Festivalbericht: Nova Rock 2018 – Teil 1

14.06.2018 - 17.06.2018 Nickelsdorf

Das Nova Rock Festival hat schon seit Jahren einen festen Platz im österreichischen Jahreszyklus inne. Zahlreiche Unternehmen promoten und unterstützen die mehrtägige Open-Air-Veranstaltung, für die Anfahrt aus Teilen Deutschlands, Wien und dem Burgenland werden eigens Shuttle-Busse zur Verfügung gestellt und irgendwo gibt es im Bekanntenkreis immer einen, der fragt: „Gehst du dieses Jahr aufs Nova?“ Einmal jährlich verwandelt sich das unscheinbare Örtchen Nickelsdorf in das Zentrum einer ganzen Jugendkultur – doch bei der 14. Auflage eines solchen Spektakels kann nur allzu leicht inspirationslose Routine die Oberhand gewinnen. Lohnt es sich dennoch auch dieses Mal, den inzwischen ziemlich happigen Preis von etwa 180€ zu zahlen?

In puncto Organisation meinen es die Umstände mit dem inzwischen viertägigen Festival dieses Jahr leider nicht gut: Nachdem DIE TOTEN HOSEN wegen Campinos Hörsturz derart kurzfristig absagen mussten, dass es bereits zu spät war, um für einen Ersatz-Headliner zu sorgen, spielte auch das Wetter nicht mehr mit, sodass die Frühankömmlinge unter den Besuchern mit einigen verkehrstechnischen Verzögerungen und einem tiefen Meer aus Schlamm konfrontiert wurden. Die Veranstalter taten jedoch ihr Möglichstes, um der Lage Herr zu werden: Wer sich gerade wegen der TOTEN HOSEN ein Tagesticket gekauft hatte, bekam dieses in voller Höhe rückerstattet, über die Verkehrssituation konnte man sich auf den Social-Media-Kanälen des Festivals auf dem Laufenden halten und gegen Regen und Schlamm wurden auf dem Gelände Gummistiefel und Regenmäntel verkauft. Nun war es also die Sache der Bands, die Besucher für ihre beschwerliche Anreise mit einer guten Show zu belohnen.

Donnerstag, 14.06.2018

Denjenigen, die es trotz des Gedränges der am Kerngelände eintreffenden Menschenmenge rechtzeitig um 14:00 Uhr zur Blue-Stage schaffen, bereiten ALL THEM WITCHES einen gebührenden Empfang. Der lässige Blues Rock der amerikanischen Jungtruppe bietet nach der zermürbenden Anreise einen erholsamen Auftakt, es wird lässig, aber auch mit einer guten Portion Wucht gegroovt. Zwar wird das mit einer knappen halben Stunde ohnehin schon kurz bemessene Set des Quartetts durch einen kurzen Technikausfall noch ein wenig weiter beschnitten (was einen etwas amüsanten, an das Festival gerichteten Unmutsruf aus dem Publikum nach sich zieht), doch letztlich sind die Zuschauer mit dem zum Teil sogar durchaus stimmungsvollen Auftritt der Band zufrieden und verlangen sogar jetzt schon nach einer Zugabe.

Auf der Red-Stage, die in diesem Jahr so positioniert ist, dass sie bei flüssigem Fußverkehr in wenigen Minuten erreicht werden kann, präsentieren die weitaus bekannteren SHINEDOWN Rockmusik der härteren Gangart – zumindest anfangs noch. Nach einem robotischen „Attention Attention“ legen die Amerikaner mit dem kraftstrotzenden „Sound Of Madness“ so richtig los. Mit energetischen Songs wie dem Opener und „Enemies“ treten die Hard-Rocker bei dem inzwischen merklich größeren Publikum offene Türen ein und Leadsänger Brent Smith versteht sich trotz seiner eher harmlosen Erscheinung vortrefflich darauf, die Stimmung zum Kochen zu bringen. Zwischendurch nehmen jedoch halbgare Nummern wie das unpassend poppige „Kill Your Conscience“ der Show ein wenig von ihrem Schwung. Schade, denn mit dem gefühlsgeladenen „Second Chance“, das vom Publikum beherzt mitgesungen wird, beweisen SHINEDOWN, dass sich eigentlich auch unter ihren ruhigeren Liedern weitaus gelungenere Exemplare finden würden.

