Konzertbericht: Mantar w/ Kvelertak, Urne

28.02.2025 München, Theaterfabrik

Für das Frühjahr 2025 haben sich MANTAR und KVELERTAK als Doppel-Headliner angekündigt. Musikalisch passen die zwei Bands ja auch gut zusammen – ihre Karriere betreffend könnten sie aber nicht weiter auseinanderstehen: Während sich MANTAR nach den strapaziösen Arbeiten am letzten Album wieder zusammengerauft und kurzerhand einen extrem erfolgreichen Nachfolger geschrieben haben, sind die großen Erfolge von KVELERTAK schon einige Jahre her und die Band befindet sich in Auflösung. In der Theaterfabrik in München steht also nicht nur ein freudiges Wiedersehen mit dem MANTAR-Duo auf dem Programm, sondern auch der Abschied von KVELERTAK, die hier und heute die „für absehbare Zeit“ letzte Show ihrer Karriere spielen.

Den Anfang in der bizarren Event-Location mit ihren Fake-Ladenzeilen und den pseudoprunkvollen Kronleuchtern an der Decke machen jedoch erst einmal URNE. Das Trio aus London spielt zwar motiviert auf, die brachiale Energie und den punkig-rohen Charme, den die Songs auf den bislang zwei Alben der Band entfalten, können die Briten aber leider nicht reproduzieren. So bleibt der Auftritt musikalisch enttäuschenderweise sehr blass. Die Publikumsreaktionen sind dann auch eher verhalten: Wer die Songs nicht schon vorab gut kennt und gerne mag, erlebt in den gebotenen 30 Minuten wohl kein Erweckungserlebnis. Vielleicht funktioniert die Musik des Trios in einem kleinen Club aber auch einfach besser.

  1. The Flood Comes Rushing In
  2. Becoming The Ocean
  3. Serpent & Spirit
  4. The Palace Of Devils & Wolves
  5. The Burden
  6. Desolate Heart

Bereits als Zweites sind KVELERTAK an der Reihe. Am Abend der bis auf Weiteres letzten Show der Band kommt das überraschend, hätte man doch erwartet, dass die Combo diesen Abend gebührend und vielleicht sogar mit der einen oder anderen Überraschung feiert. Ob den Bandmitgliedern freilich zum (gemeinsamen) Feiern zumute ist, darf angezweifelt werden: Dass Gitarrist Bjarte Lund Rolland nur wenige Tage nach Tourstart im November 2024 abgesprungen und nach Hause gefahren war, lässt nicht gerade Partystimmung im KVELERTAK-Camp vermuten. Im Gegenteil: Als könnte es ihnen nicht schnell genug gehen, sieht die Tourplanung den Heimflug noch am gleichen Abend vor. Zwar ist die Theaterfabrik in der Tat flughafennah gelegen, etwas befremdlich wirkt es dann aber doch, dass das KVELERTAK-Merch noch vor dem heutigen Headliner abgebaut wird und die Band quasi von der Bühne aus ins Flugzeug springt.

Statt einer Abschiedsparty als Headliner oder zumindest einem mit Gastauftritten der Kollegen von Mantar oder Urne gespickten Tourabschluss legen KVELERTAK also noch schnell ein letztes Routine-Set aufs Parkett. Nur Sänger Ivar Nikolaisen wirkt, als hätte er mal wieder seine ganz eigene Party am Laufen: Ob in skurrilen Ansagen („In Germany you have everything, from Einstein to Rammstein“) oder Aktionen (als er auf der Barrikade herumturnt und statt zum Crowdsurfen ins Publikum fast rücklings in den Graben fällt) – ganz bei sich oder gar bei der Sache ist Nikolaisen nicht. Wennschon die kraftvolle, ansonsten durchweg tight dargebotene Musik der Norweger von der ersten Minute an für Bewegung im Publikum sorgt und KVELERTAK nach 60 Minuten mit lautem Jubel verabschiedet werden: Vielleicht ist es ganz gut, dass die Band eine Besinnungspause einlegt. Spannend bleibt, was genau KVELERTAK unter „für absehbare Zeit“ verstehen: Spricht Nikolaisen zunächst noch von „last show … for a while“, heißt es später: „We will be back … maybe soon!“

