Konzertbericht: Negură Bunget w/ Waldgeflüster & Supports

15.10.2016 München, Backstage (Club)

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Wenn gleich mehrere Jubiläen aufeinanderfallen, kann man dies schon mal mit einem angemessenen Event feiern. So treffen heute die rumänische Band NEGURĂ BUNGET, die ihr 20-jähriges Bandbestehen sowie den zehnten Geburtstag ihres Magnum Opus „Om“ feiern, auf die Münchner Band WALDGEFLÜSTER, bei denen das zehnjährige Bandbestehen sowie der Release ihrer neuen CD ansteht. Mit einer Co-Headliner-Show und gleich drei Vorbands soll heute die Metal-Gemeinde Münchens gegen die Konkurrenz von Equilibrium in der Halle und Tarja im Werk in den Club gezogen werden.

ossific-01Eröffnet wird der Abend um 17:30 von der noch recht jungen Band OSSIFIC aus Kanada. Als Band aus dem Ausland vor drei lokale Bands gepackt zu werden, erweist sich für die vier Musiker neben der frühen Uhrzeit als großer Nachteil. Wenige Leute haben sich zu so früher Stunde vor der Bühne versammelt, um dem noch etwas unausgereiften, aber prinzipiell nicht uninteressanten Post-Black-Metal zu lauschen. Dass die Truppe sich optisch mit Mönchskutte (Bassist), aufgemalter Banditenmaske (Schlagzeuger), weiß geschminktem Gesicht (Keyboarderin) und Tanktop (Sänger/Gitarrist) präsentiert, unterstreicht zudem den noch etwas planlosen Charakter der Band. Dennoch kein schlechter Start für den Abend.

arsirae-01Weiter geht es mit ARS IRAE aus Rosenheim. Diese haben allerdings heute das Pech, dass der Mischer ihnen nicht gerade wohlgesonnen ist. Ihr aggressiver, schneller Blackened Death Metal poltert quasi gitarrenlos vor sich hin und langweilt deshalb schon nach wenigen Minuten. Zwar hat die Band sichtlich einige Fans, die heute für sie erschienen sind, doch ansonsten zeigt sich das restliche Publikum eher unbeeindruckt. Schade, mit gutem Sound hätte die Truppe stilistisch durchaus eine Bereicherung für den Abend darstellen können. So ist der Auftritt allerdings eher anstrengend als mitreißend.

wolvesden-01Die Prominenz in WOLVES DEN zieht dann erstmals an diesem Abend wirklich viele Leute vor die Bühne. Die Black-Metal-Truppe besteht mit Sänger und Bassist Helge Stang und Schlagzeuger Manuel Di Camillo aus gleich zwei ehemaligen Mitgliedern der parallel in der Halle spielenden Equilibrium. Dank des im Vergleich zu den beiden Vorbands deutlich brauchbareren Sounds und der an diesem Abend eindeutig größten Professionalität an den Instrumenten, weiß die Band heute trotz des nicht sonderlich originellen Songwritings zu überzeugen. Nicht zuletzt wegen des Gastauftritts von Waldgeflüster-Fronter Winterherz macht der Auftritt richtig Laune. Mit einer Coverversion von Dissection’s „Soulreaper“ können sie dann auch noch den letzten Black-Metal-Fan auf ihre Seite ziehen und beweisen sich als bisheriges Highlight des Abends. [SB]

waldgefluester-01Bereits mit ihrem ersten Album „Herbstklagen“ präsentierten sich WALDGEFLÜSTER 2009 als ambitionierte Nachwuchsband. Mit „Ruinen“ erscheint dieser Tage das nunmehr vierte Studioalbum der Münchner. Zur Feier der Veröffentlichung spielen WALDGEFLÜSTER heute quasi als Co-Headliner: Eine Special-Show mit 90 Minuten Spielzeit steht auf dem Plan. Als Lokalmatadore wecken WALDGEFLÜSTER entsprechendes Publikumsinteresse: Der Club ist mittlerweile gesteckt voll und man wird das Gefühl nicht los, für viele der Anwesenden sind WALDGEFLÜSTER das Highlight des Abends.

Dieser Support der Fans wird von WALDGEFLÜSTER mit einer engagierten Show quittiert: Nicht nur Fronter Winterherz gibt alles – auch dem Rest der Band lässt sich mangelnder Einsatz nicht unterstellen. Zwar ist der Sound nicht durchweg einwandfrei, zumindest jedoch differenziert genug, um die Feinheiten im Songwriting der Münchner nicht zu verschlucken. Zwar ist der Black Metal der Truppe durchweg gut gemacht und mit einem Gastauftritt von Helge von Wolves Den bekommt die Show sogar noch ein echtes Highlight. 90 Minuten Spielzeit sind dann aber doch zu viel: Weniger bei den Musikern, als vielmehr beim Publikum sind gegen Ende der Show Ermüdungserscheinungen nicht zu verleugnen: Der Club leert sich merklich. Trotz allem eine souveräne Darbietung der Münchner.waldgefluester-02Um kurz nach 22:00 ist es schließlich Zeit für den Headliner, NEGURĂ BUNGET, die heute sowohl 20-jähriges Bandjubiläum als auch das zehnte Jubiläum ihres Meisterwerkes „Om“ feiern. Als Bandleader Negru das Set mit seinem Alphorn eröffnet, ist die Überraschung dennoch groß: Lediglich vier Mann stark unterscheidet sich die Formation merklich von NEGURĂ BUNGET, wie man sie sonst kennt.

negurabunget-02So sind die Folk-Elemente die Flöten, Xylophon und dergleichen heute lediglich als Audio-Samples vorhanden. Wo NEGURĂ BUNGET heute ihre experimentelle Ader ausleben, geht das hingegen ziemlich schief: So ist „Norilor“, dessen düstere, intensive Atmosphäre auf Platte allein auf Rhythmik basiert, heute aufgrund des vollkommen neben dem Takt getrommelten Semantrons fast eine Zumutung – und auch sonst spielt das Quartett alles andere als akkurat zusammen. Mag das auch schade sein – die Musik der Rumänen verfehlt ihre Wirkung trotz aller Abstriche nicht. Nicht zuletzt durch das Auftreten von Fronter Tibor Kati wirkt die Show streckenweise rockiger als auf CD.

So gelingt es NEGURĂ BUNGET trotz allem spielend, ihr Publikum für sich zu begeistern – nicht zuletzt durch eine gelungen zusammengestellte Setlist, die neben Songs vom aktuellen Album „Zi“ und dessen Vorgänger „Tau“ erfreulich viel Material vom Jubiläumsalbum „Om“ beinhaltet. [MG]negurabunget-03

So sehr man an der musikalischen Darbietung NEGURĂ BUNGET herumkriteln kann, muss man den Rumänen doch lassen, dass sie die Atmosphäre ihrer Alben auch heute – mit drastisch reduziertem Lineup – gekonnt in die Live-Situation übertragen können. In Kombination mit der WALDGEFLÜSTER-Vollbedienung sowie drei Shows vielversprechender Underground-Bands aus der Region ein Konzertabend, der Genrefans für wenig Geld viel zu bieten hat.

Publiziert am von und Simon Bodesheim

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