Zur Ruhe kommt man auf der Red-Stage danach erst mal nicht mehr, denn dort treten als Nächste MESHUGGAH, die Urväter des Djent, auf den Plan. Vor einem imposanten, auf dem Artwork ihres letzten Albums „The Violent Sleep Of Reason“ basierenden Bühnenbild und untermalt von einer äußerst gut durchdachten Lichtshow spielen die Schweden ihre brutal stumpfen Tracks wie den Bandklassiker „Breed“, zu denen es sich trotz der vertrackten Rhythmik wunderbar headbangen lässt. Die Zuschauer lassen sich nicht lange bitten und haben sich alsbald zu zwei Moshpits zusammengefunden, die sich kurz darauf zu einem noch größeren miteinander verbinden. Dennoch vergisst hier niemand seine Konzertmanieren: Jedem, der hinfällt, wird sofort aufgeholfen, und alle Crowdsurfer kommen wohlbehalten bei den Securities an. Den Beifall, mit dem sich die Menge bedankt, haben sich die eher wortkargen MESHUGGAH jedenfalls durchaus verdient.

Eine weitere stilistische Kehrtwende, wie man sie im Zuge des NOVA ROCK noch oft erleben sollte, bietet sich jenen, die sich im Anschluss für die Show von HOLLYWOOD UNDEAD vor der blauen Bühne einfinden. Die anfangs noch maskierten Kalifornier spielen Rap Rock mit einer Extraportion Gangsta-Arroganz – leider weitgehend unbegründet, denn obgleich sich im Set der Amerikaner mit „Been To Hell“ und der Bandhymne „Undead“ ein paar mitreißende Nummern finden, überwiegt hier musikalische Banalität und Stumpfsinn. Dass die Band mit ihren vier mittelmäßigen Sängern für „Comin’ In Hot“ einen enthusiastischen Fan auf die Bühne holt und die Gitarre spielen lässt, ist gewiss eine coole Aktion, bei der spielerischen Einfachheit der Nummer aber auch kein großes Risiko. Das Medley aus Metallicas „Enter Sandman“, Rammsteins „Du hast“ und anderen beliebten Songs ist ebenfalls durchaus unterhaltsam, lenkt aber gleichzeitig die Aufmerksamkeit darauf, dass ebenjene letztlich doch ansprechender sind als ihre eigenen Tracks.

Eine wesentlich stärkere (wenn auch schlussendlich ebenfalls nicht perfekte) Show liefern STONE SOUR ab. Die Hard-Rocker um Corey Taylor legen sich richtig ins Zeug und bringen das inzwischen dicht gedrängte Publikum mit Knallern wie „Absolute Zero“ und „Get Inside“ auf Hochtouren. Taylor ist in sichtlich und hörbar guter Verfassung, springt über die Stage und singt und brüllt mit Inbrunst, während sich Gitarrist Josh Rand konzentriert seinem Instrument widmet. Ähnlich wie bei Shinedown weist die Songauswahl jedoch ein paar Schwächen auf. Der Jubel zu „Rose Red Violent Blue“ vom eher durchwachsenen letzten Album „Hydrograd“ hält sich zu Recht in Grenzen, wohingegen das beliebte „Through Glass“ den Beweis erbringt, dass es den schwächeren Songs nicht wegen ihres zu geringen Härtegrads an Überzeugungskraft mangelt. Die gegen Ende des Auftritts emporsteigenden Aufblaspuppen wirken darüber hinaus absurd und deplatziert – hier hätte man sich etwas Stimmigeres einfallen lassen können.

Bezüglich der Setlist gibt es bei MEGADETH demgegenüber kaum etwas zu beklagen. Nicht nur mit Klassikern wie dem verspielten „Sweating Bullets“, dem stampfenden „Symphony Of Destruction“ und „Tornado Of Souls“, auch mit ihren neueren Kompositionen erfüllen die Thrash-Metal-Urgesteine dem geneigten Highspeed-Riff-Fetischisten sämtliche Herzenswünsche. Weniger optimal ist hingegen der Sound, in dem Dave Mustaines Gesang beinahe völlig verschluckt wird – was bei dessen überhöhter Stimmakrobatik jedoch keinen großen Verlust darstellt. Dass die Band in ihrem Spiel eher routiniert als passioniert wirkt, führt in Verbindung mit den zum Teil völlig unzusammenhängend erscheinenden Videos, die auf den Bildschirmen neben der Bühne gezeigt werden, trotz der tighten Performance letzten Endes dazu, dass der Auftritt auf Dauer allenfalls als solide in Erinnerung bleiben wird.

