weise: Sängerin Caro Tanghe schreit sich wild headbangend durch einen Haarvorhang die Seele aus dem Leib, während die Saiteninstrumentalisten ihr ein echtes Brett aus düsterem Riffing als Fundament liefern. Gerade in den groovenden, rockiger veranlagten Songs sorgt das auch beim Publikum für gefälliges Mitnicken – warum der Funke nicht ganz überspringt und der sich bei diesem Sound eigentlich aufdrängende Moshpit nicht zu Stande kommt, ist eigentlich unerklärlich. Weniger überzeugend sind OATHBREAKER, wenn die Hardcore-Einflüsse die Oberhand gewinnen: Hier fehlen schlichg die Anhaltspunkte und markanten Elemente, so dass die Songs vergleichsweise charakterlos und stumpf vor sich hin knüppeln. Den Höhepunkt und Abschluss der Show bildet, nach ebenfalls nur knapp 40 Minuten, das für OATHBREAKER-Verhältnisse überraschend vielseitige „Glimpse Of The Unseen“ – ein perfekter Rausschmeißer, um nochmals alle Stärken der Band ins Gedächtnis zu rufen.

Oathbreaker

Vier Bands, vier mal eine halbe Stunde Musik – im Metal- oder Rock-Sektor könnte man sich damit wohl keine Freunde machen. Anders hier, ist das Publikum doch nach den Auftritten vollends zufriedengestellt – lediglich nach Oathbreaker sind vereinzelte Zugaberufe zu hören, die allerdings auch schnell wieder abebben. Und mit Recht – ist nach den gut 30 Minuten doch eigentlich wirklich alles gesagt. Natürlich könnte man immer noch einen Song dranhängen, gibt es immer noch eine Nummer, die gespielt werden kann. Aber nicht muss, und das ist der entscheidende Punkt: Eine Show wird nämlich nicht zwangsläufig besser, nur, weil man sie länger macht. Auch, wenn so manche Metal-Band das vielleicht denken mag.
[Moritz Grütz]

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