Stille Zeit, schön und gut, aber irgendwann muss damit ja auch wieder Schluss sein. Das zumindest könnte das Motto des „Metallic X-Mas“ sein, das alljährlich am zweiten Weihnachtsfeiertag im Münchner Backstage über die Bühne geht und den Fans Schwarzmetall satt zu bieten hat.
Den Anfang machen in diesem Jahr die Münchner KVLTYST. Mit steril-weißem Bühnenlicht passend untermalt, bietet das Quintett dem Publikum gut 40 Minuten lang Post-Black-Metal, wie man ihn derzeit relativ oft zu hören bekommt. Wirklich einzigartig ist der Stil der Band nämlich leider nicht. Mit Hingabe und ordentlichem Sound dargeboten macht das Material zumindest am heutigen Abend live aber trotzdem Spaß und verleitet die ersten der rund 60 Weihnachtsflüchtlinge im Backstage Club zum Headbangen. Etwas mehr Mut zu Eigenständigkeit, auch was das mittlerweile doch recht abgegriffene Beleuchtungskonzept angeht, wäre dennoch wünschenswert.
Besser noch kommen im Anschluss GILGAMESH an: Die Black-Deather, zwischen Nile (ägyptische Thematik) und Behemoth (Musik und Bühnenoutfits) einzuordnen, haben sich mit ihrem starken Debüt „The Awakening“ und sehenswerten Auftritten bereits einen Namen gemacht. Während Sänger Emanuel Daniele früher à la Nergal auch die Gitarre händelte, wurde für diese Aufgabe mittlweile Christoph Lamprecht (Amplified Memory) verpflichtet. Dieser erfüllt seinen Job heute, als hätte er nie etwas anderes getan – Emanuel hingegen weiß die neu gewonnene Freiheit als instrumentloser Fronter noch nicht voll zu nutzen. Am Ende ist es jedoch eher der Sound, der der Show die Dynamik raubt: Die Gitarren sind heute mitunter allenfalls zu erahnen.
Um 21:00 stehen zum ersten Mal seit 2009 wieder UNLIGHT aus Baden-Württemberg auf einer Münchner Bühne. Optisch ganz die trve Black-Metal-Band mit Nieten und Corpsepaint, sind UNLIGHT von ihrem Auftreten her eher die Thrash-Band, die auch in ihrem Sound immer wieder durchblitzt: Mit grundsympathischen Ansagen und ohne viel Aufsehen zocken sich die Klettgauer durch ihr dreiviertelstündiges Set. Wenn auch nicht sonderlich innovativ, wissen UNLIGHT trotzdem zu gefallen – nicht zuletzt, weil diesmal auch der Sound in Ordnung geht. So wird dann auch zumindest in den vorderen Reihen erneut eifrig das Haupthaar geschüttelt – obgleich der Club eher leerer als voller zu werden scheint. Zum Abschluss legen UNLIGHT noch eine schmissige Version von Sodoms „Der Wachturm“ aufs Parkett – cool!
Mit WALDGEFLÜSTER sind im Anschluss die Lokalmatadore an der Reihe: Nicht erst seit ihrem dritten Album „Meine Fesseln“ gelten die Münchner als vielversprechende Hoffnung des deutschen Pagan-Black-Metal. Trotz aller Bemühungen seitens der Band ist heute aber nicht ihr Abend: Das Publikum ist nicht nur zahlenmäßig schon merklich reduziert, sondern auch nicht voll bei der Sache. Trotz engagierter Show und neuer Songs im Set bekommen WALDGEFLÜSTER nur verhaltenen Applaus – das kennt man (zumindest aus München) eigentlich anders. Zumal der Sound neuerlich alles andere als optimal ist, gehört dieser Auftritt definitiv nicht zu den besten von WALDGEFLÜSTER.
Nur noch gut 60 Fans füllen den Club eher spärlich, als um 23:25 schließlich MORTUARY DRAPE aus Italien auf die Bühne gehen und ihr „Ritual“ eröffnen: Massiver Weihraucheinsatz, ein Rednerpult und Grablichter zieren die Bühne, die Musiker hüllen sich sämtlich in Kutten. Auf den ersten Blick macht das Auftreten durchaus etwas her – wie die Musik der Italiener erschöpft sich jedoch auch das Konzept als Ganzes leider recht schnell: Wildness Perversion, Mastermind der bereits 1986 gegründeten Band, beschränkt sich recht unspektakulär aufs Verlesen seiner Messe, und auch die Songs entfalten unter den gegebenen Umständen keine sonderlich mitreißende Atmosphäre – was fehlt, ist (vielleicht auch dem Sound geschuldet) schlicht die Abwechslung. Dass heute nicht mehr all zu viel geht, merken auch MORTUARY DRAPE und sparen sich nach rund einer Stunde Spielzeit die geplante Zugabe von zwei Songs.Um halb eins ist schließlich Schluss – und wenn man ehrlich ist, gehört keine der gesehenen Shows zu den Anwärtern auf das Konzert des Jahres: Nicht nur der durchwachsene Sound ist am heutigen Abend fast bei allen Auftritten ein Problem. Auch die Bands präsentieren sich im etwas zusammengewürfelt wirkenden Billing durch die Bank recht unspktakulär. Das Publikum lässt sich die Stimmung davon nicht vermiesen und verabschiedet die Weihnachtsfeiertage gebührend – das Konzertjahr 2016 darf aber gerne stärker anfangen, als sich 2015 mit dem „Metallic X-Mas“ verabschiedet.