Metalcore-Fans, die sich nicht an die unbekannteren Bands auf der Red-Bull-Stage heranwagen wollten, dürfen sich am späteren Abend über PARKWAY DRIVE freuen. Für die Kritiker der neueren Alben ein zweifelhaftes Vergnügen, liegt der Fokus der australischen Truppe diesmal doch eindeutig auf den Songs von „Ire“ und „Reverence“. Davon abgesehen, dass Sänger Winston McCall besser daran getan hätte, sich schlicht an seine kräftigen Growls zu halten, anstatt manchmal seine wenig beeindruckende, klare Stimme durchkommen zu lassen, lassen sich PARKWAY DRIVE jedoch nichts zu schulden kommen. Der brennende Eifer, mit dem die Jungs ihre hammerharten Breakdowns auf die Meute loslassen, spiegelt sich auch in der Technik wider: Mal werden die Songs gezielt mit Flammenwerfern verstärkt, später steht die Bühne sogar auf voller Länge in Flammen und den Abschluss macht ein prächtiges Feuerwerk.

Das Schlusslicht am Ende des ersten Tags am NOVA ROCK Festival bildet Industrial-Rocker und Popkulturikone MARILYN MANSON. Von dem eher gemächlichen Kurs auf „The Pale Emperor“ und „Heaven Upside Down“ lässt sich der inzwischen etwas in die Jahre gekommene Shock-Rocker anfangs noch nichts anmerken, sondern haut mit dem „Irresponsible Hate Anthem“ erst mal ordentlich auf den Putz. Die gut durchmischte Songauswahl, in der mit Klassikern wie „Disposable Teens“, „The Dope Show“ und „This Is The New Shit“ ein Fan-Favorit den nächsten jagt, lässt keine Wünsche offen, was man von der Bühnenshow selbst leider nicht sagen kann. Gesanglich ist MANSON nicht ganz auf der Höhe, sein Auftreten wirkt recht ermüdet und dass er zwischendurch ein paar Kostümierte aus der ersten Reihe auf die Bühne holt, um sie kurz zu umarmen, ist zwar eine nette Geste, wirkt in gewisser Weise aber auch beliebig. Nach der letzten Zugabe „Coma White“ verlässt der einstige Elternschreck wortlos die Bühne und hinterlässt damit das dumpfe Gefühl, MARILYN MANSON heute nur in der Light-Version erlebt zu haben.

Freitag, 15.06.2018

Hatten die Besucher am ersten Tag des NOVA ROCK noch immer wieder mit Regenschauern zu kämpfen, die das Fortkommen über den schlammigen Boden erschwerten, so hält am darauffolgenden Vormittag die Sonne Einzug über dem Gelände. Der zähflüssige Morast hat sich in kürzester Zeit in eine staubtrockene Ödnis gewandelt, sodass es keinen Grund gibt, den ersten Act des Tages zu verpassen. Nach dem Intro in Form von Judas Priests „Nightcrawler“, dem die Power-Metal-Newcomer BEAST IN BLACK offenbar ihren Namen verdanken, spielen die Finnen ein zwar kurzes, aber schmissiges Set, das in der noch eher spärlich besetzten Zuschauerschaft für helle Begeisterung sorgt. Eine hohe Kitsch-Toleranz ist hier Pflicht, insbesondere wegen der absurd hohen Stimme von Sänger Yannis Papadopoulos und der vom Band kommenden, dominanten Keyboards. Wer ebendiese mitbringt, darf sich über einen starken Einstieg in den zweiten Festivaltag freuen.