  1. Krøterveg Te Helvete
  2. Blodtørst
  3. Crack Of Doom
  4. Motsols
  5. Rogaland
  6. Døgeniktens Kvad
  7. Likvoke
  8. Heksebrann
  9. Kvelertak
  10. Åpenbaring
  11. Endling
  12. Bruane Brenn
  13. Mjød
  14. Bråtebrann

Für MANTAR lief die Tour zuletzt krankheitsbedingt durchwachsen: Das Duo musste gleich mehrere Shows ausfallen lassen. Am Vortag wieder zurück im Programm, ließ Drummer Erinç womöglich nicht ganz ironiefrei verlauten: „Ich bin zwar endkrank, aber Wiesbaden wollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Was Erinç von München hält, ist nicht bekannt – um 22:05 Uhr kommen MANTAR jedenfalls auf die Bühne der Theaterfabrik und lassen keinerlei Anzeichen auf Schwächung erkennen: Los geht es mit „Age Of The Absurd“, und wennschon das Publikum in den vorderen Reihen durchgewechselt hat, ist die Stimmung nicht minder gut als zuvor bei Kvelertak. Neben dem astreinen Sound dürfte das nicht zuletzt an der energiegeladenen Darbietung des Power-Duos liegen – und an Hannos gewohnt humorigen Ansagen, der die Lüster an der Decke gleich noch als MANTAR-Serviceleistung anpreist und dem Publikum mit dem altbekannten Witz „uns ist es ja egal, wir sind arbeitslos – aber morgen ist Samstag“ einheizt.

In der zweiten Set-Hälfte wagen sich die beiden an einen Block aus gleich vier Stücken vom neuesten Album „Post Apocalyptic Depression“, die live noch mal räudiger reinhauen als schon in ihren Studioversionen, ehe es für das letzte Drittel zu den absoluten Klassikern geht. Gerade als die Stimmung mit den letzten Akkorden von „Era Borealis“ auf dem Höhepunkt ist, wird der Band allerdings mitgeteilt, dass die Show nun zu Ende ist – aus Lärmschutzgründen darf in der Theaterfabrik nur bis 23:00 Uhr musiziert werden. Der geplante letzte Song, „White Nights“ bleibt dem Münchner Publikum deswegen vorenthalten – man nimmt es Hanno aber voll und ganz ab, wenn er sagt: „Keiner ist angepisster als wir“ und wohl nur halb-ironisch fragt, ob jemand weiß, wo der Veranstalter wohnt: „Wir gehen jetzt alle zu dem nach Hause und saufen!“

  1. Age Of The Absurd
  2. Spit
  3. Astral Kannibal
  4. Egoisto
  5. Oz
  6. Obey The Obscene
  7. Absolute Ghost
  8. Rex Perverso
  9. Cosmic Abortion
  10. Halsgericht
  11. Hang ‚Em Low (So The Rats Can Get ‚Em)
  12. Era Borealis

Spätestens jetzt ist nicht mehr schönzureden, was sich über den Abend aufsummiert hat: Als wären die Anfahrt (zu wenig Parkplätze, öffentlich nur alle 20 Min. via S-Bahn), die Preise (Bier: 5,50 €, Garderobe 4 €) und die Organisation (lange Schlangen – auch während der Shows – am viel zu klein bemessenen WC, sowie nach Veranstaltungsende an der Garderobe) nicht schon genug, offenbart sich die Location durch die strikte Lärmschutz-Deadline als für Konzerte nur mäßig geeignet – zumindest wenn der Zeitplan nicht entsprechend angepasst wird.

Dass zwischen Einlass und Beginn eine volle Stunde verstreicht, die Spielzeit des Headliners aber ohne Puffer mit dem verbindlichen Veranstaltungsende zusammenfällt, ist schlechtes Zeitmanagement. Zumal nicht nur MANTAR, sondern auch KVELERTAK von einer etwas entspannteren Planung profitiert hätten. So endet ein Konzertabend, der mit einer bis dahin bockstarken MANTAR-Show und dem (vorerst) letzten KVELERTAK-Auftritt viel zu bieten hatte, für Fans wie Bands unbefriedigend abrupt. Immerhin: MANTAR (und wohl auch URNE) dürfte man bald mal wieder sehen – und um KVELERTAK ist es (in der aktuellen Verfassung) gar nicht so schade.

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