Konzertbericht: Metallica

26.04.2018 München, Olympiahalle

Bei Bands, die über 30 Jahre im Geschäft sind, fragt man sich immer: Wann ist der Punkt gekommen, dass sie alt werden? Dass es langweilig oder vielleicht sogar peinlich wird? 37 Jahre sind METALLICA nun unterwegs, und anders als bei ihren Bay-Area-Kollegen von Slayer denken die four horsemen nicht ans Aufhören: Mit ihrem nicht einhellig positiv aufgenommenen Doppelalbum „Hardwired … To Self-Destruct“ im Gepäck kommen METALLICA nun im Rahmen ihrer „Worldwired Tour 2018“ zurück nach Europa.

Und alt sind sie seit ihrer letzten Show in der Münchner Olympiahalle (2009) ohne Frage geworden: Lars Ulrich ein wenig dicklich, Kirk grau und James, ja, der gute James, lässt sich die Songtexte mittlerweile auf Telepromptern einblenden, zumindest sicherheitshalber. In den Spielpausen steht dort, von einer Deutschlandfahne unterlegt: „Munich, Germany“. Das sind die Metallica, die bisweilen lange Pausen machen zwischen den Songs und deren neue Stücke (bis auf die schon auf dem Album auszumachenden Ausnahmen) nicht so knallen wie die alten Hits, sodass sich der Jubel über „more new stuff“ in Grenzen hält.

Aber dann sind da – und das zum Glück die meiste Zeit des beachtliche zwei Stunden und fünfzehn Minuten langen Sets – noch die anderen, die „alten“ METALLICA. Die auch nach 37 Jahren noch Bock auf den Rock-Zirkus haben, im Applaus baden und sich diesen hart erarbeiten: mit messerscharfen Riffs wie im Überhit „Master Of Puppets“ wie auch gefühlvollen Momenten („Halo On Fire“, „One“ und natürlich dem obligatorischen „Nothing Else Matters“). Die mit dem Publikum scherzen, sich über den neunjährigen Dominik in der ersten Reihe freuen und just for fun bei jedem Konzert der Tour einen für die Stadt typischen Song jammen: In München fällt die Wahl auf den Gassenhauer „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang, den Rob Trujillo mit Unterstützung von Kirk Hammett an der Gitarre und 12 000 Münchner Kehlen als Background-Vocals beeindruckend souverän raushaut.

Die große Show haben METALLICA dabei nicht nötig: Das bereits von früheren Touren bekannte Konzept der 360°-Bühne in der Hallenmitte und eine Reihe LED-Würfel, die von der Hallendecke um die Bühne herum heruntergelassen werden können und als gestückelte Leinwand dienen, sind lange die einzigen Showelemente. Nur einmal kurz – dafür eindrucksvoll – lassen METALLICA durchblicken, dass sie könnten, wenn sie wollten: Zu „Moth Into Flame“ lassen sie eine Unzahl LED-bestückter Drohnen-„Motten“ aufsteigen, die den Song über in fast anmutiger Choreographie  über der Bühne tanzen – und damit mal eben die ganz große Show vom Stapel.

War die Rockavaria-Show vor drei Jahren noch eine echte Best-of-Show, liegt der musikalische Fokus heute natürlich auf „Hardwired … To Self-Destruct“, das mit ganzen sieben Songs im Set repräsentiert ist – gefolgt vom „Black Album“ mit vier und „Master Of Puppets“ mit zwei Stücken. „Death Magnetic“, „St. Anger“ und „Load“ bleiben gänzlich unbeachtet, und auch auf den einen oder anderen Klassiker wartet man heute vergeblich. Die Stimmung, der Sound und die Spielfreude, die METALLICA an den Tag legen, wissen das zu kaschieren – wenn der gemeine Fan vielleicht auch lieber ein „Four Horsemen“ oder „The Unforgiven II“ als das Killing-Joke-Cover „The Wait“ oder einen Percussion-Jam aller vier METALLICA-Mitglieder in „Now That We’re Dead“ gehört hätte.

  1. Intro – The Ecstasy Of Gold (Ennio Morricone)
    Hardwired
  2. Atlas, Rise!
  3. Seek & Destroy
  4. Holier Than Thou
  5. Welcome Home (Sanitarium)
  6. Now That We’re Dead
  7. Confusion
  8. For Whom The Bell Tolls
  9. Halo On Fire
  10. Skandal im Sperrbezirk (Spider-Murphy-Gang-Cover)
  11. (Anesthesia) Pulling Teeth
  12. The Wait (Killing-Joke-Cover)
  13. Fuel
  14. Moth Into Flame
  15. Sad But True
  16. One
  17. Master Of Puppets
  18. Spit Out the Bone
  19. Nothing Else Matters
  20. Enter Sandman/li>

Als METALLICA ihr Set nach gut zwei Stunden mit ein bisschen Feuerwerk und „Enter Sandman“ statt wie gewohnt „Seek & Destroy“ (das bereits zu Beginn der Show gespielt wurde) beenden, sind solche Feinheiten egal: Am Ende bleiben METALLICA eben METALLICA – und eine METALLICA-Show bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Nur, sind wir ehrlich: KVELERTAK, die sich im Vorprogramm gerade einmal 35 Minuten lang beweisen dürfen, hätte man fairerweise nicht eingeladen. Mit auf gefühlt die Hälfte der angemessenen Lautstärke gedrosselter PA bekommen die Norweger heute keine echte Chance, sich angemessen zu präsentieren.

Titelfoto: Uta A.

Publiziert am von

Fotos von: Aris Tzikas (Gastredakteur)

5 Kommentare zu “Metallica

    1. Ein Satz ist nachgetragen, mehr ist irgendwie bei den gegebenen Unständen nicht sinnvoll. Die Band hat ja auch keine Chance bekommen …

  1. Nur 2 Korrekturen:
    Mit Fuel war sehr wohl ein Song von der Reload in der Setlist vorhanden und die 360-Grad-Bühne haben Metallica schon seit 1997, wo ich sie auf der Load-Tour gesehen habe (vllt sogar früher, aber das war zumindest mein erstes Metallica-Konzert).

    1. Besten Dank für deine Anmerkung – du liegst natürlich in beiden Punkten richtig. Wir haben den Text entsprechend angepasst. Beste Grüße und bleib uns als Leser treu!

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