Überhaupt nicht kitschig, aber mindestens ebenso gelungen ist der daran anschließende Auftritt von NOTHING BUT THIEVES. Die britischen Alternative-Rocker glänzen nicht nur aufgrund der dynamischen, zum Teil wunderbar groovigen Tracks, die sie für eine gute halbe Stunde zum Besten geben, sondern vor allem durch ihr auf sympathische Weise unaufgeregtes Auftreten. Frontmann Conor Mason überrascht trotz seines jugendlichen Äußeren mit stimmgewaltigem Gesang, präsentiert sich jedoch mit einer einnehmenden Bescheidenheit, sodass ihm das Publikum förmlich aus der Hand frisst. Völlig ungezwungen spricht Mason zwischen den Stücken mit den Zusehern und nimmt es mit Humor, als ihm einmal beinahe der Mikroständer von der Bühne fällt. Dass der gelassene Sänger und Gitarrist mit derart großem Zuspruch nicht gerechnet hat, nimmt man ihm bei seinen aufrichtig dankbaren Abschiedsworten gerne ab.

Im harschen Kontrast zu dieser lässigen Show steht der vergleichsweise streng durchexerzierte Auftritt von EISBRECHER. Grobschlächtige Gitarren und Drums stehen hier auf dem Programm, welche die in schwarze Uniformen gekleideten, deutschen Musiker wie eine gut geölte Maschine herunterzocken, während sich Sänger Alex Wesselsky Mühe gibt, die Menge vor der Bühne für sich zu gewinnen. Hier einmal kurz gejodelt, da mal ein Cover von Falco und Peter Cornelius – was tut man nicht alles für seine österreichische Fangemeinde? Ebenso anbiedernd sind leider auch Musik und Texte der Neuen-Deutschen-Härte-Band: Stumpfe, inhaltsleere Nummern wie „Was ist hier los“ oder das mit wahllosen Assoziationen gespickte „This Is Deutsch“ entbehren jeglicher nennenswerten Aussage, sodass EISBRECHER letztlich nicht mehr als banalen Schlager-Rock von sich geben. Den Festivalgästen gefällt es trotzdem.

Im direkten Vergleich zu Eisbrecher locken die Alternative-Metaller LIFE OF AGONY mit ihrer Show nur ein eher überschaubares Publikum zur Blue-Stage, obwohl die Band um Frontfrau Mina Caputo in den 90er Jahren mit Alben wie „River Runs Red“ durchaus einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Davon lassen sich die New Yorker jedoch nicht unterkriegen und geben sich auf der Bühne motiviert und mit viel Körpereinsatz. Caputo zuckt und tänzelt über die Bühne, ihr Gesang ist zwischen den allzu druckvoll gemixten Instrumenten jedoch leider kaum herauszuhören. Doch so sehr sich LIFE OF AGONY auch anstrengen, der Funke will nicht so recht überspringen. Kräftig, aber ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen, arbeiten die Amerikaner ihr passables, letztlich allerdings unspektakuläres Set ab und bedanken sich zum Abschluss freundlich für die Aufmerksamkeit und die „Akzeptanz“.

Mit ARCH ENEMY findet sich im Line-Up des NOVA ROCK Festivals gleich im Anschluss eine weitere Band, die mit einer charismatischen Leadsängerin auftrumpft. Der bombastischen (und eine Spur zu pathetischen) Musik der schwedischen Melodic-Death-Metaller entsprechend setzt sich Blauschopf Alissa White-Gluz in Szene und beeindruckt einmal mehr mit ihren mächtigen Growls und ihrer kämpferischen Attitüde. Mit der unbändigen Wildheit einer Amazone schwingt die gebürtige Kanadierin den Mikrofonständer wie eine Streitaxt und zieht damit selbst vor der schön gestalteten Hintergrundkulisse sämtliche Blicke auf sich. Es dominieren die Songs der letzten beiden Alben, aber auch ein paar Fan-Lieblinge wie „We Will Rise“ und „Nemesis“ haben es in die Setlist geschafft – sehr zur Freude der marodierenden Meute, in der gleich mehrere Moshpits auf einmal veranstaltet werden. Wie üblich verabschieden sich ARCH ENEMY mit einem Gruppenfoto.

