Konzertbericht: Nachtgeschrei w/ Musica Immortalis

05.04.2014 München, Spectaculum Mundi

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Letztes Jahr stellten die Folkmetaler NACHTGESCHREI in München ihren neuen Sänger Martin LeMar vor. 2014 kehrten die sieben Südwestdeutschen zurück, um mit ihrem aktuellen Album „Aus Schwärzester Nacht“ noch einmal an gleicher Stätte zu unterstreichen, dass sie mit ihrem neuen Gesicht eine richtige Entscheidung getroffen haben und wieder zurück sind. Vielleicht stärker denn je. 

Waren Nachtgeschrei 2013 noch alleiniger Gast im Spectaculum Mundi, so gesellte sich dieses Jahr erneut eben jene Vorgruppe zu den Folkmetalern, die bereits bei Hottis Abschiedskonzert 2012 den Abend eröffnete: die Lokalmatadoren MUSICA IMMORTALIS. Bei den Münchnern hat sich in der Zwischenzeit ebenfalls eine Menge getan: So verließ Sänger Lucipher die Combo und auch Saitenzupfer Macatus Lanius gab seinen Ausstieg bekannt. Dieser wurde von Monsignore Phisto ersetzt, während Sackpfeifer Pan Satyrus ans Mikro rückte und mit Geigerin Juno eine gänzlich neue Komponente Einzug bei den Folkmusikern hielt. Trotz (oder auch wegen?) all dieser Veränderungen ist das Septett musikalisch und kompositorisch weit von einer nennenswerten Szenerelevanz entfernt. Besonders der weibliche Gesang von Amelia ist noch stark ausbaufähig und einzig „Jerusalem“ sticht als kleiner Ohrwurm positiv hervor. Sonst lebt die Stimmung während des 45-minütigen Auftritts einzig von der Unterstützung des lokalen Publikums.

SONY DSCEben jene haben sich NACHTGESCHREI im Laufe der letzten Jahre fernab ihrer eigentlichen Heimat Frankfurt redlich erkämpft. Die Songauswahl orientiert sich 2014 stark am Set des Vorjahres, doch Sänger Martin hat sich insbesondere die rockigen Songs früherer Jahre wie „An mein Ende“ oder „Herzschlag“ noch mehr zu eigen gemacht, ohne diese Stücke dabei zu entfremden. Das neue Material wie „Flamme“, „Spieler“ oder der Titeltrack „In die Schwärze der Nacht“ scheint wiederum allen Musikern in Fleisch und Blut übergegangen zu sein: Immer wieder erklimmen Sackpfeifenspieler Nik und Joe mit seinem Akkordeon oder seiner Drehleier die beiden kleinen Podeste, um die Stimmung in der kleinen Halle anzuheizen, während Gitarrist Tilman und Bassist Oli regelmäßig ihre Mähnen schwingen. Besonders die kleine Support-Tour für Fiddler’s Green im letzten Herbst hat Früchte getragen und ließ den Namen NACHTGESCHREI wieder vermehrt auf der Folklandkarte in Erscheinung treten. Konsequenterweise werden die sieben Musiker dieses Jahr unter anderem noch auf dem Feuertanz Festival in Abenberg, auf Wacken und beim TANZT! zu sehen sein, um in neuer Besetzung an alte Zeiten anzuknüpfen.

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Litt Martin letztes Jahr noch unter gesundheitlichen Problemen, so erfreut er sich 2014 bester Gesundheit in der bayerischen Landeshauptstadt. Folglich gelingen auch die ruhigen Momente wie in „Herbst“ oder gegen Ende mit dem sinnbildlichsten Song der jüngeren Bandvergangenheit: „Ungebrochen“. Als der glatzköpfige Hüne zwischenzeitlich den Namen der Festivalreihe Musica Antiqua Viva mit dem der Vorband verwechselt, fällt es schwer ihm ernsthaft böse zu sein. Zu sympathisch, geerdet und publikumsnah gibt sich der Nachfolger von Gründungsmitglied Hotti. Dazu birgt er stimmlich zahlreiche Facetten, die bei künftigen Studioproduktionen und Live-Auftritten noch für folkige Furore sorgen dürften. Stücke wie „Der Ruf“ und „Am Ende der Zeit“ vom letzten Album deuten dieses Potential live bereits mehr an als bei den dazugehörigen Studioversionen.

SONY DSCBeim instrumentalen  “Na Sdrowje!”, vor dem die Musiker ein wenig Alkohol an die Besucher ausschenken, gönnt sich der Mann mit dem Kopftuch am Mikro eine Verschnaufpause, ehe er Teile des Publikums auf die Bühne einlädt, um gemeinsam das Tanzbein zu schwingen. Erst im Zugabenblock wird es mit einem Medley aus „Fiur“ und „Muspili“ erneut instrumental, ehe NACHTGESCHREI den kurzweiligen Konzertabend einerseits mit „Windstill“ rockig und andererseits mit „Ungebrochen“ ruhig ausklingen lassen.

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