Den vermutlich unkonventionellsten Auftritt der gesamten Festivität darf JOHNATHAN DAVIS für sich verbuchen. Mit „Black Labyrinth“ hat der unverwechselbare Korn-Fronter erstmals eine Soloplatte veröffentlicht, die zum Teil überraschte, aber auch ein wenig enttäuschte. Ähnlich verhält es sich mit der Live-Umsetzung: Dass neben der herkömmlichen Rock-Instrumentalbesetzung auch ein Cello, eine E-Geige und Tribal-Drums vertreten sind, resultiert in ein paar äußerst ungewöhnlichen, sogar ziemlich atmosphärischen Nummern, die eine eigentümliche Stimmung verbreiten. Zwischen diesen ambitionierten Stücken streut JONATHAN DAVIS jedoch immer wieder allzu generische Rock-Songs ein, die in der Gegenüberstellung bestenfalls mittelmäßig erscheinen. Dem amerikanischen Nu-Metal-Wegbereiter gelingt es damit leider nicht, sein volles Potential auszuschöpfen, wenngleich seine ausgelassene Gesangsperformance keineswegs hinter jenen bei Korn zurückbleibt.

Ausgehend von der Zuschauerzahl zählen RISE AGAINST eindeutig zu den beliebtesten Bands, die heute auf der Tagesordnung stehen. Schon lange bevor die amerikanische Melodic-Hardcore-Truppe die ersten Töne erklingen lässt, eilen die Leute bereits in nicht enden wollenden Strömen zum Kernbereich. Warum das so ist, bleibt nicht lange ein Rätsel: Obwohl das Schlagzeug gegenüber den Gitarren und dem Gesang ein bisschen zu aufdringlich in den Ohren klingt, kommt man nicht umhin, zu bemerken, dass die Mainstream-Punker hier einen Hit nach dem anderen abliefern – so zum Beispiel „Ready To Fall“ mit seinen intensiven Shouts, das optimistisch-drängende „Survive“ oder die Anti-Homophobie-Hymne „Make It Stop“. Dabei weisen ausgerechnet die Beinahe-Headliner darauf hin, dass es bei solchen Veranstaltungen letztlich nicht um das kostspielige Drumherum, sondern einzig um die Verbundenheit in Liebe zur Musik geht. Nach einer Stunde verlassen RISE AGAINST die Bühne wieder, zurück bleibt ein warmes Gefühl der Vertrautheit, wie nach einem Treffen mit einem alten Freund.

Die Rolle des Main-Act nehmen am heutigen Tag AVENGED SEVENFOLD ein. Nach ihren Anfängen im Metalcore haben sich die Amerikaner zu einer der bekanntesten modernen Heavy-Metal-Bands gemausert, was sich nicht zuletzt in ihrer aufwändigen Bühnenvorstellung zeigt. Die vollauf begeisterten Zuschauer bekommen alles geboten, was man sich von einer Band dieser Größenordnung erwarten darf: fulminante Pyrotechnik, spacige Videosequenzen, stimmige Lichtspiele, zwischendurch das eine oder andere lässig verspielte Blues-Solo von Meistergitarrist Synyster Gates und sogar eine riesige Knochenkönigfigur als Protagonist des oldschooligen „Hail To The King“. Zwischen All-Time-Favorites wie „Nightmare“ und „Bat Country“ halten AVENGED SEVENFOLD sogar die eine oder andere Überraschung parat – beispielsweise „M.I.A.“ und „Eternal Rest“. Ihrem 2009 verstorbenen Drummer The Rev setzen die Mannen um Sänger M. Shadows diesmal mit einem berührenden Videozusammenschnitt ein Denkmal, ehe sie die grandiose Show mit „Unholy Confessions“ und einem Feuerwerk zu einem positiv gestimmten Ende führen.

In gewisser Weise waren die ersten beiden Tage auf dem NOVA ROCK Festival von Gegensätzen geprägt: Auf den verregneten, matschgetränkten Auftakt folgte eine unbarmherzige Hitzewelle, herausragende Shows wie jene von PARWAY DRIVE, NOTHING BUT THIEVES und AVENGED SEVENFOLD hielten sich mit eher schalen Auftritten wie jenen von MARILYN MANSON, EISBRECHER und LIFE OF AGONY die Waage. Hinsichtlich der Organisation konnte man trotz gewisser Startschwierigkeiten zufrieden sein – die sinnvolle räumliche Planung des Areals hielt die Wartezeiten trotz des Besucheransturms in erträglichen Grenzen, für ausreichend Sanitäranlagen und Möglichkeiten zur Verpflegung war gesorgt und soundtechnisch kamen die meisten Shows ohne gröbere Schnitzer aus.

Trotz dieses vorerst positiven Fazits drängte sich jedoch bereits am ersten Tag die Frage auf, wie es mit der Veranstaltung in Zukunft weitergehen wird. Mit dem viertägigen Programm sind Zuschauer und Veranstalter offensichtlich an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt, der Ticketpreis ist in der Relation vertretbar, aber nicht zu unterschätzen. Hinzu kommen die teils etwas überteuerten Preise für Essen und Trinken (Hot Dogs ab 6,50 Euro, Burger ab 8 Euro, Bier ab 5 Euro), die Aktivierungsgebühr von 1,60 Euro für die obligatorische Cashless-Card, die die Besucher zum Teil vor völlig neue Probleme bei der Bezahlung stellte, und der „Müllbeitrag“ von 10 Euro, der im Nachhinein nur im Gegenzug für einen halb gefüllten Müllbeutel zur Hälfte refundiert wurde – eine Maßnahme, die, wie sich früh herausstellen sollte, von äußerst zweifelhaftem Erfolg gekrönt war. Und im Gegenzug für geringere Ticketpreise hätten die meisten wohl mit Freuden auf das Riesenrad, das Bungeejumping und andere Albernheiten auf dem Gelände verzichtet.

>> Lies hier TEIL 2…

… unter anderem BARONESS, BODY COUNT, BULLET FOR MY VALENTINE LIMP BIZKIT und VOLBEAT (Samstag), PASSENGER, BILLY TALENT, KILLSWITCH ENGAGE und IRON MAIDEN (Sonntag) und unserem Fazit!

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Manuel Miksche (apesmetal.com)

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5 Kommentare zu “Nova Rock 2018 – Teil 1

  1. Meshuggah machen stumpfe Musik? Das ist eher mutig ausgedrückt.

    Diese aufblasbaren Figuren bei Stone Sour sind einem aktuellen Musikvideo der Band entlehnt, das macht also im Kontext der aktuellen Veröffentlichung durchaus Sinn.

    1. Ich bitte um Verzeihung für die missverständliche Ausdrucksweise: Mit „stumpf“ meinte ich natürlich nicht „stumpfsinnig“, sondern „roh“, „grobschlächtig“ etc. Meshuggah spielen halt keine filigranen Melodiebögen, sondern eben sehr brutale Musik – das meinte ich damit. Ich persönlich kann damit ja gar nicht so viel anfangen, aber beeindruckend ist es auf jeden Fall und ich denke, dass es eh herauszulesen ist, dass ich ihren Auftritt gut fand.

      Dass ich das Musikvideo von Stone Sour nicht kannte, ist zugegebenenermaßen eine Nachlässigkeit meinerseits. Ich sehe mir generell nur selten Musikvideos an, daher kann es leicht passieren, dass mir so etwas entgeht. Ich habe es jetzt nachgeholt und im Video scheint es tatsächlich eine Bedeutung zu haben – bei dem Auftritt war es für mich als Unwissenden eben etwas befremdlich. Aber das war auch eher als Randbemerkung zu verstehen, die eigentliche Kritik bezog sich auf manche Teile der Setlist. Und insgesamt fand ich auch diesen Auftritt durchaus gelungen, da gab es auf dem Festival wesentlich Schlechteres.

      1. Alles gut, danke für die Antwort. Und ja, aus der Sicht kann ich stumpf besser nachvollziehen. :) Insgesamt auf jeden Fall ein netter Bericht, bin gespannt auf den Rest.

        1. Freut mich sehr, dass mein Bericht ansonsten bei dir Anklang findet. Der zweite Teil ist auch schon vollendet und sollte in absehbarer Zeit online gehen – hoffentlich liest er sich ebenfalls gut. :)

    2. Ich würde ja eher sagen: anders herum. Wenn ich mich nicht irre, haben sie die Aufblasdinger schon vor dem Video dabeigehabt ;)

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